Zusammen mit weiteren Akteuren haben sich die Schweizer Schokoladehersteller zum Ziel gesetzt, dass langfristig nur nachhaltig angebauter Kakao in die Schweiz importiert wird. Bis 2025 soll als Zwischenziel ein Anteil von 80% nachhaltigem Kakao erreicht sein. Schon heute hat die Schweiz im weltweiten Vergleich den höchsten Pro-Kopf-Konsum an Bio- und Fairtrade-Produkten
«The per capita consumption of organic and Fairtrade products in Switzerland is the highest per capita globally and sales of Fairtrade chocolate have increased sharply in recent years.» So steht es in einer im Auftrag des WWF von einem britischen Beratungsunternehmen erstellten Studie über importierte Rohstoffe (Soja, Palmöl, Kakao, Holz, Kaffee, Zuckerrohr und Kokosnuss). In einer diese Woche publizierten Kurzfassung wird hingegen ein anderes, verzerrtes Bild gezeigt.
Empfehlungen zu Multi-Stakeholder-Initiativen
Die selektiv gekürzte und punktuell erweiterte Zusammenfassung der Studie fokussiert auf das Thema Entwaldung. Dabei fällt auf, dass vor allem negative Aspekte hervorgehoben werden. Nicht überraschend ist dies mit der Forderung nach neuen Gesetzen in der Schweiz verbunden. Demnach sollen Schweizer Unternehmen den Nachweis erbringen müssen, «dass Produkte, die sie in der Schweiz verkaufen, nicht die globale Entwaldung vorantreiben und Menschenrechte verletzen.» Überraschend positiv ist die Empfehlung des WWF zur «Beteiligung an Multi-Stakeholder-Initiativen (…) wie die Schweizer Kakaoplattform». Diese Plattform wurde von CHOCOSUISSE und den Schweizer Schokoladeherstellern zusammen mit Akteuren des Bundes, des Handels, der Forschung und der Zivilgesellschaft initiiert. Die Empfehlung zum Beitritt zu dieser Multi-Stakeholder-Initiative sollte sich deshalb nicht nur an Unternehmen, sondern auch an weitere Stakeholder richten inkl. an den WWF selber. Denn im Gegensatz zu anderen wichtigen Schweizer NGOs ist der WWF dieser Plattform bislang leider nicht beigetreten.
Schweizer Engagement gegen Entwaldung
Zahlreiche Schweizer Unternehmen, CHOCOCUISSE sowie auch die Schweizer Plattform für Nachhaltigen Kakao engagieren sich konstruktiv für Lösungen wie z.B. die Förderung von Agroforstsystemen. Dabei koordiniert sich die Schweizer Plattform auch grenzüberschreitend mit anderen Organisationen. Einer der wichtigen Anknüpfungspunkte zur Verringerung des Landverbrauchs im Kakaoanbau ist schliesslich die Verbesserung der Agrarpraktiken. Auch in diesem Bereich leisten gerade Schweizer Unternehmen einen grossen Effort.
Es braucht international abgestimmte Lösungen
Der in der Kurzfassung der Studie gemachte Vergleich des Anteils importierten Kakaos an der weltweiten Kakaoernte (3%) mit dem Anteil der Schweizer Bevölkerung an der Weltbevölkerung (0,1%) ist fragwürdig und ignoriert, dass über 70% der in der Schweiz hergestellten Schokolade exportiert wird. Unerwähnt bleibt auch der in der Studie erwähnte wichtige Hinweis, dass die grösste Importeurin von Kakao mit einem weltweiten Anteil von über 60% die EU ist. Führt man sich diese Grössenordnungen vor Augen, wird klar, dass wirkungsvolle Lösungsansätze zur Stärkung der Nachhaltigkeit im Kakaobereich grenzüberschreitender Natur und gut mit der EU abgestimmt sein müssen.