Das Finalistenfeld war dieses Jahr so spannend wie noch nie. Neun Kochlernende aus den verschiedensten Schweizer Regionen kochten um den Sieg bei «gusto19», dem Schweizer Kochlehrlingswettbewerb.
Am Schluss entschied Laura Loosli vom Restaurant Panorama Hartlisberg in Steffisburg das Wettkochen für sich. Auf dem zweiten Platz landete Yanik Hartmann vom Seepark Thun. Dritter wurde Manuel Hofer vom Stadtspital Triemli in Zürich.
Victoria Fehrler macht nichts lieber als essen. Nur Fenchel mag sie nicht: Schokolade sei Gottes Entschuldigung für Fenchel, meint sie. Bei «gusto» macht sie mit, um Menschen kennenzulernen, die ihre Begeisterung fürs Essen teilen. Ihr grosses Vorbild ist Bob Marley, weil sich dieser für Gleichberechtigung, Chancengleichheit und den Frieden einsetzte. Entsprechend würde auch Victoria Fehrler gerne einmal etwas für benachteiligte Menschen machen, zum Beispiel für Hilfsorganisationen kochen.
Vorspeise: Bruch & Molke von der Geiss, Kichererbsen, junge Triebe, Barba di Frate.
Hauptgericht: Rosa gebratenes Rindsonglet & im Cidre geschmortes Rindsherz, Schwarzkohl, Kartoffel-Bergkäse-Culurgiones, Selleriecreme.
«Besonders aussergewöhnlich an meinen Gerichten ist wohl, dass ich Rindsherz verwende, ein vergessenes Stück Fleisch. Und dass ich selber Frischkäse herstelle, das wollte ich schon immer einmal! Ansonsten setze ich weitestgehend Komponenten ein, die auch in meinem Lehrbetrieb regelmässig zum Einsatz kommen. Ich hoffe, dass die Zeit reicht, um alles zuzubereiten. Das wird die grösste Herausforderung.»
Simon Grimbichler liebt es, beim Kochen seine Kreativität auszuleben. Auch in seiner Freizeit trifft man ihn oft zuhause in der Küche an, beim Ausprobieren, Filmen und Fotografieren neuer Gerichte. Einzig lebendige Tiere wie Insekten würde er nie essen. Später möchte Simon Grimbichler einmal ein eigenes Restaurant eröffnen, wie sein Onkel. Und ein besonderes Versprechen gibt er seinen Freunden: Falls er «gusto» gewinnt, gibt es ein Fest, bei dem er für sie seine Wettbewerbsgerichte kochen wird!
Vorspeise: Ratatouille-Tarte mit Pinienlavendelkruste, Balsamicolinsen und Sauerrahm.
Hauptgericht: Rindsfiletsteak, Rindsschmorpraline, Schmorsauce beträufelt mit Cognac, Duo der Karotte, Kartoffelspinat-Gnocchi mit Gruyèrekern.
«Das kreativste Element an meiner Vorspeise ist die Pinien-Lavendel-Kruste, die sehr gut mit der Ratatouille-Tarte harmoniert. Eine Überraschung für die Jury wird ausserdem der Gruyèrekern in den Kartoffel-Spinat-Gnocchi sein. Etwas Respekt habe ich vor den Schmorpralines. Diese sind in der Herstellung sehr zeitaufwändig – ich hoffe, das bringt mir nicht das Zeitmanagement durcheinander.»
Bei der Lehrstellensuche war für Yanik Hartmann von Beginn an klar, dass er Koch lernen möchte. Schon als Kind war er oft in der heimischen Küche anzutreffen. Jetzt möchte er in seinem Beruf einiges erreichen. Auch deshalb stellt er sich der Herausforderung bei «gusto19» und tritt an, um zu gewinnen! In 20 Jahren sieht er sich als Chefkoch in seinem eigenen Restaurant. Vielleicht serviert er dann auch eigenes Wild? Denn mit seinem Grossvater geht Yanik Hartmann schon heute ab und zu zur Jagd.
Vorspeise: Ein zartes Onzenei auf einem lauwarmen, mediterran abgeschmeckten Belugalinsenbeet. Dazu eingemachte Artischocken als Salat, sautiert und als Chips. Das ganze garniert mit einem leichten Parmesanschaum, frischem Frisée, Rotem Chicorée und mit Afilakresse.
Hauptgericht: Zartes sous-vide gegartes Schweizer Rindsentrécote im Duett mit einem geschmorten Rindsbäggliragout, begleitet von einer mit Alpkäse Espuma gefüllten, knusprigen Kartoffelrolle. Dazu konfierte Kartoffel und dreierlei der Karotte: glasiert, gepickelt und püriert.
«Das Onsen-Ei mit Parmesanschaum steht für die Leichtigkeit der mediterranen Küche, dazu serviere ich das typisch mediterrane Gemüse Artischocke. Beim Hauptgang interpretiere ich ein Schweizer Gericht aus meiner Kindheit neu, Rindsbäggli mit Kartoffelstock. Die gefüllte Kartoffelrolle ist klar mein kreativstes Element. Ich hoffe, dass ich die Gerichte unter Druck dann auch wie gewünscht hinbekomme!»
Laura Loosli kann sich keinen schöneren Beruf als Koch vorstellen: Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt und man kann anderen eine Freude bereiten. Weil sie selber Süsses liebt und Teller gerne schön anrichtet, arbeitet sie in der Küche am liebsten auf dem Posten der Pâtissière. Ein grosser Traum von ihr wäre, irgendwann ein eigenes, nicht allzu grosses Restaurant zu haben. Und dort das Mundart-Popduo Lo & Leduc zu bekochen – Laura Loosli findet die beiden schlicht sympathisch und mag ihre Musik.
Vorspeise: Eingemachte San Marzano Tomate, Kerbel-Lasagneblatt, Artischockenboden, Crème und Salat von der weissen Bohne, weisse Schaumsauce, Tomaten-Gewürz-Tee.
Hauptgericht: Rosa gebratenes Rinds-Entrecôte mit Schmorsauce, Schmelzkartoffel und weissem und grünem Belper Spargel und Spargelsalat, Ragout von der Rindsbacke und Älpler-Luft mit Kartoffel und Alpkäse.
«Mit meinen Kreationen versuche ich, den Gast mit typischen Produkten auf eine Reise ans Mittelmeer und in die Schweizer Berge zu nehmen. Besonders stolz bin ich, wie sich das Motto in der modern interpretierten Lasagne oder der Älpler-Luft widerspiegelt. Am meisten überraschen wird aber wohl der mediterrane Tomaten-Gewürz-Tee. Dieser kommt sehr einfach daher, ist jedoch enorm aromatisch.»