Bioprodukte digital vermarkten
Business-Praxis Benjamin Schmid 14.10.2022

Biomondo: Der online Marktplatz für Schweizer Bioprodukte

Biomondo ist der digitale Marktplatz der Schweizer Biolandwirtschaft. Er fördert ein nachhaltiges und stabiles Ernährungssystem, indem er den direkten Kontakt zwischen Biobetrieb, Gastronomie und Endabnehmenden ermöglicht.

Ich suche nach einem Ausgleich zum Alltag. Der geplante Tapetenwechsel soll im Einklang mit der Natur sein, weshalb ich mein Glück über Biomondo versuche. Ich klicke auf der Startseite auf «Dienstleistungen & Erleben», gebe meine Postleitzahl ein und tauche ein in die Welt der Biolandwirtschaft. Neben Tageskursen und Workshops zu verschiedensten Themen finde ich Pferdetrekking, Übernachtungsmöglichkeiten im Stroh und Angebote, Hochzeitsfeste auf dem Hof zu feiern. Nach wenigen Klicks habe ich die gewünschten Angebote gefunden und vergleiche sie miteinander. Ich entscheide mich für einen Demeter-Milchwirtschaftsbetrieb in meiner Nähe, bei dem ich neben Eiern, Käse und Milchprodukten auch Früchte, Gemüse und Konfitüren kaufen kann.

800 Produkte von 1900 Biobetrieben
Auf der Plattform Biomondo, die seit Mai 2021 online ist, können alle Biohöfe und -verarbeitungsbetriebe in der Schweiz ihre Produkte anbieten. Sie erreichen Privatkunden genauso wie Gastronomieund verarbeitende Betriebe. Oliver Gaede ist IT-Projektleiter bei Bio Suisse und Mitglied der Projektleitung von Biomondo: «Mittlerweile sind 1900 Biobetriebe gelistet, die gemeinsam 800 Produkte anbieten », sagt der 33-jährige Berner.

«Mittlerweile sind
1900 Biobetriebe gelistet,
die gemeinsam
800 Produkte anbieten.»

Oliver Gaede
IT-Projektleiter bei Bio Suisse und
Mitglied der Projektleitung von Biomondo

«Hierdurch entsteht ein sehr diverses Angebot: von Fleisch über Milchprodukte bis zu Gemüse und Obst und von Backwaren über Getränke bis zu Übernachtungsangeboten. » Nebenbei können Höfe auch ihre Zusatzleistungen wie Hof- und Weidetötung oder Mutterkuhhaltung ausloben. Dank dem Marktplatz werde das Ernährungssystem gestärkt und die Abhängigkeit von grossen Zwischenhändlern verringert. Die Vielfalt an Sorten und Produkten erhöhe die Diversität im Angebot und ermögliche es letztlich, besser auf Risiken wie den Klimawandel zu reagieren.

Schmackhafter und ressourcenschonender Genuss Dank Biomondo erhalten Biohöfe einerseits einen weiteren Absatzkanal für ihre Produkte und andererseits steigt ihre Marge bei der Direktvermarktung. Die Produzentinnen und Produzenten können ihr Angebot auch auf die Bedürfnisse der Gastronomie ausrichten. «Bioprodukte ermöglichen Genuss mit gutem Gewissen: Wer Bio kauft, schützt Boden, Wasser, Artenvielfalt und Klima.

«Ich persönlich kaufe zu
80 bis 90 Prozent Bio ein.
In der Gastronomie esse ich
gefühlt 5 bis 10 Prozent Bio.»

Oliver Gaede

So haben auch unsere Grosskinder eine lebenswerte Umwelt», sagt Oliver Gaede. Der Verband habe in der Direktvermarktung und Gastronomie wichtige Potenziale erkannt, um die Bioflächen in der Schweiz auszudehnen. Wolle man die anstehenden Herausforderungen meistern, brauche es mehr Bio und Nachhaltigkeit in der Ernährung, ist der IT-Projektleiter überzeugt.

Ausserdem ein Umdenken auf der Ebene Verwaltung und Politik, damit Bio auch in der öffentlichen Verpflegung in Schulen, Heimen und Spitälern besser verfügbar sei. «Ich persönlich kaufe zu 80 bis 90 Prozent Bio ein», sagt Oliver Gaede. «In der Gastronomie esse ich gefühlt 5 bis 10 Prozent Bio.» Mit Biomondo wolle man Menschen erreichen, denen Regionalität und Convenience wichtig sind. 

