Die Wortschöpfung «Glamping» setzt sich aus den Worten «glamourös» und «Camping» zusammen. Das bedeutet eine Kombination aus der aufregenden Vielseitigkeit des Campings und den Annehmlichkeiten des modernen, komfortablen Lebens oder wie es Vinzenz van den Berg, Leiter Unternehmenskommunikation bei HotellerieSuisse sagt: «Glamping verknüpft Stil und Glamour mit Campen und Naturnähe.
«Glamping verknüpft Stil
und Glamour mit Campen
und Naturnähe.»
Urlaubende suchen einzigartige Erfahrungen und Erlebnisse mit einem exklusiven und authentischen Charakter, angenehm, komfortabel und stilvoll.» Ob im Iglu, Tipi-Zelt, Zirkuswagen oder im Kabinen-, Gefängnis oder Kloster-Hotel, den Übernachtungsmöglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt.
Von spartanisch bis luxuriös
Glamping ist viel mehr als ein Reisetrend: Es ist ein Lifestyle. «Glamping bietet eine spezielle Positionierung sowie ein aussergewöhnliches Angebot für die Gäste», sagt Vinzenz van den Berg. Zudem sei die Individualität und die Einzigartigkeit für bestimmte Gästegruppen ein wichtiger Faktor. Diese Art zu Reisen hat allerhand Vorzüge.
«Im Thurgau gibt es
verschiedene Himmelbetten:
in klösterlicher Ruhe, mit Blick
auf den Bodensee oder in
Obsthainen und Rebbergen.»
Tagsüber geniesst man die Ruhe und Schönheit der Natur und am Abend den Luxus, der sonst im Alltag zu kurz kommt. Dank der besonderen Unterkunftsarten bietet sich die Chance, neue Erfahrungen zu sammeln.
Egal ob Familien, Paare oder Senioren – nahezu alle Altersgruppen entdecken diese Art von Urlaub und wissen die luxuriösen Unterkünfte mit ihrem ganz besonderen Charme zu schätzen. Von wahren Luxussuiten mit Pool, Jacuzzi und Sauna bis spartanisch eingerichtete Jurten, Zelte und Baumhütten – beim Glamping finden alle ihre passende Unterkunft.
Ein Blick in die Geschichte
Das Zelten ist bei nomadischen Völkern seit langem von Bedeutung. Schnell auf- und abgebaute Unterkünfte waren praktisch, Baumhäuser schützten vor möglichen Gefahren und ein Dach über dem Kopf vor Sonne, Wind und Wetter. Die ältesten Spuren des Zelts finden sich in Europa vor etwa 40’000 Jahren. Zu dieser Zeit wurden erste, leicht zu transportierende Zelte verwendet. Auch das Glamping ist viel älter, als es die mittlerweile zahlreichen Trends vermuten lassen. Kaiser und Könige reisten im Mittelalter mit ihrem Hofstaat durch die Ländereien und nächtigten oft in besonders prunkvollen und komfortabel ausgestatteten Zelten. 400 Jahre später gingen wohlhabende Amerikaner und Briten in Afrika auf Safari, doch gleichzeitig wollten die Abenteurer nicht auf Luxus und Komfort verzichten. Von elektrischen Generatoren über Klappräder bis hin zu Champagnerkisten wurden den Reisenden viel Luxus geboten. Es dauerte aber nochmals fast hundert Jahre, bis der Begriff «Glamping» 2005 erstmals in Grossbritannien auftauchte und schliesslich 2016 in das Oxford Dictionary aufgenommen wurde.
Ein himmlisches Vergnügen mitten in der Natur
«Im Thurgau gibt es verschiedene ‹Himmelbetten›», sagt Sabrina Schöllhorn, Produktmanagerin bei Thurgau Tourismus. «Unsere Gäste haben die Auswahl, auf einem umgebauten Einachser unter dem Apfelbaum oder an verschiedenen Bubble-Hotel-Standorten zu übernachten: in klösterlicher Ruhe, mit Blick auf den Bodensee oder in Obsthainen und Rebbergen.» 2016 habe man ein Strohbett inmitten von Apfelbäumen angeboten. Der regenreiche Sommer trug aber dazu bei, dass das aussergewöhnliche Übernachtungsangebot nur selten genutzt wurde.
«Im letzten Jahr
verzeichneten wir bei den
Bubble-Hotels eine Auslastung
von 100 Prozent.»
