In den Olma-Hallen wird sicht- und fassbar, was Berufswahl bedeutet. Der typische OBA-Besucher, die typische OBA-Besucherin ist in der Oberstufe, kommt mit der Klasse und muss nach einem vorgegebenen Programm Aussteller befragen oder sonstwie Informationen sammeln. Oder man kommt in Begleitung der Eltern und muss sich anhören, dass es jetzt wirklich allerhöchste Zeit sei, sich mit der Berufswahl zu beschäftigen. Und dass dieser OBA-Besuch eine super Chance dafür sei. Der OBA-Besuch – nur ein Müssen, allenfalls versüsst durch viele tolle Werbegeschenke, die an den Ständen der Berufsorganisationen und Unternehmen abgegeben werden?
Glace mit Stickstoff Keineswegs! «Das bringts voll», sagt eine Schülerin. «Man kann noch so viel lesen: So viel wie hier erfährt man dabei nie. Hier werden sehr viele Berufe präsentiert, man kann Maschinen und anderes direkt anschauen und unkompliziert mit Leuten reden, die in diesen Berufen arbeiten.» Und an vielen Ständen dürfen die Besucherinnen und Besucher selbst Hand anlegen. So auch am Stand von berufehotelgastro.ch, der Dachmarke, unter der GastroSuisse und hotelleriesuisse für die Grundbildungen werben. Wie die Onlineplattform präsentiert sich auch der Stand unter dem Slogan «Rock the Rössli». Hier können die Besucherinnen und Besucher mit Rahm, Sirup und Stickstoff selbst Glace herstellen, alkoholfreie Cocktails mixen oder Filterkaffee zubereiten. Und so Berufen wie Restaurationsfachmann, Hotel-Kommunikationsfachfrau oder Koch näherkommen – sowie eben den Menschen, die diese Berufe ausüben. Wie zum Beispiel Rahel Rutz, die im dritten Lehrjahr als Köchin ist und beim Glacezubereiten gerne die Fragen der Schülerinnen und Schüler beantwortet. «Sie wollen beispielsweise wissen, wie wichtig Teamarbeit ist. Und ob ich mit meinem Lohn zufrieden bin.»
«Der Job im Hotel ist vielfältig. Das ist wichtig.»
Interessen liegen weit auseinander
«Vielleicht werde ich Koch», sagt ein Schüler, der mit seinen Kollegen gerade den Stand besucht hat. Warum? «Essen.» Die anderen grölen, gehen weiter, er erklärt gelassen: «Wirklich, ich esse gerne. Und ich koche gerne. Aber Maurer wäre auch eine Idee.» Unregelmässige Arbeitszeiten, hektische Situationen, langes Stehen: Was andere als Schattenseiten des Kochberufs sehen, sei für ihn kein Problem. Das sagt auch ein zweiter Schüler, der Koch werden will – «oder Strassenbauer». Die Interessen und Wunschberufe einzelner Schülerinnen und Schüler scheinen sehr weit auseinanderzuliegen. So auch bei der Jugendlichen, für die Physiklaborantin oder Hotel-Kommunikationsfachfrau in Frage kommen. «Der Job im Hotel ist vielfältig», sagt sie. «Das ist wichtig, sonst wirds langweilig.»
Wer stellt hier die Fragen?
Die schulisch organisierte Version der Grundbildung zur Hotel-Kommunikationsfachfrau bzw. zum -fachmann wird am Messestand gleich nebenan präsentiert: Die SSTH, die Swiss School of Tourism and Hospitality in Passugg (GR), setzt dabei vor allem auf Information, aber auch auf einen Film sowie auf Marshmallows, die live mit dem Brenner gebräunt werden. Daniel Willi, Projektleiter Marketing, erklärt den Schülerinnen und Schülern, was Kommunikationsfachleute im Hotel genau tun und wie die Kombination von Unterricht und Praktika aussieht. Auch an diesem Stand sind Lernende im Einsatz. Und sie stellen fest, dass das Interesse der jugendlichen Besucherinnen und Besucher sehr unterschiedlich ist: «Die einen lesen einfach die vorgegebenen Fragen ab und blicken dabei kaum auf, andere sind echt interessiert und sehr offen.» Ein Schüler ist besonders offen. Auf die Frage, ob eine Lehre in der Hotellerie etwas für ihn wäre, sagt er mit einem verschmitzten Lächeln: «Ich dachte, wir stellen hier die Fragen!»
Zweiter Besuch – vertiefte Gespräche
Nach dem OBA-Besuch mit der Schule seien viele Jugendliche nochmals mit den Eltern an den Stand von berufehotelgastro.ch gekommen, sagt Nora Fassino, Projektleiterin Nachwuchsmarketing bei GastroSuisse, nach der Messe: «Vertiefte Gespräche über die Aus- und Weiterbildung sowie über die Karrieremöglichkeiten haben sicher dazu beigetragen, dass in den nächsten Jahren der eine oder andere Jugendliche eine Ausbildung in einem der zahlreichen Lehrbetriebe startet.»
Die Dachmarke berufehotelgastro.ch
Unter der Marke berufehotelgastro.ch vermarkten GastroSuisse und hotelleriesuisse die Grundbildungen in der Gastronomie und Hotellerie. Neben Messeauftritten gehören auch Berufsorientierungen, Ferienpässe und Nachwuchs-Nachmittage zum Angebot. Neben der Onlineplattform werden auch soziale Medien wie Facebook oder Instagram eingesetzt, dazu gibts auch eine Schnupper- und Lehrstellenbörse.