Coverstories Porzellanfabrik Langenthal AG 01.10.2012

Porzellan von Suisse Langenthal

Seit mehr als 100 Jahren die stilbildende Synthese von Geschmack und Qualität.

Die Porzellanfabrik Langenthal AG wird Anfang des 20. Jahrhunderts in der gleichnamigen Kleinstadt im Oberaargau gegründet. Noch heute ist «Suisse Langenthal», wie das Porzellan heisst, die bekannteste Porzellanmarke der Schweiz. «Wer an Porzellan denkt, denkt an Suisse Langenthal», bilanziert Adrian Berchtold, Geschäftsführer des Traditionsunternehmens, im Begleitbuch zur Ausstellung «Die Porzellanmanufaktur Langenthal, zwischen Industriedesign und Sonntagsgeschirr», die gegenwärtig im Musée Ariana in Genf die Erfolgsgeschichte des Schweizer Geschirrs dokumentiert. Porzellan von Suisse Langenthal hat die Schweizer Haushalte über Jahrzehnte stilgebend geprägt. Aus der professionellen Gastronomie ist es nicht mehr wegzudenken. Sei es das Quartierrestaurant um die Ecke, das beste Hotel der Stadt oder die renommierteste Klinik, selbst im verträumten Resort auf den Malediven oder in der pulsierenden Metropole am anderen Ende der Welt prägt Suisse Langenthal die Tischkultur. Und wer seinen guten Namen auf ein Geschenk von höchster Güte gedruckt haben will, denkt sofort an Porzellan aus Langenthal.

Hightech und Handwerk

Die Produktion der Weissware findet heute in modernsten Produktionsanlagen in Tschechien statt. Im neuzeitlichen Druckgussverfahren kommen Hightech-Roboter zum Einsatz. Noch immer aber werden zum Beispiel die Henkel von Hand an den Rumpf der Tasse oder Kanne gebracht. «Die Porzellanherstellung ist und bleibt ein Handwerk. Noch heute steht bei vielen Arbeitsgängen der Mensch im Zentrum, wenn das Porzellan entsteht», erklärt Berchtold diesen Schritt. Gebrannt wird das Porzellan in einem Ofen der neusten Generation, welcher die Emissionen auf einen Bruchteil reduziert. Die anschliessende Dekoration der Porzellanserien findet grösstenteils noch auf traditionelle Weise statt. Die gedruckten Schiebebilder werden von Hand übertragen, Linien, sogenannte Filets, oder Bänder von Hand auf das Porzellan gemalt. War früher die Porzellanmalerei ein Lehrberuf, so ist heute übrigens die letzte angestellte Porzellanmalerin der Schweiz in Langenthal am Werk.

«Wer an Porzellan denkt, denkt an Suisse Langenthal.»

 

Auf intensive Beanspruchung ausgelegt

Hotelporzellan von Suisse Langenthal stellt seit den ersten Anfängen ein wichtiges Segment im Sortiment dar. Es zeichnet sich durch seine hohe Kantenschlagfestigkeit, die harte Glasur und gute Stapelbarkeit aus. Darum eignet es sich besonders für die intensive Beanspruchung in Hotellerie, Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung. Da wird die Qualität zum Preisfaktor. Renommierte Künstler entwerfen das nahezu unverwüstliche Dekor. Die Motive werden bei Temperaturen von über 1200 °C in die Glasur eingebrannt und bleiben so dauerhaft schön. Das Geschirr kann nach den Wünschen von Hotel- und Restaurantbesitzern, aber auch von Fluggesellschaften und Speisewagenbetreibern persönlich gestaltet werden. Eine Stärke von Suisse Langenthal ist das individualisierte Porzellan in kleinen Stückzahlen. Ersatz ist noch nach Jahrzehnten lieferbar. «Vor Kurzem fragte ein Kunde nach Geschirr mit seinem Motiv, das wir vor über 40 Jahren produzierten. Er war baff, dass wir liefern konnten. Das hebt uns von Mitkonkurrenten ab, und dafür steht auch unser Name.» Adrian Berchtold ist stolz auf die noch immer gepflegte Unternehmenskultur und das traditionelle Dienstleistungsverständnis. Wie im privaten Bereich setzt Langenthaler Porzellan seit 100 Jahren Akzente. Ob klassisch elegant, schlicht modern oder reich dekoriert, die verschiedenen Linien überzeugen durch ihre grosse Auswahl an Formen und Dekors. Die Qualität überzeugt: Selbst dekoriertes Langenthaler Porzellan eignet sich hervorragend für die tägliche Nutzung in Ofen, Mikrowelle und Spülmaschine.