«Aber der Gedanke, mitten in der Natur zu übernachten, verfolgte uns», verrät die 26-Jährige. Nach kurzer Suche habe man das passende Produkt in Frankreich gefunden, und so entstand der erste Schweizer Standort, an dem in einer «Bubble» übernachtet werden konnte.
Das Bubble-Hotel kann sowohl bei Sonnenschein wie Regen benutzt werden und ist in der Sommersaison von April bis Mitte Oktober verfügbar. «Jeder ‹Himmelbett›- Standort bietet den Gästen ein einzigartiges Erlebnis in der Natur», sagt Sabrina Schöllhorn. Gemäss der Produktmanagerin bestehe eine grosse Nachfrage nach speziellen Übernachtungsmöglichkeiten, weshalb man sich bei Thurgau Tourismus laufend damit auseinandersetzt und neue Konzepte entwickelt. «Im letzten Jahr verzeichneten wir bei den Bubble-Hotels eine Auslastung von fast 100 Prozent», so die Thurgauerin. Es werden zwei Bubble-Packages angeboten: Das Standard-Package mit Übernachtung für 2 Personen, Frühstück und zwei E-Bikes inklusive und das Exklusiv-Package, bei dem zusätzlich noch ein Begrüssungsdrink sowie ein 4-Gang Abendessen mit Weinbegleitung dabei ist.
«Es ist immer schön zu hören, wenn Gäste von ihrem Aufenthalt im ‹Himmelbett› schwärmen und man merkt, dass dies ein Erlebnis ist, das in Erinnerung bleibt», sagt die Produktmanagerin. Schliesslich sei das ihr Ziel, weshalb man auch in den nächsten Jahren für alle Naturbegeisterten und Geniesserinnen ein abwechslungsreiches und innovatives Übernachtungsangebot anbieten möchte.
In luftiger Höhe übernachten
In den Neuenburger Bergen befindet sich ein Hotel der besonderen Art. Die Familie Vuilleumier beherbergt ihre Gäste in Zimmern, die mehrere Meter über dem Boden inmitten von Bäumen liegen. Baumhaushotels boomen zurecht, weiss Jean-Paul Vuilleumier. «Die Übernachtung im Baumhaus ist romantisch, abenteuerlich und garantiert unvergesslich», sagt der 62-jährige Hotelier von Les Nids.
«Die Übernachtung im
Baumhaus ist romantisch,
abenteuerlich und garantiert
unvergesslich.»
Ausserdem lasse es sich mitten in der Natur, fernab vom Stadttrubel und Massentourismus super entspannen. Als Tischler spielte Jean-Paul Vuilleumier schon länger mit dem Gedanken, Baumhäuser zu bauen. Als er 2002 die ersten Gäste empfing, liess der Erfolg nicht lange auf sich warten und schon bald mussten Wochenendaufenthalte ein Jahr im Voraus gebucht werden. Kein Wunder, war es doch das erste Baumhaus in der Schweiz, das vermietet wurde. Um drei weitere Häuschen über dem Erdboden zu bauen, benötigte der Hotelier eine Genehmigung vom Kanton. Diese erhielt er 2007, allerdings nur für die nächsten 20 Jahre.
Einerseits möchte Jean-Paul Vuilleumier die Kosten von 90’000 Franken pro Baumhaus amortisieren, andererseits ist es ihm ein Anliegen, Familien ein bezahlbares Erlebnis in der Natur zu offerieren. Das Hotel bietet keine Hoch- oder Nebensaisonpreise an, sondern nur Wochenend- oder Werktagpreise. «Kinder wohnen kostenlos», sagt der Neuenburger. Die Baumhäuser, die in 4 bis 8 Meter Höhe thronen, sind das ganze Jahr über bewohnbar. Sie sind zwischen den Bäumen oder um die Stämme herum gebaut und durch Holzstege miteinander verbunden. «Das Hauptbaumaterial ist einheimisches Holz, für die Stege wurden auch Holzabfälle aus der näheren Umgebung verwendet », sagt der ehemalige Tischler. Die Häuser sind gegen verschiedene Naturgewalten geschützt und selbst das Wachstum der Bäume wird durch die Baumhäuser nicht beeinträchtigt, weshalb die Unterkünfte Jahr für Jahr in noch luftigere Höhen wachsen.
