Schmackhafte und naturbelassene Köstlichkeiten in höchster Bio-Qualität zu kochen und zu servieren ist eine Sache. Wirklich abgerundet werden solche Speisen aber erst in einem nicht minder natürlich aussehenden Ambiente.
Speisen und das Ambiente, in dem sie serviert und genossen werden, gehen eine ausnehmend tiefe psychologische Verbindung ein. Für den Geschmack allein mag es vielleicht einen vernachlässigbaren Unterschied ausmachen, ob die wie ehedem produzierten Fleischspezialitäten einer Tanya Giovanoli in einem modernen, chromglänzenden Raum eingenommen werden oder einer rustikalen Stube – das gilt jedoch nicht für das Gesamtpaket namens Genuss.
Eine mit ausgesuchten Naturzutaten und höchster Kochkunst vollendete Mahlzeit zu geniessen ist ein Vorgang, der sämtliche Sinne beansprucht und erfreut – und dazu gehört auch das Umfeld. So, wie ein klassischer Cheeseburger in einem amerikanischen Diner-Umfeld am besten mundet, frischgefangener Lachs auf der Seeblickterrasse am besten schmeckt, verhält es sich auch mit hochwertigen Biolebensmitteln: Das Erlebnis ist einfach ein anderes, ein vollkommeneres, wenn diese in einer nicht minder naturnah wirkenden Location serviert werden.
Allerdings bedeutet das natürlich, mitunter tiefgreifende Änderungen an Einrichtung und Ausstattung vorzunehmen – doch es lohnt sich.
Was bedeutet naturnahe Ausstattung? Es heißt nicht, alles in unbearbeitet wirkender Rustikal-Optik einzurichten. Allerdings sollte durchaus grosses Augenmerk darauf gelenkt werden, dass die Natürlichkeit nicht nur innewohnt, sondern auch sichtbar ist.
Hier ist es ein grosser Vorteil, dass die Einrichtungs- und Baustoffindustrie längst auf die erhöhte Nachfrage im Zuge des gestiegenen Umweltbewusstseins reagiert hat. Für praktisch alles zwischen Boden und Decke gibt es heute naturbelassene, nach alten Vorgehensweisen und durch Abwesenheit moderner Bauchemie brillierende Alternativen – vielfach auch zu Preisen, die nur wenig über denen herkömmlicher Materialien liegen.
Wände und Decken werden durch Bauchemie oftmals regelrecht versiegelt. Man sieht es ihnen vielleicht nicht direkt an, aber spätestens das Raumklima verrät, dass hier Silikon, Kalkzement und Ähnliches Einsatz fand.
Dabei kann die Umwandlung eines Restaurants in ein sichtlich natürliches Ambiente völlig simpel beginnen: mit Lehmputz. Der besteht, wie der Name schon sagt, aus Lehm, dazu Sand und mitunter weiteren Zuschlagstoffen – etwa Naturpigmente, wodurch der Putz ohne zusätzlichen Anstrich eingefärbt wird.
Das ergibt je nach Putztechnik nicht nur einen spannenden Look, sondern hat klimaregulierende Eigenschaften – Lehm ist ein ausgezeichneter Feuchteregulator und hält so das Raumklima jederzeit auf gleichhohem Niveau. Überdies lassen sich Schäden auf einfachste und günstigste Weise beheben.
Viele Texte zur gastronomischen Farbpsychologie wurden bereits erstellt. Doch auch wenn die Farbindustrie es vermag, hunderttausende Nuancierungen weit jenseits der etablierten RGB-Farbpalette wiederzugeben, so sollte es mit der Natur als Stilberaterin doch nur eine etwas beschränktere Auswahl geben.
Das heisst, zwischen Wand, Decke und allen Einrichtungsgegenständen sollten nur Farbtöne und -kombinationen Verwendung finden, die Natur widerspiegeln. Das muss keine Beschränkung auf Grün- und Brauntöne bedeuten; auch Mutter Natur kann eine wahre Farbenpracht entfalten. Nur sollten es keine grellen, sichtlich künstlich wirkenden Töne sein – Chromglanz etwa, oder wilde Farbvielfalten auf engem Raum.