Klassiker und Neuheiten

Das Portfolio von Suisse Langenthal reicht von den Klassikern wie der Serie Baroque, die in ihren Grundzügen seit mehreren Jahrzehnten besteht und heute noch mit ihrer Raffinesse und Eleganz besticht, bis hin zu topmodernen Serien. Doch das Unternehmen geht mit der Zeit. 2011 wurde die Essklasse der Fachwelt präsentiert, eine Serie mit breiter Fahne, wie der Rand des Tellers im Fachjargon genannt wird. Die Essklasse ist eine typische Serie nach Art des Hauses, modern und doch zeitlos elegant. Auch das Jahr 2012 steht ganz im Zeichen der Produkterweiterung. Zum Beispiel mit einem Porzellan für Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit. Viele Senioren oder Personen mit einer Behinderung haben Mühe beim Einnehmen von Mahlzeiten. Die Porzellanfabrik Langenthal AG hat ein Porzellan kreiert, welches darauf Rücksicht nimmt und durch seine Formgebung diesen Bedürfnissen entgegenkommt. Daneben sind bei Suisse Langenthal auch die Produktelinien des Mutterhauses Benedikt und von Lilien Austria erhältlich, ebenso führt Suisse Langenthal heute eigene Produktelinien von Gläsern und Bestecken. Das Table-Top-Angebot wird stetig weiter ausgebaut.

Jubiläums- und Werbeporzellan

Porzellan ist auch ein ideales Medium für Jubiläumsanlässe, für politische, touristische oder Werbebotschaften. Werbetassen aus Langenthal sind überaus beliebt. Im hauseigenen Designstudio in Langenthal werden die Bilddaten professionell bearbeitet, lithografiert, im Siebdruckverfahren auf ein Trägermaterial gedruckt und im Ofen bei 1230°C in die Glasur eingebrannt. Dadurch ist das Logo oder Sujet gegen mechanische und chemische Abnützung geschützt und bleibt dauerhaft schön.

Die künstlerische Produktion

In künstlerischer Hinsicht blieb die Manufaktur Langenthal nicht untätig. Sie folgte den ästhetischen Hauptströmungen des 20. Jahrhunderts, unter gleichzeitiger Bewahrung lokaler Besonderheiten. Waren die ersten Jahre vom Heimatstil geprägt – Streublümchen und Blumengirlanden, Soldaten- und Kostümfiguren entsprachen dem lokalen Kolorit –, begab sich die Manufaktur in den Zwanzigerjahren auf den Weg in die Modernität. Die Blumendekore machten stilisierten Motiven des Art déco Platz, die das makellose Weiss des Porzellans aufscheinen liessen. Diese Zeit zwischen den beiden Weltkriegen war eine der glanzvollsten Produktionsperioden und ist bei Sammlern heute ausgesprochen begehrt. Stilgebend dabei war auch, dass Langenthal ab 1925 dem Schweizerischen Werkbund angehörte, der als neue Bewegung die Vereinbarkeit von ästhetischen Kriterien mit der industriellen Produktionstechnik forderte.

