
Daniela Corboz: CEO Elvetino AG
Vom Hotel zur rollenden Gastronomie. Ein Roman, ein Praktikum und viel Neugier: Der Weg von Daniela Corboz in die Hotellerie begann früh – und führte sie bis an die Spitze von Elvetino.

Es war der Roman «Hotel» von Arthur Hailey, der die damals 14-Jährige nicht mehr losliess. «Aus irgendeinem Grund hat mich das Buch fasziniert und ich wusste: ‹Ich will in die Hotellerie›», erinnert sich Daniela Corboz. Drei Tage nach dem Abitur reiste sie von Deutschland nach Montreux für ein Hotelpraktikum – mit minimalen Französischkenntnissen. Acht Monate später sprach sie die Sprache gut genug, um den Aufnahmetest an der Hotelfachschule Lausanne zu bestehen. «Mein Ziel war es immer, den Gästen einen Teil ihres Tages zu verschönern.»
Schon früh merkte Daniela Corboz, dass sie gerne Verantwortung übernahm. «Geplant: nein, gewollt: ja», sagt sie über ihre ersten Schritte in die Führung. Mit 27 Jahren leitete sie bereits ein Team mit 40 Mitarbeitenden. Ein konkretes Vorbild hatte sie nie. «Aber ich bewundere Menschen, die führen, ohne zu dominieren.»
Geprägt habe sie auch das Leben im Ausland. «Es hilft immer, aus seiner eigenen ‹Bubble› auszuscheren.» Neue Kulturen und Sprachen hätten ihre Offenheit, Anpassungsfähigkeit und Toleranz gestärkt – Fähigkeiten, die sie heute gezielt einsetze. 2013 wechselte Daniela Corboz zur SBB, wo sie in der Division Immobilien den Bereich Marketing und Kommunikation leitete. Als 2018 die CEO-Stelle bei Elvetino frei wurde, zögerte sie nicht: «Es verband alles, was ich jahrelang aufgebaut hatte.»
«Es ist entscheidend,
Herausforderungen als
Chancen zu sehen.»
Die Position bringe Herausforderungen wie 12 000 Kundinnen und Kunden täglich, ein diverses Team, Transformation, Effizienzsteigerung und Kulturwandel. Für Daniela Corboz ist Bahngastronomie ein «faszinierendes Zusammenspiel aus Logistik, Gastfreundschaft, Innovation und Führung».
«Der Austausch
mit Menschen
gibt mir Energie.»
Heute führt sie bei Elvetino über 650 Mitarbeitende aus 70 Nationen. «Unsere Gäste sind ebenso divers wie unsere Belegschaft – das schafft Nähe und Authentizität.» Dass Vielfalt auch kleine Stolpersteine birgt, zeigt eine Anekdote: «Wenn eine deutsche Kundin eine ‹Fanta› bestellt und die Mitarbeitende aus der Westschweiz ‹Fendant› versteht, kann es einen Moment dauern, bis die Kundin das richtige Getränk erhält.» Daniela Corboz ist stolz, dass solche Situationen jeweils souverän gemeistert werden – die hohe Kundenzufriedenheit gibt ihr Recht.
«Ich bewundere
Menschen, die führen,
ohne zu dominieren.»
Für die Zukunft der Bahngastronomie wünscht sie sich «ein nahtloses, digitales Bestellerlebnis mit persönlichem Service» und mehr Nachhaltigkeit – von der Verpackung bis zur Lieferkette. Auch Social Media sieht sie als wichtigen Teil: «Der Austausch mit Menschen war schon immer etwas, das mir Energie gibt.» Plattformen seien für sie Inspirationsquelle, Ort des Austausches und ein gutes Stimmungsbarometer.
Rückblickend würde sie ihre Reise genauso wieder antreten. Jüngeren Kolleginnen und Kollegen rät sie: «Es ist entscheidend, Herausforderungen als Chancen zu sehen und den Mut zu haben, Risiken einzugehen.»