Um eine Vorstellung davon zu bekommen, kann es helfen, Naturbilder im Netz anzuschauen und so das Auge für die dort vorherrschenden Töne zu schärfen. Es muss nur gelingen, den Blick nicht auf das Motiv zu fokussieren, sondern nur die Farben zu sehen.
Der beste Gästeblick auf die Natur ist der, der höchstens durch Glas getrennt erfolgt. Aber was, wenn es rings um das Restaurant schlicht an ansehnlichen Naturaussichten mangelt? Etwa, weil die Location mitten in bebautem Gebiet steht? In dem Fall sollte an den Wänden auf andere Weise ein Blick auf und in die Natur ermöglicht werden.
Auch hier gibt es gleich mehrere Alternativen in Form von Fotos: Leinwand, bedrucktes Metall, Acrylglas, um nur einige zu nennen. Mit solchen Dekorationen lassen sich auch ohne Fenster imposante Naturbilder an die Wände bringen. Doch woher sollte das Bildmaterial stammen? Auch da gibt es eine breite Auswahl:
Natürlich sollte bei der Motivfindung immer auch die thematische Ausrichtung des Restaurants eine zentrale Rolle spielen – wer sich auf ursprüngliche schweizerische Küche spezialisiert hat, sollte vielleicht nicht unbedingt Bilder der Provence oder Südostasiens nehmen, sondern ebenfalls Einheimisches.
Wie erhält der Fussboden eines Speiseraumes einen natürlichen Look? Nun, manchen fiele vielleicht Holz ein, speziell in Form von Dielenböden. Die mögen zwar tatsächlich einen natürlichen Background haben, sind aber für diese spezielle Anwendung eher suboptimal:
1. Ein Holzboden baut recht hoch. Nachträglich ist das nur schwer zu realisieren. Es macht den Raum niedriger, erfordert das Kürzen der Türen an den Unterseiten.
2. Selbst Hartholzböden leiden unter dem Kommen, Gehen und Stühlerücken des Restaurantbetriebs. Auch der Hygiene wegen müssen sie deshalb umfangreich versiegelt werden – entweder mit sehr unnatürlichen Lacken oder Holzölen, die jedoch regelmässige Auffrischung benötigen.
3. Sobald die Versiegelung irgendwo beschädigt ist, kann das darunterliegende Holz durch verschüttete Getränke, aber auch normales Durchwischen quellen und so rasch unansehnlich werden.
Allerdings gibt es eine robuste und nicht minder natürliche Alternative: Natursteinböden. Auch sie sind in zahllosen Formen zwischen anthrazitfarbenem, grobbehauen wirkendem Felsstein und auf Hochglanz poliertem Marmor erhältlich. Die Vorteile sind immer gleich: Ein buchstäblich steinharter Boden, dem selbst der Trubel eines bestens frequentierten Restaurants ebenso wenig ausmacht wie schärfste Reinigungsmittel. Ein Boden fast für die Ewigkeit und der je nach Machart und Verlegetechnik so wirkt, als wäre das Restaurant ohne Boden direkt in die Natur gesetzt worden.
Ein frischer Blumenstrauss auf den Tischen. Nicht nur eine schöne Dekoration, sondern auch sichtbare Natur – eigentlich. Denn neben der Tatsache, dass Schnittblumen ein immerwährender Kostenfaktor sind, stehen sie tatsächlich für eine reichlich falsche Interpretation des Naturgedankens:
Auf einen blumigen Touch verzichten muss deshalb niemand. Nur sollten andere Massstäbe für diese Art der Dekoration angelegt werden: Es sollte sich in jedem Fall um Topfpflanzen handeln. Nicht nur weil sie ungleich länger halten, sondern auch, weil sie eine andere Botschaft transportieren.
Und wer der Natur wirklich etwas Gutes tun will, informiert sich anhand der offiziellen roten Pflanzenlisten der Schweiz: Viele bei uns heimische Pflanzen sind akut vom Aussterben bedroht. Sie zunächst als Deko im Restaurant zu nutzen und nach einigen Monaten vielleicht ins Freiland zu setzen, ist gelebter Artenschutz – der nicht minder gut aussieht als Astern, Gänsefuss oder Hyazinthen.