Zu einer umweltfreundlicheren Welt beitragen
Die Onlineplattform ermöglicht faire Margen für Produzierende, fördert den saisonalen wie regionalen Bezug zu Produkten und vermindert Foodwaste. Durch die regionale Logistik werden der CO²-Ausstoss und das Verpackungsmaterial reduziert und gleichzeitig wird durch die hohe Zahl von Produkten die Biodiversität gefördert. «Bioprodukte versprechen grossen Genuss, verbunden mit einem hohen Anspruch an Nachhaltigkeit», erklärt Oliver Gaede. Die Kundinnen und Kunden wollen wissen, wer die Produkte unter welchen Bedingungen hergestellt hat und wie sich der Anbau auf die Landschaft und Gesellschaft einer Region auswirkt.

«Die Landwirtschaft und
insbesondere die Direktvermarktung
können von der
Digitalisierung profitieren.»

Pascale und Jürg Strauss
Betriebsleiterehepaar Strauss Bioagrikultur

«Bio soll überall dort verfügbar sein, wo es die Menschen suchen. Also auch im Take-away, im Restaurant und in der Kantine», so der Berner. Digitaler Marktplatz wird ständig erweitert «Heute können Gastrobetriebe Produkte direkt über Biomondo bestellen», sagt Oliver Gaede. Es sei möglich, über eine Plattform bei mehreren Biobetrieben gleichzeitig einzukaufen. Während die Bestellung über die Plattform abgewickelt wird, läuft die Zahlung bis dato noch per Rechnung des Anbieters. Das soll sich bis Ende 2022 ändern. Aktuell arbeite man auch an einer Lösung für die Logistik. Sind die Biobetriebe bisher für die Zustellung der bestellten Produkte zuständig, soll ab Mitte 2023 mit Logistikpartnern eineSammellieferung der Bestellungen ermöglicht werden. «Wenn ein Gastrobetrieb bei fünf Höfen Produkte bestellt, soll er alles in einer Lieferung erhalten», sagt der 33-Jährige.

Schnell einen Überblick verschaffen
Seit gut einem Jahr hat das Betriebsleiterehepaar Pascale und Jürg Strauss von Strauss Bioagrikultur aus Rickenbach (ZH) ein Profil auf Biomondo. «Wir sind der Meinung, dass die Landwirtschaft und insbesondere die Direktvermarktung von der Digitalisierung profitieren können», sagen die beiden. Über den Onlinemarktplatz bieten sie Weine und Säfte, aber auch Getreideprodukte und Hülsenfrüchte an. «Die Idee einer grossen Plattform für die Biobäuerinnen und Biobauern mit der Möglichkeit, regionale Produkte und Angebote schnell zu vergleichen und zu bestellen, ist einzigartig», so Pascale und Jürg Strauss.

«Wenn Gastronomen den
Austausch mit den
Produzentinnen pflegen,
können innovative
Produkte entstehen.»

Pascale und Jürg Strauss

 

Der Ansatz sei vielversprechend und nicht nur für Landwirte, sondern auch für Privatpersonen und Gastronomiebetreibende lohnenswert. «Wenn Gastronominnen und Gastronomen den direkten Austausch mit den Produzentinnen und Produzenten pflegen, können daraus innovative Produkte entstehen, was der Vielfalt auf dem Teller und auf dem Feld zugutekommt », sagen die Landwirte.

Nach neuen Nischenprodukten stöbern
Ähnlich positiv tönt es vonseiten der Gastronomie, wie Reto Thörig, Projektleiter Gemeinschaftsgastronomie bei Bio Suisse, verrät: «Gastronominnen und Gastronomen finden Biomondo spannend, weil sie eine Übersicht über die regionalen Knospe-Produkte erhalten. Die Plattform lädt zum Stöbern ein und man findet auch neue, eher unbekannte Nischenprodukte.»

«Die Plattform lädt zum
Stöbern ein und man findet
auch neue, eher unbekannte
Nischenprodukte.»

Reto Thörig
Projektleiter Gemeinschaftsgastronomie
bei Bio Suisse

Die Bedienerführung sei intuitiv, das Layout ansprechend. Die meisten Hofprofile seien aussagekräftig, was für die Vermittlung einer Produktestory wichtig sei. «Über Biomondo finden Gastronominnen und Gastronomen neue Kontakte und Inspiration», sagt Reto Thörig. Noch sei aber nicht alles perfekt. Obwohl das Angebot ständig wachse, fehle es noch an spezifischen Angeboten für die Gastronomie. Der Direktbezug sei spannend, man müsste noch die Verarbeitung dazu buchen können. Ebenfalls seien viele gespannt, wie das Logistikthema gelöst werden wird. «Biomondo bietet sich an, gewohnte Pfade zu verlassen und die Bioproduktewelt zu durchforsten», sagt der Projektleiter. 

BIO SUISSE
Bio Suisse ist der Verband der Schweizer Biobäuerinnen und -bauern. Er engagiert sich für eine nachhaltige Land- und Ernährungswirtschaft, in der Mensch, Tier und Natur im Gleichgewicht sind. Er steht aber auch für den Genuss von Lebensmitteln.