Equipment 17.10.2024

Hotels sicherer machen

Gäste wollen geniessen und entspannen, keinesfalls an Feuer, Anschläge und ähnliche Katastrophen denken. Das beisst sich in der Praxis jedoch häufig mit Sicherheitsvorgaben und -notwendigkeiten. Gibt es Lösungen?

Völlig gleich, ob es ein hochmodernes, vielstöckiges Hotel in innerstädtischer Lage ist oder eine kleine, liebevoll restaurierte Pension für nur wenige Gäste irgendwo in den Alpen: Auf der einen Seite muss es diverse Sicherheitsmassnahmen geben. Denken wir etwa an die Vorgaben zu Flucht- und Rettungswegen. Auf der anderen Seite hingegen werden Hotels naturgemäss primär mit einem wohnlichen Ambiente im Fokus gestaltet.

Verschlimmert wird das noch durch Folgendes: Sichtbare Sicherheitsmassnahmen werden in den Köpfen vieler Gäste automatisch mit dem verknüpft, wogegen sie schützen sollen. Ein Feuerlöscher wirkt deshalb nicht nur wie ein optischer Fremdkörper, sondern weckt bei vielen sofort unschöne Assoziationen mit Bränden, Evakuierung und somit Angst.

Just weil Sicherheit jedoch so wichtig ist und ausserdem verschiedenen gesetzlichen Vorgaben unterliegt, sollten Hoteliers versuchen, den Spagat hinzubekommen: Hohe Sicherheit, jedoch ohne das Ambiente zu ruinieren oder die Gäste dauernd daran zu erinnern. Vier dazu passende Denkanstösse für die Praxis geben wir jetzt.

1. Sicherheitskräfte optisch verschwinden lassen

Insbesondere in Hotels mit einem entsprechend bedeutenden, finanzkräftigen oder anderweitig für Kriminelle „interessanten“ Gästekreis existiert häufig dediziertes Sicherheitspersonal. Viele Betreiber suchen hier den Weg der Abschreckung durch optische Prominenz. Bedeutet, die Security ist mit Absicht besonders sichtbar, insbesondere durch

  • Bekleidung,
  • Verhalten und
  • Standort.

Nun wird beispielsweise ein sichtlich durchtrainierter Mann im schwarzen Anzug, der mit einem „Knopf im Ohr“ stets in der Nähe der Rezeption steht oder durch die Flure patrouilliert, definitiv sichtbare Sicherheit verströmen. Gleichsam wird er jedoch a) alle Gäste durch seine Präsenz darauf hinweisen, dass sie Gefahren unterliegen, gegen die diese Person schützen soll und b) für alle potenziellen Täter überdeutlich sichtbar sein.

Letzteres kann kontraproduktiv wirken. Lässt es doch Rückschlüsse auf Anzahl, Aufmerksamkeit, Wachrhythmen und Ähnliches zu. Unter solchen Aspekten ist es meist das geringere Übel, die Security völlig in den Hintergrund treten zu lassen. Das geschieht beispielsweise, indem sie wie reguläre Hotelangestellte auftritt und gekleidet ist oder sich alternativ eher wie Gäste verhält. Das Sicherheitsniveau bleibt gleichhoch, aber die Gäste werden nicht andauernd daran erinnert – zumal stets die Möglichkeit besteht, etwa beim Einchecken, auf die ständige Präsenz von Sicherheitsspezialisten hinzuweisen, damit nicht der Eindruck entsteht, es gäbe hier keine Security.

2. Durch Schilder etwas diskreter hinweisen

Egal, wie genau ein Hotel und seine Zimmer eingerichtet sind: Feuerlöscher und ähnliche Dinge sind darin schlichtweg optische Fremdkörper. Naturgemäss müssen solche Sicherheitseinrichtungen sichtbar sein, damit sie im Notfall nicht übersehen werden.

Doch selbst, wenn man sich minutiös an die Brandschutzrichtlinie hält, dann lässt diese einen gewissen Spielraum. Darin steht nämlich:

  1. „Löschgeräte und Löschleitungen müssen gut erkennbar und leicht zugänglich installiert sein. Wo nötig ist ihr Standort durch Markierungen oder Hinweistafeln zu kennzeichnen.“

Das heisst, es ist nicht zwingend nötig, einen solchen Löscher überprominent, etwa an der Wand, zu montieren. Es genügt, wenn sein Standort gut sichtbar markiert ist. Der Löscher selbst kann dann beispielsweise in einem Schrank oder eine abgedeckten Wandnische verschwinden.

