Business-Praxis 06.04.2020

Wie man wirklich saisonal isst

Wer auf die Umwelt Rücksicht nehmen will, isst saisonal. Also Gemüse und Früchte, die dann geerntet werden, wenn sie im Freiland reif sind. Doch wann ist es so weit und welche Rolle spielt der Transport? Wer genau hinschaut, stösst auf unerwartete Resultate.

Unser CO²-Fussabdruck wächst mit jedem Kilometer, den wir zurücklegen. Mit jeder Lampe, die wir einschalten. Mit jedem Bissen, den wir zu uns nehmen. Diesen Fussabdruck müssen wir reduzieren. Bei den Kilometern oder beim Strom ist uns schnell klar, worauf es ankommt. Bei der Ernährung wird es schwieriger. Sowohl die Anbaumethode als auch die Verarbeitung und der Transport spielen eine Rolle. Doch die Antwort auf Frage nach der Hauptrolle vermag zu überraschen.

Nehmen wir Spargeln. Kommen sie per Flugzeug aus Peru zu uns, entstehen für ein Kilo Spargeln 26,5 kg CO²-Äquivalente (hier werden neben CO² auch Methan, Lachgas und weitere Treibhausgase auf die Wirkung von CO² umgerechnet). Das ist fast doppelt so viel wie bei einem Kilo Rindfleisch. Wenn wir die gleichen Spargeln mit dem Schiff importieren, sind es 2,5 kg CO². Das ist sogar besser als die ersten europäischen Spargeln im März. Denn die wachsen auf einem beheizten Feld und kommen auf 5 kg CO²! Erst Ende April gibt es Spargeln vom Freiland zu 1,5 kg CO² pro Kilo. Regional und saisonal gewinnt? Bio-Avocados, die auch mit dem Schiff aus Peru kommen, bringen nur 1,4 kg CO² pro Kilo auf die Waage.

Bei Früchten gibt es ähnliche Beispiele. Konventionell produzierte Erdbeeren im April, egal ob aus dem Thurgau oder dem Wallis, kommen auf über 4 kg CO² pro Kilo Frucht – mehr noch als solche aus Marokko im Februar (3,4 kg CO²). Erst die ab Ende Mai geernteten Bio-Erdbeeren erreichen einen guten Fussabdruck von 0,77 kg CO². Regional und saisonal gewinnt? Frische Bio-Mangos aus Burkina Faso stechen auch diese Erdbeeren noch aus: Sie schlagen nämlich nur mit 0,66 kg CO² pro Kilo Frucht zu Buche.

Transport erstaunlich unwichtig für CO²-Bilanz

Was ökologisch sinnvoll ist und was nicht, entspricht also nicht immer unseren Erwartungen. Im Gegensatz zu politischen Fragen ist die nach dem CO²-Fussabdruck aber wissenschaftlich zu beantworten. Wir von gebana haben deshalb mit den Experten von ESU-Services unsere Produkte unter die Lupe genommen. Die genannten CO²-Angaben stammen aus der ersten Untersuchung mit ihnen. Die Resultate können von anderen Untersuchungen abweichen, sind in den Hauptaussagen aber eindeutig: Freilandanbau und Verzicht auf Flugtransporte sind entscheidend. Transporte allgemein sind dagegen erstaunlich unwichtig für die CO²-Bilanz. Das ist eine Chance für Kleinbauernfamilien, für Ladenbesitzer, Gastronomiebetriebe und für Konsumentinnen weltweit. Denn frische, saisonale Früchte und Gemüse reduzieren unseren CO²-Fussabdruck gegenüber tierischen, verarbeiteten oder nicht im Freiland gewachsenen Produkten auf jeden Fall und zu jeder Jahreszeit. Allerdings wäre es, reichlich unvernünftig, im Sommer und im Herbst Früchte und Gemüse aus fernen Ländern zu importieren. Schliesslich ist dann Erntezeit bei uns und das Angebot auf den Märkten riesig. Zwischen Juli und Oktober gibt es bei gebana deshalb mit Ausnahme unserer Kokosnüsse ausschliesslich Spezialitäten aus Europa.

«Was ökologisch sinnvoll
ist und was nicht, entspricht
nicht immer unseren
Erwartungen.»

 

Im Spätherbst und im Winter wächst unser Angebot dann langsam. Wir importieren Feigen und Datteln frisch ab Ernte, die Ernte der Zitrusfrüchte in Griechenland beginnt. Sie erstreckt sich über den ganzen Winter. Was ihren CO²-Fussabdruck angeht, sind die Zitrusfrüchte Musterschüler. Unsere Orangen etwa sind mit 0,5 kg CO²-Äquivalenten fast so gut wie Bio-Äpfel aus der Schweiz (0,4 kg CO² im Januar).

«Freilandanbau und
Verzicht auf Flugtransporte
sind entscheidend.»

 

 

Über Luxus sprechen

Gegen Ende des Winters, den ganzen Frühling lang und bis zum Frühsommer wird es für uns in der Schweiz aber schwierig. Alle warten wir sehnlichst auf die ersten regionalen Früchte. Doch die Angebote an «saisonalen» Früchten, die ab Ende Februar in den Supermärkten locken, sind nicht nachhaltig. Zu diesem Zeitpunkt ist die CO²-Bilanz von per Schiff transportierten Tropenfrüchten besser. Zum Beispiel unsere Mangos oder Avocados.

Wenn wir über CO² diskutieren, müssen wir über ein Produkt unseres Sortiments gesondert sprechen: die Ananas. Sie ist unser Luxusprodukt und das einzige, das wir per Flugzeug transportieren. Entsprechend hoch ist ihr CO²-Fussabdruck: 9,9 kg CO² pro Kilo Ananas. Das durch den Import entstehende CO² kompensieren wir fünffach und wir investieren in Projekte, die Ländern wie Burkina Faso oder Togo dabei helfen, ihren CO²-Fussabdruck zu reduzieren.

Bei gebana erhalten Läden und Gastronomiebetriebe auf fast das ganze Sortiment Spezialkonditionen. Zum Beispiel auf Kaffeespezialitäten oder das Trockensortiment in Grosspackungen, das sich besonders gut für den unverpackten Offenverkauf eignet. Für saisonal verfügbare, frische Früchte und Gemüse gibt es speziell für Kunden, die weder Kühlraum noch ein Lager besitzen, ein Vorbestellungssystem.

Weitere Informationen erhalten Sie hier:

 

gebana AG

ESU-services GmbH