Im 8000 Liter Weinfass träumen
Ein Glas Riesling-Silvaner in der Hand und die Sonne im Gesicht. Der Blick schweift von den Rebbergen im Vordergrund über das Rheintal hinüber zu den Bergspitzen der Bündner Herrschaft. Seit dem Frühling 2014 bieten Mirjam und Andres Hartmann ihren Gästen die Möglichkeit, in einem 8000 Liter Weinfass zu nächtigen. Das Übernachten in Weinfässern ist nicht nur bei Freunden edler Tropfen sehr beliebt, sondern bietet auch Familien und Paaren einmalige Erlebnisse. Dank einer Heizung können die Fässer das ganze Jahr über bewohnt werden. Während in einem Fass das Bett untergebracht ist, bietet das zweite Fass den Aufenthaltsbereich mit Tisch und Bank sowie einem WC mit Lavabo.
«Wir möchten sicherstellen,
dass unser Qualitätsanspruch
nicht einem Massenprodukt
weichen muss.»
«Eine Dusche haben wir nicht, aber im nahen Bad Ragaz wartet der idyllische Giessenpark mit einem Freibad oder die Tamina Therme», sagt Andres Hartmann, Inhaber und Geschäftsführer von Schlaf-Fass und ergänzt: «Glamping heisst für uns, dass sich die Gäste bei jedem Wetter wohlfühlen sollen, jedoch kein Luxus wie WLAN, Radio oder TV nötig ist.»
Den Hartmanns sind andere Werte wichtig: Die Nähe zur Natur, die Ungestörtheit der Gäste sowie das Anbieten ausschliesslich einheimischer Produkte. Obwohl das Ehepaar die Schlaffässer mit viel Herzblut und Liebe zum Detail betreibt, stehe ein Ausbau nicht zur Debatte. «Wir möchten sicherstellen, dass unser Qualitätsanspruch nicht einem Massenprodukt weichen muss», sagt der 43-jährige Inhaber. Bis heute hätten über 8000 Gäste das Angebot genutzt und in einmaliger Kulisse übernachtet. Viele Touristen seien auch ein zweites Mal gekommen oder hätten ihren Freunden und Verwandten eine Nacht geschenkt. «Zu sehen wie aus einer einfachen Idee ein Geschäftsmodell entstand, das unzählige Besucherinnen und Besucher beglückt, erfüllt uns mit Stolz und Freude», sagt Andres Hartmann.
Die erste Tiny-House-Gondel der Welt
Valeria Mella und Adrian Rüedi haben weltweit die erste Tiny-House-Gondel gebaut. Nun ermöglichen sie es Gästen direkt am Walensee mit Blick auf die Churfirsten zu übernachten. 2018 haben wir über Tutti.ch eine ausrangierte Seilbahngondel der Brunni-Bahn erworben und während eines Jahres zu einem hochwertigen Tiny-House mit Küche, Bett und unzähligen Finessen ausgebaut», sagt Valeria Mella, Gründerin vom Reiseblog «LittleCITY.ch» Vor der Gondel befindet sich ausserdem eine private Terrasse mit bequemen Lounges und einem Grill. Über den Winter wurde die Tiny-House-Gondel vom Lofthotel und der Sagibeiz vor Ort in Murg (SG) betrieben.
«Wir stellen Qualität über
Quantität und möchten die
vermutlich bereits hohen
Erwartungen der Gäste
noch übertreffen.»
Nach dem sehr erfolgreichen Projekt «Bergsee-Bungalow», welches das Ehepaar 2017 am Partunasee in Graubünden kreiert, selbst aufgebaut und vor Ort temporär geführt hatte, war es immer ihr Ziel, weitere besondere Erlebnisübernachtungen zu schaffen. Obschon die spezielle Übernachtung nicht zu Dumpingpreisen angeboten wird, ist sie heiss begehrt: «Aktuell befinden sich rund 4000 Personen auf der Warteliste für eine Übernachtung », sagt Valeria Mella. Die Rückmeldungen seien durchs Band positiv. Die meisten Gäste sprechen von einem einzigartigen Erlebnis, welches man hoffentlich das ganze Leben nicht vergesse. «Ausserdem hat es mindestens einen Heiratsantrag in der Gondel gegeben», informiert die 36-jährige Unternehmerin. Für sie und ihren Mann stehe es ausser Frage, dass sie weitere spezielle Übernachtungsangebote kreieren, schliesslich sei es überaus motivierend und befriedigend, zu sehen, dass sie mit ihrer Arbeit anderen Menschen ein unvergessliches Erlebnis ermöglichen können. «Wir stellen Qualität über Quantität und möchten die vermutlich bereits hohen Erwartungen der Gäste noch übertreffen», sagt Valeria Mella. Für nächstes Jahr planen die beiden auch mit ihrem zweiten Produkt, der «Star Base 1 und 2» vielen Menschen besondere Momente zu bescheren.