Das abendliche 4-Gänge-Menü ist im Health Hotel strikt vegan.
Heime & Spitäler Janine Keller 25.04.2022

Gesundheitshotel mit tibits-Restaurant

Ein Behandlungszentrum mit Hotel und Restaurant: Diese Kombination
gibt seit 2021 in Schwellbrunn im Appenzellerland. Der bekannte Biomediziner Thomas Rau eröffnete das Sonnenberg Biomedical Health Hotel. Das Restaurant wird von der tibits-Kette betrieben.

Der bekannte Schweizer Biomediziner Prof. Dr. med. Thomas Rau wollte es mit 72 Jahren nochmals wissen. Mit der Eröffnung des Sonnenberg Biomedical Health Hotel in Schwellbrunn leistete er gemeinsam mit der Geschäftsleitung, bestehend aus seinem Sohn Felix Rau, Michaela Lins sowie der Partnerärztin Alexandra Kotthaus, Pionierarbeit. Das schweizweit einzigartige Konzept kombiniert Gesundheitsklinik mit Hotel und Restaurant. Ein Jahr nach der stillen Eröffnung zieht der Biomediziner eine erste Bilanz. «Wir erzielen deutlich bessere Erfolge, als ich es von früheren Kliniken kenne, weil unsere Patientinnen und Patienten hier von einem strikten und breiten Angebot profitieren können. Was wir in der ärztlichen Konsultation empfehlen, wird im Hotel- und Restaurantbetrieb direkt umgesetzt», so Rau. Denn die Ernährung steht mitunter im Zentrum der Therapie.

 

Toxische Tierprodukte

Thomas Rau gilt als Koryphäe in der biologischmedizinischen Ursachenbehandlung und ist überzeugt, dass viele Krankheiten durch toxische Belastungen hervorgerufen werden. «Eine Ernährung mit so vielen tierischen Proteinen, wie sie unsere Gesellschaft heute praktiziert, enthält fast zwangsläufig Giftstoffe, weil sich diese in der Nahrungskette akkumulieren. Das kann zu chronischen Krankheiten führen.» Er plädiert daher für eine pflanzliche Kost, die zudem wenig entzündungsfördernde Stoffe wie beispielsweise Weizengluten oder raffinierten Zucker enthalten soll. «Weil der Ernährung in unserem

«Eine Ernährung mit so vielen tierischen Proteinen enthält fast zwangsläufig Giftstoffe.»

Thomas Rau, Biomediziner und Hauptinitiator BioMed Center

Behandlungskonzept eine wesentliche Rolle zukommt, mussten wir für den Aufbau der Gastronomie Profis finden, die sich mit pflanzenbasierter Ernährung auskennen.» Wer hätte da besser gepasst als die vegan-vegetarische und beliebte Restaurantkette tibits? Die Marke steht schweizweit für mehrheitlich pflanzliches und gesundes Essen sowie für urbane, hip eingerichtete Bahnhofrestaurants. Passt dieses Grossstadtfeeling auch ins 1500-Seelen-Dorf Schwellbrunn? Durchaus, meint Raphael Lüthy, der als Betriebsleiter den Hotel- und Restaurantteil des Health Hotels leitet. «Der Hotelbetrieb ist für das tibits ein Pilotprojekt und nach einem Jahr können wir sagen: Es funktioniert. Nicht nur unsere Hotelgäste sind zufrieden, sondern wir dürfen je länger, je mehr auch externe Gäste begrüssen», so der vegane Gourmetkoch. Raphael Lüthy ist seit Jahren bekennender Veganer und zeigt, dass Gourmetküche auch ohne Fleisch funktioniert. Als 24-Jähriger erkochte er sich in seinem ersten Jahr als Küchenchef bereits seine ersten Gault-Millau-Punkte. Später eröffnete der heute 36-jährige Spitzenkoch in Kreuzlingen (TG) das erste rein vegane Hotel der Schweiz, aufgrund von Corona musste es im Jahr 2021 seine Türen allerdings wieder schliessen. Doch bekanntlich öffnen sich in solchen Momenten andere Türen, und genau das war bei Raphael Lüthy der Fall.

 

Erfolgsfaktor Ernährung

Fürs Health Hotel musste er eine Restaurantkette für den Hotelbetrieb fit machen sowie die vegane Küche neu denken, denn gemäss dem Ernährungskonzept vom Sonnenberg ist vegan nicht gleich gesund. Wichtig sei, dass die Mahlzeiten hypoallergen sind, also kaum allergene Stoffe enthalten. Thomas Rau ist überzeugt, dass viele Beschwerden und Krankheiten der heutigen Zeit mit der richtigen Ernährung geheilt beziehungsweise gar vermieden werden könnten. «In meiner langjährigen Tätigkeit in der Paracelsus Klinik hat sich die hypoallergene Ernährungsweise als Erfolgsfaktor in der Behandlung von Zivilisationskrankheiten bewiesen. Tierische Produkte, glutenhaltiges Getreide, weisser Zucker und Fertigprodukte nähren chronische Entzündungen, Autoimmunkrankheiten, Diabetes mellitus sowie Übergewicht», ist der Biomediziner überzeugt. «Lässt man solche Produkte weg, kann der Körper entgiftet und der Säure-BasenHaushalt harmonisiert werden. Das Immunsystem und die Selbstheilungskräfte werden gestärkt.» Deshalb wird im Health Hotel dafür gesorgt, dass sich die Patientinnen und Patienten nach der therapeutischen Ausleitung von Giftstoffen möglichst keine neuen zuführen. «Wir möchten unseren Gästen die Möglichkeit geben, die richtige Ernährung zu erlernen.»

