Coverstories Weinkellerei Rahm 01.01.2010

Schweizer Pinot Noir von internationalem Format

Die für ihren "Hallauer" bekannte bodenständige Weinkellerei Rahm ist in die Champions League der Weinproduzenten aufgestiegen.

Sein «Paradepferd» sorgt für höchstes Lob. Die «Cuvée Excellence 2007» der «SÉLECTION PIERRE»-Linie erhielt bei der diesjährigen IWSC International Wine and Spirit Competition in London, der prestigeträchtigsten aller Weinprämierungen überhaupt, als einziger Schweizer Wein eine der begehrten Auszeichnungen! Die Cuvée erhielt eine Bronze-Medaille. Damit befindet sie sich in äusserst illustrer Gesellschaft, zum Beispiel mit Robert Mondavi’s Private Selection Cabernet Sauvignon 2008, der Légende Bordeaux Rouge 2008 der Domaines Barons de Rothschild (Lafite), dem Raimat Vina 43 Tempranillo 2006 oder dem Marqués del Romeral Rioja Gran Reserva 2001, um nur einige der klingenden Namen zu nennen. Höchste Lorbeeren also für die Cuvée Excellence aus dem Schaffhauser Blauburgunderland.

«Mir hat die Arbeit rund um den Wein immer Spass gemacht», kommentiert Peter «Pierre» Rahm, heute 42 Jahre alt, Unternehmer und dreifacher Familienvater, seinen akribisch aufgebauten Erfolg. Das ist keine mediale Schönfärberei. Schon als Kind hatte er seinen Wunschberuf tagtäglich vor Augen. Aufgewachsen im familiären Betrieb, der Weinkellerei Rahm, liess er sich von klein auf von seinem Vater und dem Zusammenspiel von Natur und Lebensfreude für diese Leidenschaft begeistern.

BLAUBURGUNDER SEIT GENERATIONEN

Eigentlich die natürlichste Sache der Welt, könnte man meinen, gerade in einer Gegend, die Naturliebhaber so unmittelbar in ihren Bann zieht. Ein sattes Grün überzieht die Hänge rund um Hallau, dem historischen Weindorf im «Schaffhauser Blauburgunderland». Da werden auf den sanften Hängen 500 Hektaren Reben in 20 Weinbaugemeinden angebaut.

In diesem Landstrich am nördlichsten Zipfel der Schweiz wachsen an drei von vier Rebstöcken Blauburgundertrauben. Andernorts nennt man sie auch Schwarzburgunder. Oder Spätburgunder. Oder Klevner. Im französischen Sprachraum heisst die Traube Pinot Noir und verzückt als «Burgunder» die Kehlen unzähliger Weinliebhaber/innen rund um den Globus.

DAS TERROIR ALS PRIVILEG

Der Schaffhauser Klettgau – so heisst das «Blauburgunderland» eigentlich – zeichnet sich durch ein aussergewöhnliches Zusammenspiel von Mikroklima, Geologie und Topographie aus.

Grosse Kalkablagerungen zeugen von der Zeit vor 200 000 Jahren, als der Rhein noch durch den Klettgau floss. Sein Erbe sind schwere, ton- und kalkhaltige Keuperböden mit einer lehmhaltigen Deckschicht. «Unser Boden ist optimal für den Rebbau. Er reguliert einerseits den Wasserhaushalt der Reben ideal und bildet andererseits mit seinen wertvollen Mineralien die Grundlage für körperreiche, samtige Pinot Noirs», erklärt Peter Rahm die ausgezeichneten Voraussetzungen für den Rebbau hier.

Der Südhang des Hallauer Rebbergs, ein Juraausläufer, liegt zudem im Regenschatten des Schwarzwaldes und weist eine tiefe Niederschlagsrate auf. Durchschnittlich 1578 Sonnenstunden pro Jahr lassen die Trauben trotz nördlicher Lage schön ausreifen.

Das Zusammenwirken all dieser Faktoren bildet die Grundlage für unverwechselbare, komplexe und finessenreiche Weine von internationalem Format. Der Rest ist Handwerk, Tradition, Innovation und Leidenschaft.

VON DER TRADITION ZUR INNOVATION

Auch in der Weinkellerei Rahm ist der Blauburgunder die prägende Sorte. Das war schon immer so, sie ist in jeder Weinlinie des Hauses vertreten. In den äusserst populären, gradlinigen «Graf von Spiegelberg»-Abfüllungen. In der im Jahre 2003 lancierten reinsortigen Linie «Réserve du Patron», welche einen Sauvignon Blanc, einen Blanc de Noir, eine Pinot NoirSpätlese und einen Pinot Noir Barrique umfasst. Und heute erleben wir mit der neusten Kreation auf herausragende Art ihre Perfektion: mit der «SÉLECTION PIERRE», einer Premiumlinie für die gehobene Gastronomie und den Weinfachhandel.

