Alkoholhaltig (>18. Jahre)Beverage 11.07.2025

Kreislaufwirtschaft bei Berner Spirituosenherstellern

Die Peppe GmbH, Drink Tom's und die Matte Brennerei setzen sich aktiv mit der Kreislaufwirtschaft auseinander und versuchen auf verschiedensten Ebenen, Abfälle zu vermeiden und diese im Produktionsprozess aktiv zu nutzen.

Auf ganzer Linie Nebenprodukte verwerten

Die Peppe GmbH am östlichen Rand der Stadt Bern beschäftigt insgesamt 16 Mitarbeitende. This Dauwalder ist seit Oktober 2024 Teil des Teams und hilft dem Unternehmen, Schritt für Schritt nachhaltiger zu werden - und dies auf allen Ebenen. Er hinterfragt kontinuierlich die bestehenden Prozesse und entwickelt neue Ideen, um die Abfälle im eigenen Betrieb sowie bei Partnern zu minimieren und stattdessen Nebenprodukte weiter zu verwerten.

In der eigenen Produktion fallen die ausgelaugten Kräutermischungen ihres Likörs "Ingwerer" an. Anstelle diese in der Biogasanlage zu verwerten, wie dies früher gemacht wurde, nutzt das Peppe-Team dieses wertvolle und geschmacksintensive Nebenprodukt, um daraus neue Erzeugnisse – beispielsweise einen eigenen Cocktail Bitter - herzustellen. Durch den neu lancierten "Ingwerer Zenzero", ein alkoholfreier Ingwer-Likör, entsteht nun ein Nebenprodukt, das während des gesamten Produktionsprozesses nie mit Alkohol in Berührung kam. Wie dieses Nebenprodukt des alkoholfreien Zenzeros optimal eingesetzt werden kann, prüft das Peppe-Team aktuell.

Weiter hinterfragt Dauwalder kontinuierlich die bestehende Praxis und schaut nach Alternativen, bei denen eine Wiederverwendung vor der Einwegverwendung steht. Die aus China importierten Kupferbecher für die Geschenksets sollen jetzt durch Trinkgläser ersetzt werden, die aus zurückerhaltenen Ingwerer-Flaschen gefertigt werden. Bei den Tragetaschen setzt das Peppe-Team auf ihren Partner recyclingArt. Dieser stellt Tragetaschen aus Makulatur-Landkarten von swisstopo her.

Ein weiterer Aspekt der Kreislaufwirtschaft ist auch das Teilen von Produktionsmitteln. Drink Tom's, ebenfalls ein Spirituosenproduzent aus Bern, zog vor kurzer Zeit beim Peppe-Team ein und verlegte seine komplette Produktion in die Räumlichkeiten der Peppe GmbH. So können Maschinen und Räumlichkeiten geteilt werden und eine höhere Auslastung erzielt werden. Anstelle von zwei Produktionsanlagen wird plötzlich nur noch eine benötigt. Auch der Kopf hinter Drink Tom's, Michael Hugi, bringt sein Know-how bei beiden Unternehmen ein. Die zwei Berner Produzenten prüfen aktuell, noch weitere Produzenten in ihren Räumlichkeiten aufzunehmen.

Für Steff Chiovelli, Geschäftsleitungsmitglied der Peppe GmbH, hat Nachhaltigkeit viele Gesichter. Ihm ist es wichtig, diese in verschiedensten Bereichen im Auge zu behalten. Ob bei der internen Personalpolitik, in der Umsetzung von Projekten oder bei der Auswahl der Kooperationspartner. Entscheidend für ihn ist, dass das Thema im Alltag verankert ist und gelebt wird. So ist bei der Peppe GmbH beispielsweise die Tavolata am Dienstagmittag entstanden. Ein gemeinsames Essen, bei dem Teammitglieder kochen und man über private Themen plaudern kann.

 

"Vermouth di Berna": Wermut aus übriggebliebenen Weinen

Drink Tom's lancierte im Winter 2024 einen roten und kurz danach einen weissen Wermut auf Basis von übriggebliebenen Weinen. Das Unternehmen kooperiert mit Weinfachveranstaltungen, Weinhändlern sowie Gastronomiebetrieben. Anstatt die Reste der angebrochenen Flaschen in den Schüttstein zu kippen, sammeln die Partner von Drink Tom's in getrennten Behältern die Weinreste – rot und weiss. Diese werden danach als Basis für die Wermut-Produktion genutzt. Aus dem Wein-Abfall wird somit die wertvolle Grundlage, auf der ein neuer Wermut entsteht.

 

Zuckerrübenmelassenbrand und Reduktion des Glasverbrauchs

Die Matte Brennerei an der Berner Aare setzt ebenfalls auf Nebenprodukte. Der „Summa Summarum“ wird auf Basis von Zuckerrübenmelasse, ein Nebenprodukt der Zuckerfabrik in Aarberg, hergestellt. Die eigene Gewürzmischung, die nach der Produktion des Likörs „Ingwergino“ übrigbleibt, bildet die Basis der Botanicals für den „Matte Dry Gin“. Und den Treber aus der Whisky-Produktion nutzt ein lokaler Landwirtschaftsbetrieb als Tierfutter.

Um den Glasverbrauch zu reduzieren, verwendet das Matte-Team Bag-in-Box-Lösungen oder Kegs. So beliefert das Unternehmen Gastrobetriebe mit Grossgebinden und vermeidet somit unnötigen Glasabfall. Auch Privatkonsumenten können ihre Flaschen in der Matte Brennerei wieder auffüllen lassen.

 


Die Peppe GmbH und Drink Tom's sind an der Igeho 2025 als Aussteller in der Sonderschau Barbesuch anzutreffen. Besuchen Sie dort die beiden Produzenten, verkosten Sie ihre Produkte und diskutieren Sie mit den beiden Herstellern über Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit.

Autor: Alex Däppen, Gin-Ambassador und Buchautor

 

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