 

tibits mit neuem Konzept

Für das tibits bedeutete dies, einerseits neue Rezepturen zu entwickeln, die das Rau’sche Ernährungskonzept berücksichtigen, und andererseits zu beweisen, dass sich Genuss und Gesundheit nicht ausschliessen. Für Raphael Lüthy ergänzt diese Herangehensweise perfekt die bestehende tibits-Philosophie. «Das tibits macht sich seit seiner Gründung im Jahr 2000 zur Aufgabe, die genussvolle vegetarische und vegane Küche weiterzuentwickeln und möglichst vielen Leuten den Zugang zur pflanzlichen Ernährung zu ermöglichen. Die Zusammenarbeit mit dem Health Hotel markiert einen nächsten grossen Schritt auf

«Die Leute achten je länger, je mehr auf den gesundheitlichen Aspekt des Essens.»

Raphael Lüthy, Geschäftsführer Sonnenberg Health Hotel

diesem Weg», sagt der Gourmetkoch und ergänzt, dass man so gleichzeitig neuen Konsumentenbedürfnissen entgegenkomme. «Wir erleben in den tibits-Restaurants, dass sich die Ansprüche und Bedürfnisse unserer Gäste verändern. Die Leute achten je länger, je mehr auf den gesundheitlichen Aspekt des Essens. Das Know-how, das wir mit dem Health Hotel aufbauen, wird langfristig auch in unser Restaurantkonzept einfliessen.» Zwei Köche stehen jeweils in der Hotelküche, beide wurden auf die hypoallergene Ernährung sensibilisiert. Für das Frühstück und Mittagessen bereiten sie jeweils ein Buffet vor, wie man es von den tibits-Filialen kennt, einfach in kleinerem Umfang. Abends gibt es ein Vier-Gänge-Gourmetmenü. Frittiertes und Fermentiertes sucht man auf dem Speiseplan vergebens, ebenso Pasta oder Weissbrot. Dafür viel gedünstetes Gemüse, Linseneintöpfe, frisch gepresste Fruchtsäfte und selbstgebackenes Brot aus regionalem Kastanienmehl. «Wir dürfen innovativ sein und mit Alternativen zu beispielsweise Weissmehl oder raffiniertem Zucker arbeiten. Das ist eine Herausforderung, die Spass macht», beschreibt Raphael Lüthy den Küchenalltag. Nicht nur die Lebensmittel unterscheiden sich im Restaurant des Health Hotels von den üblichen tibits-Zutaten, auch die Zubereitungsweisen mussten angepasst werden. «Das Gemüse sollte nicht zu klein geschnitten und nicht zu gar gekocht werden. Nur so behält es möglichst viele seiner Nährstoffe.» Kaffee und Alkohol sind im Ernährungsplan der medizinischen Gäste ebenfalls nicht vorgesehen, allerdings auch nicht verboten, wie Thomas Rau betont. «Wir geben lediglich Empfehlungen ab und überlassen es den Gästen, ob und wie sie die Ernährungsweise umsetzen möchten. Meine Erfahrung zeigt aber, dass man die besten Ergebnisse nur dann erzielt, wenn man auch zuhause langfristig und konsequent auf eine hypoallergene Ernährung achtet.»

 

International bekannt

Der Ernährungsplan klingt aufs Erste nach viel Verzicht, die Umsetzung überzeugt jedoch mit vielen leckeren Überraschungen, wie beispielsweise Pancakes aus Kastanienmehl. Mit Ahornsirup und Beeren schmecken die nämlich eher nach Cheat- statt Cleanseday. Die Hotelgäste seien zufrieden und hätten bisher nichts vermisst am Buffet, sagt Raphael Lüthy. «Es freut uns, wie offen die Gäste sind. Wir behandeln und beherbergen nämlich nicht nur überzeugte Veganerinnen und Veganer, sondern auch Flexitarier oder Fleischliebhaber, die das erste Mal veganes Essen probieren. Alle unsere Gäste sind sehr motiviert, der Gesundheit zuliebe die Behandlung mit all ihren Facetten durchzuziehen.» Nach dem ersten erfolgreichen Jahr wird die operative Führung von Hotel und Restaurant per Ende Juni 2022 vom BioMed Center Sonnenberg selbst übernommen. So könne das Haus noch direkter und lokaler geführt werden. Nebst dem Ernährungsplan und den ärztlichen Konsultationen bietet das Health Hotel diverse Therapien an, wie beispielsweise Darmreinigungen, Infrarot- oder Zellerneuerungstherapien, aber auch Yoga oder Atemtherapie. Alles unter dem Hut der Biomedizin, also ursachenorientiert und ganz ohne Chemie. Der Unterschied zu einem Rehazentrum liegt gemäss Thomas Rau in dieser ursächlichen Behandlung. «Unsere Klientel kommt nicht nur nach einer Erkrankung zur Wiederherstellung, sondern auch im akuten Krankheitsfall.» Er und sein Team therapieren im Biomedical Health Hotel Krebserkrankungen, Stoffwechselstörungen, Muskelerkrankungen, aber auch ADHS oder orthopädische Verletzungen. Schon jetzt geniesst das Hotel internationale Bekanntheit und empfängt Gäste aus der ganzen Welt. Zahlreiche Spaziergänger und Anwohner aus der Region sind ebenfalls auf das neue Angebot aufmerksam geworden. Nicht zuletzt wegen gewissen tibits-Klassikern, die es auch im ländlichen Hotelformat der urbanen Restaurantkette gibt, wie beispielsweise dem zuckerfreien Hauseistee mit Hibiskus-Minze-Geschmack.