Hotellerie Janine Keller 22.08.2022

Art Deco Hotel Montana: überlässt nichts dem Zufall

4 Sterne superior, 5 Etagen, 62 Zimmer: Im Art Deco Hotel Montana mitten in Luzern sorgen 120 Mitarbeitende für das Wohl aller Gäste. Dabei wird nichts dem Zufall überlassen, wie ein Blick hinter die Kulissen zeigt.

Checkt man ins Art Deco Hotel Montana in Luzern ein, wird man mit grosser Wahrscheinlicheit gefragt, ob man mit dem Bähnli gekommen sei. Die kürzeste Standseilbahn der Schweiz nämlich bringt Gäste und Besucher in nur 60 Sekunden von der Seepromenade direkt in die edle Hotellobby mit Terrazzoboden und opulentem Kronleuchter. Das Montana befindet sich unweit des Carl-Spitteler Quais, in zehn Minuten erreicht man zu Fuss das Löwendenkmal. Einmal im Monat steht Franziska Furrer am Empfang und begrüsst eine buntgemischte Gruppe von interessierten Besucherinnen und Besuchern. Sie ist Leiterin Marketing & Sales im Montana und leitet die monatliche öffentliche Hotelführung, die einen Blick hinter die Kulissen des Luxushotels gewährt. Bereits über 40 Führungen hat sie gegeben. «Die öffentlichen Haustouren sind für mich jedes Mal aufs Neue etwas Besonderes, weil die Teilnehmenden freiwillig kommen und dementsprechend ehrlich interessiert, überrascht und begeistert sind.» Eine Hausführung dauert 45 Minuten und ist gespickt mit Fakten zur Hotelgeschichte, der luxuriösen Hotelausstattung und nicht wenigen überraschenden Fun Facts. Die Teilnehmenden sind meist aus der Region und entweder von Neugierde getrieben oder weil sie selbst einen Aufenthalt im Hotel planen.

Die kürzeste Standseilbahn der Schweiz dient als Steilvorlage für einen historischen Abstecher in die Entstehungsgeschichte des Montanas. Sowohl das Hotel als auch die Seilbahn entstanden in den Jahren 1909 und 1910, wie Franziska Furrer der Gruppe erzählt. Auftraggeber war der Hotelier und Bauherr Alfred Schrämli (1867 – 1932), Schwiegersohn von Palace- Besitzer Franz-Josef Bucher-Durrer. Dass Alfred Schrämli nur wenige Meter oberhalb des Palaces sein eigenes Hotel eröffnete, war keineswegs Zufall, sondern eher eine Trotzreaktion auf das Verbot des Schwiegervaters. Der nämlich untersagte es ihm, ebenfalls ein Hotel an der Seepromenade zu eröffnen. Alfred Schrämli soll darauf entgegnet haben: «Du Siech, de boui haut uf dech ufe!» Damit meinte er den Hügel über dem Palace, wo er schliesslich das Hotel Montana errichten liess. Mit dem Bau des Montanas im Stil eines Palasthotels verwirklichte das Architekturbüro Möri & Krebs eines der letzten klassischen Bauwerke der Hotellerie in der Stadt Luzern. Dies geschah jedoch kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, der die Hotellerie in eine lange Krise stürzte.

Mit vier Sternen an die Spitze
Mehr als hundert Jahre und eine Reihe von Rettungsmassnahmen später gehört das Montana zu einer der besten Hoteladressen der Schweiz. Von 1975 bis 1993 beispielsweise blieb das Hotel während der weniger gut besuchten Wintermonate geschlossen. Diese Nebensaison wurde jeweils für Umbauten und Renovationen genutzt, um den gehobenen Ansprüchen an ein Viersternehotel zu entsprechen. Viele weitere Umgestaltungsmassnahmen folgten. 2010, zum 100-Jahr-Jubiläum des Hotels, entstanden beispielsweise sechs luxuriöse Penthouse Spa Suiten. 2018 wurde das Montana vom renommierten Hotelrating der SonntagsZeitung zum «Hotel des Jahres» gekürt. Eine kleine Sensation, denn das Art Deco Hotel Montana ist damit das erste Viersternehotel der Schweiz, dem diese Ehre gebührt.

GaultMillau nach Stoppuhr
Der nächste Stopp der Hausführung führt die Gruppe zur Hemingway Rum Lounge, die Ernest Hemingway 1936 in seiner Kurzgeschichte «The Capital of the World» erwähnt, mit der Aufforderung «Meet me at the Hotel Montana». Weiter geht es mit einem Abstecher an die Louis Bar, die nicht nur für Whiskyliebhaber einen Besuch wert ist. Die Teilnehmenden der Hausführung staunen nicht schlecht, als Franziska Furrer erzählt, dass an der Bar der seltene Black Bowmore bestellt werden kann. Von diesem Whisky gibt es auf der ganzen Welt nur 200 Flaschen. Für 18’000 Franken darf man sich zu den stolzen Besitzern zählen. Für alle, die ein bisschen weniger Kleingeld übrighaben, lohnt sich ein Besuch im Montana. Es ist weltweit das einzige Hotel, dass die Rarität im Offenausschank anbietet, ein 4clGlas kostet 2000 Franken. «Preise interessieren die Teilnehmenden immer», sagt Franziska Furrer. Über eine Rolltreppe gelangt die Gruppe dann in den Montana Kitchen Club, die hoteleigene Gourmetküche. Das Konzept der Rolltreppe wurde von einem Kreuzfahrtschiff übernommen und erleichtert dem Servicepersonal die langen Wege. Eine Fachkraft im Service läuft durchschnittlich 15 Kilometer pro Tag.

