
Wer heute in einer modernen Jugendherberge übernachtet, findet viele Annehmlichkeiten. Ein Beispiel dafür ist das «wellnessHostel4000 Saas-Fee»: Neben ansprechenden Mehrbettzimmern gibt es einfache, aber stylishe Zimmer mit eigenem Bad, dazu ein Wellnessbereich, ein Fitnessraum sowie ein À-la-carte-Restaurant. Das Gesamtkonzept sorgt zum einen für zeitgemässen Gästekomfort. Zum anderen gehört eine zukunftsweisende Energieversorgung dazu, und zwar nach funktionellen wie ästhetischen Gesichtspunkten. Die gesamte Dachfläche der Jugendherberge ist mit Solarmodulen belegt. Sie harmonieren mit der Hausfassade aus dunklem Holz. Weiterer Pluspunkt: Die Solarmodule machten eine zusätzliche Dacheindeckung überflüssig (siehe gelbe Box).
«Die Installation einer Solaranlage lohnt sich und ist notwendig, um die Klimaziele zu erreichen.»

SCHÖN UND EFFIZIENT
Wer für sein Hotel oder Restaurant eine Solaranlage sucht, die nicht nur funktional, sondern auch optisch ansprechend ist, hat verschiedene Möglichkeiten. Egal, ob es sich um einen Neubau, ein historisches oder ein denkmalgeschütztes Gebäude handelt.
- Eine Möglichkeit sind Solarziegel, die als vollwertiges Dachmaterial dienen und sich optisch homogener in die Gebäudehülle einfügen als aufgesetzte Solarmodule. Solarziegel können verschiedene Designs haben, beispielsweise aussehen wie traditionelle Schieferdächer.
- Auch die noch wenig verbreiteten Solarfassaden oder Indachanlagen bieten sich als Designelemente an und können Gastronomiebetriebe optisch aufwerten. Ein weiterer Vorteil dieser integrierten Lösungen ist die geringere Belastung der Dachstatik bei Bestandsgebäuden im Vergleich zu aufgesetzten Anlagen. Zudem können gebäudeintegrierte Photovoltaikelemente Material und Montagekosten einsparen, da sie herkömmliche Dacheindeckungen oder Fassaden ersetzen.
- Allerdings erfordern solche Lösungen eine genauere Planung und individuelle Anpassung an das Gebäude.
- Bei der Frage, welche Anlage zu welchem Betrieb am besten passt, können Planungs- und Installationsfirmen weiterhelfen. Die meisten Firmen sind im Verzeichnis des Branchenverbands Swissolar gelistet, abrufbar unter www.solarprofis.ch.
Weniger Stromkosten
Die Anlage hat eine Leistung von 60 Kilowatt Peak (kWp). Daraus ergibt sich ein jährlicher Ertrag von 40'000 Kilowattstunden (kWh). «Somit decken wir etwas mehr als ein Viertel unseres Strombedarfs mit Sonnenenergie», sagt Hans-Urs Häfeli, stellvertretender CEO der Schweizerischen Stiftung für Sozialtourismus. Diese ist für den Bau und den Unterhalt von Jugendherbergen zuständig. Entsprechend haben sich die Stromkosten in Saas Fee um ein Viertel verringert. Insgesamt werden die neuen und umgebauten Jugendherbergen laut Hans-Urs Häfeli nach hohen Umweltstandards realisiert – neben Solarenergie gehören Minergie, Wärmerückgewinnung und Strom aus Wasserkraft dazu. «Seit dem Jahr 2000 konnten wir die CO₂-Effizienz bereits um 66 Prozent steigern. Nun wollen wir im Rahmen der Klimastrategie Netto-Null möglichst noch vor 2050 die CO₂-Emissionen um 90 Prozent senken», sagt der stellvertretende CEO. Seine Bilanz: «Die Installation einer Solaranlage lohnt sich und ist notwendig, um die Klimaziele zu erreichen.»
Auffällig unauffällig
Ökologisch verantwortungsvoll zu handeln, ist auch der Brunni-Bahnen Engelberg AG ein Anliegen. Zumal sich das von ihr erschlossene Ski- und Wandergebiet im Kanton Obwalden mit seiner Südhanglage gut für die Solarstromproduktion eignet.
«Als unser Berglodge Restaurant Ristis umgebaut wurde, haben wir das Momentum genutzt und eine Solaranlage installieren lassen.»

