Alkoholhaltig (>18. Jahre)Beverage 14.02.2024

Die Krux mit dem perfekten Flaschendesign

Der Basler Spirituosenproduzent Gryff Spirits hat aufgrund seines aufwendigen Flaschendesigns Teile des Herstellungsprozesses an das BSB (Bürgerspital Basel) ausgelagert. In Betrieben mit angepassten Arbeitsplätzen wird dort die Integration von Menschen mit Beeinträchtigungen in den ersten Arbeitsmarkt gefördert.

Von der Idee bis zum fertigen Produkt

Im Sommer 2016 hatte Chris Kaiser die Idee, einen Basel-Städter Gin herzustellen. Er befasste sich intensiv mit der Wacholderspirituose und fand rasch drei Mitstreiterinnen und Mitstreiter, mit denen er seinen Plan in die Tat umsetzen sollte. Das Team verfolgte die Idee eines Gins ohne Kompromisse. Ein Bezug zur Stadt Basel und deren Tradition war die Voraussetzung, wenn immer möglich lokale Rohstoffe und ein einzigartiges Flaschendesign. Drei der Gründungsmitglieder befassten sich mit dem Inhalt der Flasche – dem Gin. Das vierte Gründungsmitglied, Manuel Ailinger, hauptberuflich Produktdesigner, widmete sich intensiv der Gestaltung des Produktes. Mit dem Vogel Gryff, einer heraldischen Figur des Kleinbasels, wurde das Sujet gefunden, das alle Vorstellungen des Teams vereinte, die künftigen Entwicklungen steuern und Namensgeber der später gegründeten Gryff Spirits GmbH werden sollte.

Durch das Mitwirken eines professionellen Produktdesigners floss viel Know-how, Herzblut aber auch eine ordentliche Portion Perfektionismus in die Gestaltung des Produktes ein. Von der Auswahl der Flaschenform über den Blauton der Färbung dieser bis hin zur Platzierung der obligatorischen Produktinformation auf dem Etikett wurde nichts dem Zufall überlassen. Insbesondere die teilweise überlappende Färbung der Flasche, die den Rhein symbolisiert, stellte im Produktionsprozess eine Herausforderung dar. Aufgrund der anfänglich geringen Stückzahl für die Produktlancierung im Jahr 2018 konnten die Flaschen nicht vorgefärbt eingekauft werden, sondern mussten selbst von Hand eingefärbt werden. Da es drei Tage dauerte, bis eine Farbschicht der eigens hergestellten Farbe getrocknet war, benötigte das Team allein für den Produktionsschritts des Färbens eine knappe Woche. Hinzu kam noch die Zeit für das Abfüllen und Verschliessen der Flasche. Da die Flaschenform viereckig und nicht rund war, mussten auch die Etiketten von Hand aufgeklebt werden. Anfangs färbte das Team die Flaschen auf dem Hof von Kaisers Eltern in Hofstetten-Flüh (SO), zogen dann jedoch in einen Keller eines Kleinbasler Wohnhauses um. Doch der Geruch nach Farbe im kompletten Treppenhaus zeigte den Gin-Produzenten auf, dass auch dies nicht der ideale Ort für die Produktion ihrer Flaschen war. Da eine Anpassung des Flaschendesigns nicht zur Diskussion stand, machte sich das Team auf die Suche nach einem Produktionspartner. Mit dem BSB (Bürgerspital Basel) wurde es fündig. Ein lokaler Partner mit grossem sozialem Engagement.

Kooperation zwischen Spirituosenhersteller und BSB

Das BSB bietet Menschen mit Beeinträchtigungen angepasste Arbeitsplätze, um sie in die Arbeitswelt zu integrieren und ihnen im bestmöglichen Fall den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen. BSB Fertigung & Technik ist seit Frühling 2019 der Produktionspartner der Basler Gin-Produzenten. Zwei junge Männer färben dort die Gin-Flaschen ein und kleben die Etiketten auf die Flaschen. "Es freut uns, mit wie viel Engagement und Begeisterung Marko und Lukas uns unterstützen. Sie haben in ihrer Produktionsstätte Zeitungsartikel aufgehängt, in denen über unsere Zusammenarbeit berichtet wurde. Wir sehen das BSB als Teil des Gryff-Teams," erklärt Chris Kaiser.

"Seit fünf Jahren arbeiten wir nun erfolgreich mit Gryff Spirits zusammen. Diese Partnerschaft ermöglicht unseren Mitarbeitenden, sich mit wertschöpfender Tätigkeit in der Arbeitswelt zu engagieren", erläutert Michael Armbruster, Gruppenleiter bei BSB Fertigung & Technik. "Bei der Anfrage durch Gryff Spirits mussten wir intern verschiedene Faktoren prüfen, da Spirituosen nicht für alle unsere Mitarbeitenden ein geeignetes Arbeitsumfeld sind. Doch wir fanden vertrauensvolle und verantwortungsbewusste Mitarbeiter, die einen souveränen Umgang mit der Thematik zeigen. Wir sind begeistert, Teil dieser Erfolgsgeschichte und des Gryff-Teams zu sein. Diese Kooperation beweist, dass Veränderung und Innovation auch in unserer Branche möglich sind."


Gryff Gin: Moderner Gin im New Western Dry Stil

Beim Gryff Gin verwenden die Basler Produzenten neben Wacholderbeeren auch Lavendel, Veilchen, Vanille, Tannennadeln, Anis, Zimt und weitere Botanicals. Gebrannt werden die Spirituosen von Gryff Spirits ebenfalls bei einem lokalen Partner. Im Dachgeschoss der Aktienmühle, einem historischen Gebäude aus dem Jahr 1899 im Kleinbasler Stadtteil Klybeck, werden die verschiedenen Spirituosen von Gryff Spirits hergestellt.


Auch Walden Gin arbeitet mit Stanser Stiftung zusammen

Die Obwaldner Gin-Produzenten des Walden Gins liessen sich durch die Basler Kooperation inspirieren und arbeiten nun selbst mit einer Stiftung aus Nidwalden zusammen. Die Stiftung Weidli in Stans schafft wie das BSB Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigung. Alle Flaschen des Walden Gins werden dort in der geschützten Werkstatt von Hand beklebt, versiegelt, die Säcklein mit Hibiskusblüten befüllt und alles in Kartons verpackt.

 

Beim Walden Gin handelt es sich um einen klassischen London Dry Gin. Neben Wacholderbeeren setzen die Produzenten unter anderem auch auf Kardamom, Lavendel, verschiedene Pfeffersorten, Paradieskörner, Zimt, Orange und Zitrone.

Autor: Alex Däppen, Gin-Ambassador und Buchautor

VON:
Gryff Basel Dry Gin