Nachfolge: Begleiten und gleichzeitig loslassen
Hotellerie 02.11.2023

Nachfolge: Begleiten und gleichzeitig loslassen

Seit 120 Jahren ein erstrangiges Hotel mit Fin-de-Siècle-Grandezza zu führen, ist eine besondere Kunst. Die Familie Schmidt beherrscht sie in der vierten Generation. Eigentümer und Gastgeber Christoph Schmidt erzählt, wie es in seiner Familie mit der Nachfolge klappte.

Für Christoph Schmidt ist es eine «wunderbare Aufgabe», den Familienbetrieb zusammen mit seiner Frau in Flims zukunftsfähig zu führen. Seine Urgrosseltern hatten sich nicht nur ineinander, sondern auch in den Ort verliebt, so dass sie 1902 keinen Aufwand scheuten und den Platz in den Fels sprengten, wo ihr Hotel Schweizerhof stehen sollte. Die Liebesgeschichte hält an – bis zum heutigen Tag, denn Schmidts Frau Sandra folgte ihrem Mann, den sie in Berlin kennengelernt hatte, nach Graubünden. Mit Blick auf die erhabene Berglandschaft und in Gehdistanz zum türkisblauen Caumasees leben sie den Traum seiner Vorfahren weiter.

«Den Menschen etwas Gutes
zu tun, ist eine Berufung.»

Christoph Schmidt
Eigentümer des Schweizerhofs, Flims

Positionierung finden», sagt Christoph Schmidt. Es sei wichtig, sowohl im Sommer als auch im Winter attraktiv für die Gäste zu sein. Die Gemeinden und andere Partner leisteten dafür mit Leuchtturmprojekten einen wichtigen Beitrag. Im Umfeld des Schweizerhofs seien die Neuerschliessung des UNESCO-Weltnaturerbes Sardona mit den Tschingelhörnern oder der Neubau des Caumasee-Restaurants solche Projekte.

Der Schweizerhof Flims setzt zudem seit langem auf das Werteversprechen Entschleunigung. «Wir treffen den Nerv der Zeit, wenn wir dem Gast genussvolle Angebote machen, bei denen er sich eine Auszeit gönnen und gestärkt zurück in den Alltag kehren kann», sagt Christoph Schmidt. Nebst Yoga- und Achtsamkeitslektionen locken die Bewegung in der Natur, das Wellness-Badehaus sowie eine bewusste, gesunde Küche.

Christoph Schmidt

Hotelier und Gastgeber

Der Eigentümer und Mitgastgeber hält die Familientradition in vierter Generation aufrecht. Zuvor sammelte er ausführlich internationale Erfahrung. Nach 15 Jahren als Leiter Hotels und Gastronomie der Weisse Arena Gruppe möchte er sich noch mehr als Gastgeber in dem Familienbetrieb Schweizerhof Flims einbringen. Das 4-Sterne-Romantik-Hotel & Spa in Flims führt er mit anhaltender Energie und viel Herzblut.

Motivation durch Freude

In dieser Umgebung wachsen auch die drei Kinder der Schmidts auf, und natürlich würde sich Christoph Schmidt freuen, wenn eine oder einer einmal die Nachfolge antreten wird. Sonst gibt es noch einen Neffen und eine Nichte. «Den Menschen etwas Gutes zu tun, ist eine Berufung», sagt er. «Man muss den Menschen, ob Gast oder Mitarbeiter, zu jeder Tages- und Nachtzeit mögen.» Dabei klingt schon an, dass der Übergang zwischen Job und Privatleben fliessend ist, wenn man ein so prestigeträchtiges Hotel führt. Grundvoraussetzung sei deshalb, der Nachfolgegeneration zu vermitteln, dass die erfüllende Aufgabe und Verantwortung mit einer spürbaren Freude und Leichtigkeit zu meistern sei und Spass mache.

«Meine Mutter hat uns
grandios begleitet und
gleichzeitig losgelassen.»

Christoph Schmidt

«Es gibt eine abnehmende Bereitschaft für das Engagement, das in früheren Generationen verankert war und bei uns Infizierten noch vorherrscht», sagt Schmidt. Die Leitung sei ja auch mit privaten Risiken verbunden. Die wirtschaftliche Tragbarkeit müsse gerade bei historischen Gebäuden wie dem Schweizerhof Flims ausbalanciert werden. Investition in die Infrastruktur ist nötig. Mitbewerber wie Hotelketten oder Kooperationen hätten es da einfacher. Ebenso spiele die Erstklasshotellerie, die von Mäzenen gefördert werde, wettbewerbsmässig in einer anderen Liga.

 


Christoph Schmidt und seine Frau Sandra haben das Haus vor 15 Jahren von seiner Mutter Therese übernommen. Die Seniorchefin ist nach wie vor für die Gäste da und ist die Seele des Hotels. Ihr Sohn sagt: «Meine Mutter hat uns grandios begleitet und gleichzeitig losgelassen. Darum sind wir noch immer froh, sie an unserer Seite zu wissen.»

«Bis dahin war es für mich
ausgeschlossen, zurück
nach Flims zu kommen.»

Christoph Schmidt

Dass er in die Fussstapfen seiner Eltern treten würde, war schon früh eingeleitet worden, doch eine Garantie gab es nie. Im Gegenteil, Schmidt absolvierte interessante und fordernde Stationen im Ausland – bis Sandra in sein Leben trat und der Wunsch, eine eigene Familie in der Heimat zu gründen, Realität wurde: «Bis dahin war es für mich ausgeschlossen, zurück nach Flims zu kommen.» Zum Glück geht die Liebe eigene Wege.

Sandra Schmidt

Hotelfachfrau und Gastgeberin

Seit 2008 entwickelt die gestandene Hotelfachfrau mit ihrem Mann das historische Jugendstil- Hotel Schweizerhof Flims zum zeitgenössischen Wellness-Hideaway. Ihre Zusatzausbildung zur Meditations- und Achtsamkeitstrainerin sowie in ganzheitlicher Gesundheit erlaubt ihr eine hochklassige Programmgestaltung mit Yoga- und Mindfulness-Angeboten für die Gäste.

WIE DER SCHWEIZERHOF ENTSTAND

Der Schweizerhof Flims hat eine spannende Geschichte. Die Besitzerin des Vorläufers Pension Segnes war kinderlos verstorben. So fielen Wirtschaft und Weideland 1869 als Jassgewinn an den Einheimischen Walter Candrian, den Urgrossvater der heutigen Besitzer. Sein Bruder Mathias, der als Zuckerbäcker aus Stettin zurückkehrte, unterstützte ihn. Mathias’ Tochter baute mit ihrem Mann Daniel Schmidt ab 1902 den Schweizerhof auf – an dem Ort, wo einst die Aussichtsbank der Verliebten gestanden hatte.