1956 wurde das eigene künstlerische Formen- und Dekor-Studio gegründet, um die aktuellen Trends aufzugreifen und die Produktion der Entwicklung der Tischkultur anzupassen. Ebenso wurde die Zusammenarbeit mit freiberuflichen Designern, Malern und Bildhauern gefördert. Ein Beispiel dafür ist das Konzept «Bopla!» aus dem Jahre 1993, ein schon fast provokatives Bestreben, sich auf die veränderte Tischkultur einzustellen. Das Prinzip war einfach: Von schlichten Grundformen ausgehend werden Jahresserien von angesehenen Designern angeboten. Die oft farbenfrohen Kollektionen fanden unterschiedlich Resonanz. In der Gastronomie hingegen ist eher weisses oder sehr schlicht dekoriertes Porzellan angesagt. Das heute von der Manufaktur angebotene Sortiment wendet sich hauptsächlich an das Hotelgewerbe. Es entspricht dem gegenwärtigen Geschmack stilisierter Formen und minimalistischer Dekore. Die Ausstellung in Genf dokumentiert den gesamten Werdegang auf eindrückliche Weise. Kontinuität und Geschichte Die einzige Schweizer Porzellanmanufaktur des 20. Jahrhunderts, die «Porzi», wie sie liebevoll von den Arbeitern genannt wurde, bemühte sich von Beginn an um eine breit gefächerte, qualitativ hochstehende Produktion. Der Erfolg stellte sich rasch ein. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges bremste den Schwung. Aus Sorge um die Abhängigkeit von ausländischer Kohle baute die Manufaktur 1937 den ersten elektrischen Tunnelofen, der rund um die Uhr in Betrieb war. Dank dieses technologischen Fortschritts konnte die Produktion gesteigert und vielseitiger gestaltet werden. Im Jahr 1964 erreichte die Fabrik mit 950 Arbeitern den höchsten Personalbestand in ihrer Geschichte.

«Die Porzellanherstellung ist und bleibt ein Handwerk.»

 

Zu Beginn der Achtzigerjahre kehrte der Trend. Die Manufaktur hatte trotz aller Modernisierungsbestrebungen Mühe, sich gegen die hartnäckige Konkurrenz durchzusetzen und auf die Veränderungen der Tischkultur zu reagieren. Die Fabrik wird in der Folge zuerst Teil der Keramik Holding Laufen (1988), später von der tschechischen Gruppe Benedikt aufgekauft. Die Weissporzellan-Fertigung wird 1998 endgültig nach Karlovy Vary (Karlsbad) in Tschechien ausgelagert. 2003 übernimmt der tschechische Porzellanhersteller G. Benedikt die Aktienmehrheit der ehemaligen Porzellanfabrik Langenthal AG. Dazu Berchtold: «Der Impuls für das Aussehen neuer Serien der Marke Suisse Langenthal kommt aber nach wie vor aus Langenthal. In unserem Kreativ-Team werden regelmässig Trends analysiert, Dekors getestet und Neuheiten entwickelt.» Langenthal ist heute das Kompetenzzentrum in Sachen Dekoration für die ganze G.-Benedikt-Gruppe. «Das weisse Gold von Suisse Langenthal hat auch in der heutigen schnelllebigen Zeit nichts von seiner Faszination verloren, es ist und bleibt ein besonders wertvolles Stück Handwerkskunst.» Auch Kleinserien und einige Sonderanfertigungen werden übrigens noch immer in Langenthal gefertigt. Die Administration der «Porzi» ist nach wie vor am bekannten Standort in Langenthal beheimatet. Von hier aus wird die Schweiz bedient, seien es Privathaushalte, Firmenkunden sowie alle Kunden aus Gastronomie und Hotellerie. Ebenso werden von Langenthal aus einige Exportländer bearbeitet, zum Beispiel Länder aus dem arabischen und asiatischen Raum, von den Malediven bis Dubai.

 

Porzellanfabrik Langenthal AG
Bleienbachstrasse 22
CH-4900 Langenthal
Tel. +41 62 919 04 04
www.suisse-langenthal.ch

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