«Als unser Berglodge Restaurant Ristis umgebaut wurde, haben wir das Momentum genutzt und eine Solaranlage installieren lassen», schildert Brunni-Bahnen-Geschäftsführer Roman Barmettler. Die gesamte Dachfläche für die Anlage zu nutzen, damit wagten die Brunni-Bahnen vor ein paar Jahren etwas Neues. Die Rückmeldungen von anderen Bergbahnbetreibern und Gästen fielen positiv aus. Das Dach mit den rautenförmigen Solarziegeln steht einerseits für eine innovative Lösung. Andererseits fügt es sich unauffällig in die traditionelle Bauweise der Region ein und erfüllt die strengen Vorgaben im Landschaftsschutzgebiet.

Die 97kWp starke Anlage erzeugt pro Jahr 70'000kWh. Der Energiebedarf der Berglodge konnte um 42 Prozent reduziert werden. Mit ihren insgesamt vier Solaranlagen decken die Brunni-Bahnen 25 Prozent des ganzjährigen Energiebedarfs. Der Anteil soll mit weiteren Solaranlagen kurzfristig auf ein Drittel erhöht werden. Roman Barmettlers Tipp für die Planung: Referenzprojekte suchen und sich mit anderen Betrieben austauschen. Dies gebe ein gutes Grundgefühl. Empfehlenswert sei darüber hinaus, sich die Situation vor Ort mit einem lokalen Elektroplaner anzuschauen und im Vorfeld die Fördermöglichkeiten abzuklären.
Christof Bucher
Professor für Photovoltaiksysteme an der Berner Fachhochschule

Bei der Planung einer Solaranlage gleich an den künftigen Strombedarf zu denken – dies rät Christof Bucher, Professor für Photovoltaiksysteme an der Berner Fachhochschule.
Was ist bei architektonisch ansprechenden Solaranlagen zu beachten?
Indachanlagen lohnen sich finanziell meist nur im Zusammenhang mit einer Dachsanierung. Um eine ansprechende Anlage zu installieren, wird diese deshalb am besten gemeinsam mit einer Dachsanierung geplant.
Worauf kommt es bei der Dimensionierung und dem Wirkungsgrad an?
Wirkungsgrade sind heute bei praktisch allen Produkten im Bereich von 20 bis 25 Prozent. Bei der Dimensionierung schaffen es Hotels und Restaurants oft nicht, den eigenen Energiebedarf abzudecken. Hinzu kommt, dass der Bedarf tendenziell steigt, weil etwa Elektroautos der Gäste geladen werden. Deswegen empfehle ich, das Dachpotenzial möglichst maximal auszunützen. Nicht zuletzt, um für die Zukunft gerüstet zu sein.
Welche Besonderheiten gibt es in Berglagen?
Bei alpinen Lagen sind flache Dächer im Winter oft lange Zeit schneebedeckt, wenn der Strombedarf am grössten ist. Solaranlagen auf Steildächern, stark geneigte oder sogar vertikale Module auf Flachdächern sind deshalb vorteilhaft. Fassaden sind für die Winterstromversorgung ein grosser Trumpf. Dank der tief stehenden Sonne scheint diese im Winter fast senkrecht auf die Solarmodule an der Fassade. Sie produzieren deshalb im Winter ebenso viel oder in den Bergen sogar mehr Strom als im Sommer.
Welche Fördermöglichkeiten gibt es?
Für Solaranlagen ist die Förderung grundsätzlich national organisiert. Es werden insbesondere Einmalvergütungen bezahlt, das heisst eine Investitionshilfe in Abhängigkeit von der Anlagengrösse. Gewisse Kantone und Gemeinden haben zusätzlich eigene Fördermöglichkeiten.