«IM KLETTGAU WIRD SEIT JAHRHUNDERTEN DIE PINOT-NOIRTRAUBE ANGEBAUT»

 

Daneben spricht die Cuvée-Linie «Composition» mit dem TROISBLANC und dem DORENOIR ein eher jüngeres Publikum an, Spezialitäten wie z.B. der Charmant Brut (ein Hallauer Schaumwein, méthode traditionelle), ein Regent aus biologischem Anbau (Knospe-Label) und ein Strohwein runden das Angebot ab.

 

QUALITÄT BEGINNT IM REBBERG

Dank einer Weinbaukultur, die bis in die Römerzeit zurückgeht, ist in Hallau und seiner Umgebung enormes Know-how im Weinbaubereich vorhanden. Das Traubengut wird sorgfältig von Hand gelesen. Mit ökologischem Anbau, reduzierten Erträgen und moderner Vinifizierung setzt sich die dritte Generation im Hause Rahm deutlich vom indifferenten Image des «Hallauers» der vergangenen Jahrzehnte ab. Das Ziel lautet höchste Güte bei regionaler Sortentypizität.

VOM RIMUSS ZUM SPITZENCRU

Dabei hätte die Geschichte auch ganz andere Wege nehmen können. Jedes Kind kennt heute die Kellerei Rahm, besser gesagt, ihr bekanntestes Produkt, den Rimuss. Er ist der Schweizer Inbegriff aller alkoholfreien Familienfestgetränke. Die Marke ist für perlende Edeltraubensäfte zum Gattungsbegriff geworden. 1954 hatte der Gründer der Firma, Jakob Rahm-Huber, das Getränk gemeinsam mit seinen Söhnen Emil und Robert lanciert. Und schon im ersten Jahr wurden mehr als 50 000 Flaschen davon verkauft. Inzwischen verlassen jährlich rund drei Millionen Flaschen Rimuss die Kellerei in Hallau. Ausserdem kelterte man über die Jahre mehr und mehr unterschiedliche Weine und erfand Weinmixgetränke wie den Pesca Frizz. Trendsetting nach Art der Zeit war angesagt. Daneben wurde aber auch die Kunst der Vinifizierung sorgsam weiter gepflegt und das Familienunternehmen hat sich zu einer Kellerei von nationaler Bedeutung entwickelt. Heute werden auch Weine aus dem ZürcherWeinland und der Bündner Herrschaft in Hallau vinifiziert. «Bezüglich Preis-Genuss-Verhältnis geniessen wir seit jeher einen guten Ruf», hält Peter Rahm rückblickend fest, was übrigens nicht nur für den Stammtisch und die gemütliche Runde gilt.

Das haben auch neuste Degustationen wieder gezeigt. Am Grand Prix du Vin Suisse 2008 durfte der Goldpokal für den besten Riesling-Silvaner (Müller-Thurgau) der Schweiz entgegengenommen werden, und an der diesjährigen Expovina in Zürich konnte sich das Familienunternehmen als Preis-Genuss-Sieger feiern lassen. Der traditionsreiche «Hallauer Blauburgunder» erreichte am Concours Gold und die höchste Punktzahl für einen Wein der Standardqualität unter 10 Franken, ein eindrückliches Zeugnis dafür, dass die Kellerei unter Peter Rahm und seinem Kellerteam die ganze Klaviatur von der Standard- bis hin zur Premiumlinie beherrscht. Dabei handelt es sich notabene nicht um einen Wein, von welchem lediglich einige wenige Flaschen erhältlich sind wie bei anderen Gold-Prämierten, nein, es stehen rund 200 000 Liter zum Verkauf – ein hervorragender Wein also, für jedermann erhältlich und erschwinglich.

«Die Tatsache, dass die Jury mit der Vergabe von Golddiplomen sehr zurückhaltend war, macht für mich diese Auszeichnung nur noch wertvoller», freut sich Peter Rahm über das Resultat. Damit meint er auch die steigenden Anforderungen und die zunehmende Strenge der Juroren.

«UNSER TERROIR BRINGT WEINE VON INTERNATIONALEM FORMAT HERVOR»

VON:
Weinkellerei Rahm