Die gebürtige Zürcherin Monika Gigandet ist in der Ajoie, im nordwestlichen Zipfel der Schweiz, heimisch geworden. Seit 30 Jahren arbeitet sie in einem Familienbetrieb, zu dem ein Hotel mit Restaurant, ein Campingplatz und die Höhlen von Réclère gehören, die viele Touristen anziehen. Vor Kurzem konnte sie mit ihrem Partner Cornelius Obermeier das Hotel Restaurant Les Grottes pachten – ein mutiger Schritt, denn die Branche ist ein hartes Pflaster. Nun gilt es, eine tragfähige Geschäftsbasis aufzubauen. Neue Ideen in der Gastronomie, eine Seminarinfrastruktur oder Freizeitangebote mit den acht eigenen Pferden und Ponys zeugen vom initiativen Geist, der durchs Haus weht.
Nachholen im Energiebereich
Monika Gigandet nennt die Herausforderung beim Namen: «Zuletzt wurde kaum in den Betrieb investiert, es gibt Nachholbedarf.» Das Problem liegt nicht beim Erscheinungsbild des einfachen, aber gemütlichen Hauses. Es offenbart sich erst beim genaueren Hinschauen, insbesondere beim Blick auf die Energierechnung. Weil die unvernünftig hoch schien, hat das Pächterpaar den akkreditierten PEIK-Berater Mark Iten beigezogen. «Die professionelle Energieberatung lag finanziell drin, weil die Dienstleistung von EnergieSchweiz mit dem Maximum von 1500 Franken subventioniert wird», erläutert Monika Gigandet. Zudem kann sich der Betrieb während der Umsetzung von Energieeffizienz-Massnahmen einen halben Tag lang gratis begleiten lassen.
«Zuletzt wurde kaum in den Betrieb investiert, es gibt Nachholbedarf.»
Nachdem Mark Iten den Betrieb analysiert hatte, konnte er dem Pächterpaar seinen Bericht vorlegen. Der listet zahlreiche Massnahmen auf, mit denen sich der Strom- und Heizenergieverbrauch senken lässt. Dabei werden nicht nur die Investitionskosten und das Sparpotenzial quantifiziert, sondern auch die Amortisationsdauer. Mit kurzfristig realisierbaren Massnahmen könnte der Betrieb laut Mark Iten jährlich 5500 Franken sparen. Die Investitionen wären in vier Jahren amortisiert. Bereits nach fünf Monaten würde sich die Umstellung auf LED-Leuchtmittel finanziell lohnen, hat der Experte für Energieeffizienz errechnet. «Diesen ersten kleinen Schritt haben wir schon weitgehend umgesetzt», sagt Monika Gigandet und überrascht damit ihren Energieberater.
Grundlage für Entscheidung schaffen
Strom sparen lässt sich auch bei den Küchen- und Kühlgeräten, indem diese konsequent abgeschaltet werden, wenn sie nicht in Gebrauch sind. Das grösste Sparpotenzial hat Mark Iten aber beim Heizen geortet. Er empfiehlt dringend den Einbau einer modernen Heizgruppenregelung. Die liesse sich so einstellen, dass der Betrieb nur noch so viel Wärme vom Wärmelieferanten beziehen würde, wie er effektiv braucht – was mit der alten Anlage nicht möglich ist. Diese Investition muss mit den Eigentümern der Liegenschaft besprochen werden. «Die Vorschläge sind ganz in unserem Sinn, aus betriebswirtschaftlichen wie auch aus ökologischen Gründen», sagt Monika Gigandet. «Mit dem Bericht des PEIK-Beraters haben wir jetzt die Grundlagen, um mit den Eigentümern das weitere Vorgehen zu diskutieren.» Für die erste Etappe der Umsetzung finanziert EnergieSchweiz den Einsatz des Beraters für einen zusätzlichen Halbtag.
«Mit dem Bericht des PEIK-Beraters haben wir die Grundlagen.»
Wann lohnt sich eine Beratung?
Mark Iten, Sie sind selbstständiger Energieberater in Münsingen und akkreditierter PEIK-Berater. Welche Ausgangslage haben Sie im Hotel Restaurant Les Grottes vorgefunden?
Es ist ein Gastgewerbebetrieb, wie man ihn häufig vorfindet. Typisch sind relativ alte Geräte mit hohem Stromverbrauch. Für ihren Ersatz konnten kaum Mittel zurückgestellt werden. Dabei würden sich mit neuen Apparaten die Stromkosten senken lassen. Eine Besonderheit bei Les Grottes ist das Heizungssystem, das nur manuell bedient werden kann. Mit einer modernen Regelung könnte man erheblich Heizenergie sparen. Darüber müssen die Eigentümer entscheiden, die dem Betrieb die Wärmeenergie liefern.
Die Pächter haben also einen begrenzten Handlungsspielraum, um die Energieeffizienz zu verbessern und ihre Betriebskosten zu senken?
Sie können durchaus selber aktiv werden. Ich empfehle, die alten Leuchtmittel weiter konsequent durch LED-Leuchten zu ersetzen. Strom sparen können sie auch mit betrieblichen Massnahmen, indem sie die Geräte zum Wärmen und Kühlen nur einschalten, wenn diese gebraucht werden. Wichtig ist hier eine Sensibilisierung der Mitarbeitenden. Für andere Optimierungen müssen die Eigentümer mitziehen. Themen sind hier die Heizung, die Dämmung der Gebäudehülle und vielleicht der Einbau einer Photovoltaikanlage. Am raschesten zahlt sich übrigens der Einbau von neuen Fenstern aus, die den aktuellen Wärmedämmnormen entsprechen.
Die Beratung hat den Pächtern ermöglicht, ihren Betrieb zu bescheidenen Kosten durchleuchten zu lassen. Lohnt sich eine PEIK-Beratung für alle Gastronomen?
Gerade Unternehmen mit hohem Energieverbrauch und geringer Wertschöpfung empfehle ich sie sehr. Schon mit kleinen Investitionen in die Energieeffizienz können sie ihre Wirtschaftlichkeit auf einfache Weise verbessern. Die Betriebsgrösse des Hotel Restaurants Les Grottes ist ideal, um bestmöglich vom PEIK-Programm zu profitieren. Mit den 3000 Franken, die hier zur Verfügung standen und zur Hälfte von EnergieSchweiz übernommen wurden, war eine seriöse Bestandaufnahme möglich. Darüber hinaus kann ich den Betrieb auch weiter unterstützen, etwa beim Einholen von Offerten und Subventionen für die Umsetzung der Massnahmen.
Interview: Thorsten Kaletsch
PEIK - Die Energieberatung |
PEIK ist ein professionelles Beratungsangebot von EnergieSchweiz für KMU. Nach der ersten Kontaktaufnahme kann ein Unternehmen eine Offerte von einem akkreditierten PEIK-Berater anfordern. Für die Durchführung der Energieberatung kommt dieser direkt zum Kunden, um die Installation zu prüfen und Daten aufzunehmen. Firmen können die PEIK-Beratung in Anspruch nehmen unter der Bedingung, dass sie weder von der CO²-Abgabe befreit sind, noch den Netzzuschlag zurückerstattet bekommen. Weitere Infos zur PEIK-Energieberatungfi nden sich unter peik.ch. |