2015 wurde die Hotelküche für über CHF 4.5 Millionen umgebaut und mit den neuesten Geräten und Systemen ausgestattet. Entstanden ist eine Erlebnisküche für die Mitarbeitenden sowie für die Gäste, die darin Kochkurse oder Apéros geniessen oder einfach nur dem harmonischen Zusammenspiel von Gourmetküche und Servicepersonal zuschauen können.

Pionierleistung
Das Art Deco Hotel Montana ist in der Schweiz das erste Viersternehotel, das von der Sonntags- Zeitung zum «Hotel des Jahres» gekürt wurde.

Küchenchef Johan Breedijk erklärt das digitalisierte Bestell- und Tippsystem. Sobald eine Menübestellung eintrifft, gibt der Koch im System ein, wie lange die Zubereitung dauert. Die angeschlossenen Monitore, die grossflächig an den Wänden der Küche hängen, bieten nun der gesamten Crew Übersicht über alle Bestellungen und geben an, welcher Gang wann geschickt werden muss.

«Das Gespür für Menschen
kann man trainieren.»

Boris Fatah
Verblüffungsmanager
Art Deco Hotel Montana

Sobald die Stoppuhr Null zeigt, erscheint eine Servicefachkraft und bringt den präzise angerichteten Gourmetteller zum Gast. Ein perfektes Zusammenspiel, ganz ohne Worte, wie Küchenchef Johan Breedijk sagt. «Seitdem wir das neue System verwenden, ist viel mehr Ruhe in die Küche eingekehrt, was sich sehr positiv aufs Arbeitsklima auswirkt.»

 

Sehen, staunen, aber nicht anfassen
Das Montana überrascht nicht nur mit modernster Technik, bekannten Namen und hohen Summen. Boris Fatah ist seit 2003 als Verblüffungsmanager im Hotel Montana tätig. Seine tägliche Aufgabe besteht darin, die Gäste nicht nur bestmöglich zu betreuen, sondern sie auch regelmässig zu überraschen. Eine Ausbildung für diesen besonderen Beruf gibt es nicht. «Der Job als Verblüffungsmanager erfordert Empathie. Das Gespür für Menschen kann man tatsächlich gut trainieren.» So hat Boris Fatah bereits einem fitnessliebenden Gast ein kleines Fitnessstudio im Hotelzimmer eingerichtet.

Einem Autoliebhaber, der oft und gerne über sein Auto spricht, hängte der Verblüffungsmanager kurzerhand Plakatdrucke des besagten Autos an den Garagenplatz. «Die Wünsche der Gäste zu erkennen und zu erfüllen und danach ihre Reaktionen zu sehen, ist das Schöne an meinem Beruf», so Boris Fatah.

Auch Mr. Spax geht im Hotel Montana einer besonderen Mission nach. Als attraktiver Spezialbutler betreut er Frauenpolterabende, die man als Package buchen kann. Das «Spa and the City»-Paket für eine Gruppe von maximal acht Frauen verspricht einen Junggesellinnenabschied der Extraklasse. Darin enthalten ist unter anderem eine Übernachtung in der Penthouse Spa Superior Suite mit beheiztem Whirlpool auf der eigenen Terrasse, einer Privatsauna, einem Raumduftsystem und vielen weiteren Extras. Mr. Spax ist als persönlicher Butler für fast alle – angemessenen – Wünsche stets zur Stelle.

Von diesem Angebot erzählt Franziska Furrer in der besagten Penthouse Suite in der sechsten und somit obersten Etage. Sämtliche Zimmer der beiden höchsten Etagen erfüllen 5-Sterne-Standard. Beispielsweise wählt der Gast aus sechs verschiedenen Kissen aus und bestimmt beim Check-in das Duftkonzept für seinen Aufenthalt. Im Zimmer 513 hat der französische Architekt Jean Nouvel übrigens seine Pläne fürs Kultur- und Kongresszentrum Luzern (KKL) gezeichnet.

Der letzte Stopp der Hausführung führt die Gruppe in den Montana Beach Club, der von SI Style ausgezeichneten Rooftop-Bar. Alle Teilnehmenden erhalten einen erfrischenden Drink und lassen die Führung Revue passieren. Franziska Furrer blickt über den Vierwaldstättersee, der dem Montana zu Füssen liegt. «Diese Aussicht wird mir auch nach 100 Hausführungen nie verleiden.»

Autorin: Janine Keller