Heime & Spitäler 08.08.2025

Heime: Social-Media-Tipps

Starten Sie mit Social Media durch! Sebastian Früh, Social-Media-Experte der Pflegebranche, erklärt, wie Pflegeheime eine erfolgreiche Strategie entwickeln, Plattformen wählen und Privatsphäre wahren können.

Sebastian Früh

Professor Digitale Strategien

Das Forschungsfeld von Sebastian Früh sind «Digitale Strategien und KI» an der Fachhochschule Graubünden. Er ist ein Social-Media-Experte, der sich mit den Besonderheiten der Pflegebranche auskennt und mit vielzähligen Gesundheitsorganisationen zu diesem Thema zusammenarbeitet.



1. Wie starten Pflegeheime optimal mit Social Media?

Der Einstieg in Social Media erfordert mehr als ein Profil zu erstellen. Eine Strategie mit Zielen, Zielgruppen und einer drei- bis sechsmonatigen Roadmap ist essenziell. Dabei kann künstliche Intelligenz (KI) helfen. Doch auch mit KI bleibt der Aufwand hoch: Es braucht klare Verantwortlichkeiten und Ressourcen. Je nach Heimgrösse sind 20 bis 60 Prozent eines Jahrespensums nötig, um die Kanäle aktiv zu betreuen, strategisch zu bespielen und die Interaktion mit Zielgruppen zu optimieren.



2. Wie macht Social Media Pflegeheime bekannter?
 

Social Media hat sich stark verändert. Früher erzielten organische Beiträge (nicht bezahlte Posts) gute Reichweiten, heute sind es nur noch etwa ein Prozent der Follower. Pflegeheime sollten daher finanziell investieren, um sichtbarer zu werden. Kooperationen mit anderen regionalen Organisationen auf Social Media bieten zusätzliche Chancen, um interessante Inhalte zu erstellen. Der Fokus sollte dabei auf Branding liegen, nicht auf Verkaufsförderung.

 

3. Wie schützen Pflegeheime die Privatsphäre von Personen?


Die Erstellung von Inhalten für Pflegeheime und Spitäler ist sensibel. Es ist empfehlenswert, betroffene Personen um Erlaubnis zu fragen, bevor Bildmaterial veröffentlicht wird. Bei Patienten-/Bewohnergeschichten muss die Kommunikationsabteilung die rechtliche Situation klären. Pflegeheime benötigen einen Kommunikationsmix aus Informationen zu Heimen, Leistungen, Bewohnenden, Personal und aktuellen Pflegeentwicklungen. Persönlichkeitsrechte müssen gewahrt bleiben, da Inhalte öffentlich zugänglich sind.

 

 

4. Welche Plattformen eignen sich für Pflegeheime?

Die passende Plattform hängt von der Strategie ab. Facebook ist bei älteren Personen dominant und wächst stark bei über 65-Jährigen. Um das familiäre Umfeld der Pflegeheimbewohner anzusprechen, können Instagram, TikTok oder YouTube relevant sein. Da oft mehrere Angehörige in die Pflegeheimauswahl einbezogen werden, sollten diese Plattformen in der Social-Media-Strategie berücksichtigt werden. Eine pauschale Empfehlung ist schwierig, da die Zielgruppen variieren.

 

5. Wie steigern Pflegeheime Reichweite und Engagement?

Laut dem IGEM-Digimonitor war 2024 in der Schweiz Instagram (3.8 Mio. Nutzer) führend, gefolgt von Facebook (3.3 Mio.) und LinkedIn (2.7 Mio.). Beiträge zu eigenen Leistungen, Ratgeber- und Gesundheitsthemen finden hohe Resonanz. Unsere Studie (FH Graubünden, 2021) zeigt, dass Schweizer solche Inhalte erwarten. Die Posts sollten auf demo- und geografische Merkmale wie Alter und Wohnort sowie Interessen der Zielgruppen (Angehörigen, Pflegefachpersonen etc.) ausgerichtet werden. Das steigert Reichweite und Engagement. Kurze Videobeiträge sind besonders gefragt. Pflegeheime ohne Kommunikationsabteilung könnten eine Agentur hinzuziehen.