Für die nötige Kennzeichnungen existieren sehr unterschiedliche professionelle Lösungen, die allesamt den gängigen Normen entsprechen. Für die Grösse der Schilder sollte die unter den gegebenen Umständen maximale Erkennungsweite als Massstab genommen werden. In einem kleineren Raum kann daher ein ebenso kleines Schild genutzt werden – auffällig genug, aber seinerseits nicht unnötig prominent.

3. Code- oder andere elektronische Schlösser statt Türkarten verwenden

Schlüsselkarten, die auf Magnetstreifen, SIM-Chips, NFC oder RFID setzen, sind neben Handy-basierenden Lösungen längst Standard in immer mehr Hotels – und ein gutes Stück sicherer als ein mechanischer Schlüssel. Doch so komfortabel die Karten sein mögen, sie werden immer wieder relativ einfach von Hackern überlistet. So gab es erst kürzlich einen Fall, der nicht weniger als 16.000 Gebäude weltweit betraf – primär Hotels.

Unter dieser Prämisse sind Türschlösser, die weniger anfällig für digital agierende Kriminelle sind, definitiv die sicherere Lösung. Gerade für Häuser, die aufgrund ihrer Grösse und Weitläufigkeit jede Menge Gelegenheiten zu verstecktem Agieren bieten.

Wenn es elektronisch sein soll, bieten sich die folgenden Lösungen an:

  • PIN-Codes
  • Fingerabdrücke
  • Iris-Scans

Der PIN ist dabei die einzige Lösung, die keine biometrischen Gästedaten verlangt. Je nach Klientel ein relevanter Faktor. Jedoch muss sichergestellt sein, dass durch einen Zufallsgenerator für jeden Gast ein neuer Code generiert wird. Keinesfalls darf der Tür-Code unveränderlich sein. Und: Bei allen Lösungen müssen die Daten zu den am besten geschützten Geheimnissen des Hauses gehören. Hier darf es keinerlei realistische Chancen für erfolgreichen Datendiebstahl geben.

Geht es simpler und völlig analog? In der Tat: Indem immer Personal zur Verfügung steht, das die Gäste zu ihren Zimmern geleitet und aufschliesst. Das erfordert es beim Einchecken nur, entsprechende Fotos anzufertigen, damit sich die Mitarbeiter von der Identität überzeugen können. Nebenbei trägt dies nicht nur zu mehr Sicherheit, sondern mitunter sogar einem erhöhten „Service-Gefühl“ bei.

4. Sicheres Glas statt sichtbarer Gitter

An so manchen Fenstern und Türen im Bereich eines Hotels gibt es die Notwendigkeit, diese sicherer zu machen, als es die Schliesszylinder und Verriegelungselemente allein ermöglichen. Wenn das jedoch in Bereichen geschieht, die von den Gästen zwangsläufig oder sogar nur möglicherweise gesehen werden, sollten Hoteliers unbedingt auf die Wirkung achten.

Damit wären wir bei Gittern. Zweifelsohne können fähige Metallbauer durchaus optisch sehr ansprechende Gitterelemente anfertigen, die eine echte Zierde sind. Allerdings bleiben es schlicht und ergreifend Gitter – die fast zwangsläufig immer einen gewissen Hauch „Pöschwies“ versprühen (für Uneingeweihte: Die grösste Justizvollzugsanstalt der Schweiz).

Unter dieser Prämisse ist Sicherheitsglas samt entsprechenden Verriegelungsmechaniken absolut immer die bessere Lösung. Schlichtweg, weil man derartigem Glas vielfach nicht einmal auf den zweiten Blick ansieht, dass es nicht so leicht bricht wie herkömmliches Fensterglas. Tatsächlich kann dieses in mehreren Varianten vorkommende Glas sogar erheblich sicherer sein als selbst die besten Stahlgitter. Also im besten Sinn mehr Sicherheit bei ungleich geringerer Sichtbarkeit.

5. Zusammengefasst: Gute Sicherheit muss nicht plakativ sein

Wer ein Hotel betreibt, der muss auf der einen Seite staatlich vorgegebene sowie von seinen Gästen erwartete Sicherheit bieten. Auf der anderen Seite möchte er jedoch ein wohnliches Ambiente schaffen und den Gästen nicht jene Gedanken aufzwingen, die durch sichtbare Sicherheitsmassnahmen oft zwangsläufig entstehen.

Ein guter Hotelier sollte deshalb stets bestrebt sein, hierbei einen guten Mittelweg zu finden, der an der Qualität der Sicherheit nichts ändert, diese aber aus Gästeaugen ebenso in den unsichtbaren Hintergrund rückt wie die hoteleigene Küche, die Wäscherei und alles andere, was zum Betrieb dazugehört.