Nachhaltige Garten & Gartenmöbel Trends 2023
Coverstories Tobias Fischer 14.10.2022

Nachhaltige Garten & Gartenmöbeltrends

Die Klimaveränderung macht nicht Halt vor dem Hotel- oder Restaurantgarten. Es lohnt sich deshalb, auf eine angenehme Beschattung, geeignete Pflanzen und eine sparsame Bewässerung zu achten. Zudem können Betriebe auch im Garten Beiträge zum Klimaschutz leisten.

Den Garten für die Zukunft fit machen
Hitzesommer und längere Regenphasen gab es früher auch: So oder ähnlich tönt es in mancher Diskussion über den Klimawandel. Und es stimmt tatsächlich. Das Klima in der Schweiz ist seit jeher durch grosse natürliche Schwankungen geprägt. Aber: Gewisse Änderungen, die seit der Industrialisierung eingetreten sind, lassen sich nur als Folge der steigenden Treibhausgasemissionen erklären. So beschreibt es MeteoSchweiz, das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie. Seit Messbeginn im Jahr 1864 erhöhte sich die Jahresdurchschnittstemperatur in der Schweiz um etwas mehr als 2 Grad. In den vergangenen Jahrzehnten stieg die Kurve besonders steil an.

Nur 2003 war der Sommer noch heisser
Der Sommer 2022 trägt wohl dazu bei, dass die Kurve weiter nach oben zeigt. Es war in allen Regionen der Schweiz der zweitwärmste Sommer seit 1864 – übertroffen nur vom Hitzesommer 2003. Die Hitze setzte im Juni 2022 ungewöhnlich früh ein. Es war der zweitheisseste Juni seit Messbeginnn, der Juli lag auf Platz vier, der August auf Platz drei. Der Anstieg der durchschnittlichen Jahrestemperatur um gut 2 Grad ist für Menschen schwer zu fassen. MeteoSchweiz veranschaulicht die Entwicklung deshalb mit Hinweisen darauf, dass die Zahl der Sommertage (mindestens 25 Grad) und der Hitzetage (mindestens 30 Grad) stark zugenommen hat. Dagegen hat die Zahl der Eis- und Frosttage deutlich abgenommen.

«Die Vegetation entwickelt
sich heute deutlich früher als
vor einigen Jahrzehnten.»

MeteoSchweiz
Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie

«Als Folge der Temperaturzunahme», schreibt MeteoSchweiz, «entwickelt sich die Vegetation im Frühling und Sommer heute deutlich früher als vor einigen Jahrzehnten. » Und laut Prognosen geht der Wandel weiter. MeteoSchweiz und seine Forschungspartner rechnen in ihren Klimaszenarien mit vier Hauptveränderungen: trockenere Sommer, heftigere Niederschläge, mehr Hitzetage und schneearme Winter. 

 

Anlass, den Lebensstil zu überdenken
Dass der Klimawandel die Menschen beschäftigt, zeigte unter anderem eine Erhebung von gfs-zürich im Jahr 2018. Der Aussage, der Klimawandel sei für sie selbst ein Anlass, den eigenen Lebensstil zu überdenken, stimmten 32 Prozent der Befragten vollumfänglich zu. Auf der anderen Seite der Skala, «stimme gar nicht zu», waren es nur 4 Prozent der Befragten. Die Veränderung des Klimas und der Vegetation macht sich auch im Garten bemerkbar. Und es empfiehlt sich, den Garten rechtzeitig auf die neuen Gegebenheiten auszurichten, sagen die Experten, die auf den folgenden Seiten zu Wort kommen. Daniel Ackermann vom Ostschweizer Gartenbauunternehmen Gartus gibt Tipps zur Bepflanzung und zur Gartengestaltung. Sandro Di Giovanni und Timon Kobel von der Hunn Gartenmöbel AG erteilen Ratschläge für eine perfekt passende und nachhaltige Aussenmöblierung.

 

Im Grünen geniessen –
drinnen und draussen

Der Garten findet in Hotels und Restaurant nicht nur draussen statt:
Vertikalbegrünungen liegen auch im Innenbereich im Trend.
Die Bedeutung der Nachhaltigkeit nehme dabei weiter zu, sagt der Experte.

 

Auch im Gartenbau werde Nachhaltigkeit immer wichtiger, sagt Daniel Ackermann, Bereichsleiter Gartus bei der Füllemann AG in Gossau SG. «Die Flächen werden immer besser genutzt, zudem führt die Klimaveränderung zu einem Umdenken: Man setzt zum Beispiel häufiger schattenspendene Pflanzen ein und speichert Regenwasser für die Bewässerung », sagt der gelernte Landschaftsgärtner und Landschaftsarchitekt.

Wasser exakt dosieren
Im Sinne der Nachhaltigkeit setze das Ostschweizer Gartenbauunternehmen Gartus wenn immer möglich auf Materialien aus der Schweiz – und idealerweise auf Pflanzen, die bei uns heimisch sind. Bei Bepflanzungen lege man Wert auf trockenheitsresistente Pflanzen, die wenig Wasser benötigen. «Neben der Nutzung von Regenwasser empfehlen wir auch Bewässerungsanlagen», so Daniel Ackermann. «Damit kann man Wasser punktuell und exakt dosiert abgeben. Das führt zu einem Spareffekt.»

Für Gartenrestaurants, Sitzplätze und andere Aussenanlagen empfiehlt Daniel Ackermann schattenspendende Pflanzen. «Sie sorgen an sehr warmen und sonnigen Tagen für angenehme Temperaturen und laden zum Verweilen ein.» Wo genügend Platz vorhanden ist, machen sich Bäume mit ausladender Kronenform gut. «Gerade in grösseren und nachhaltig gestalteten Anlagen ist der fachmännische Unterhalt entscheidend für die Langlebigkeit.» Eine angenehme Atmosphäre lasse sich auch mit schattenspendenden Gehölzen in eleganten Pflanzgefässen und mit vertikalen Begrünungen erzielen.

Gartentrends 2023
Vertikale Begrünungen gehören laut Daniel Ackermann ohnehin zu den grossen Trends für 2023 – sowohl drinnen wie draussen. Hier geht es einerseits um die Begrünung bestehender Wände, für Aufsehen sorgen dürften jedoch mobil einsetzbare grüne Wände. «Einfache, aber wirkungsvolle Vertikalbegrünungen mit integriertem Bewässerungssystem sorgen für ein angenehmes Klima», sagt der Gartus-Fachmann. «Zudem lassen sie Freiraum für das individuelle Arrangement von Tischen und Stühlen. Und für spezielle Anlässe lassen sich so private Räume kreieren.» Generell könnten vertikale Begrünungen oder Pflanzen für die Schaffung verschiedener Raumangebote eingesetzt werden, erklärt Daniel Ackermann. «Wer neben offenen, luftigen Räumen auch private, abgeschirmte Bereiche zur Verfügung stellt, erreicht alle Zielgruppen und lädt sie zum Verweilen ein.»

Und weil der erste Eindruck zählt, empfiehlt Daniel Ackermann, dem Eingangsbereich spezielle Beachtung zu schenken: « Ein freundlicher und einladender Haupteingang mit Pflanzen und stimmungsvoller Beleuchtung macht potenzielle Gäste neugierig.»

INTERVIEW MIT DEM EXPERTEN DANIEL ACKERMANN

 

Was bedeutet nachhaltiger Gartenbau für Sie?

Wir verwenden wenn immer möglich Produkte aus der Schweiz und Pflanzen, die hier heimisch sind. Zudem legen wir Wert darauf, dass Pflanzen wenig Wasser benötigen. Ist dies nicht gewünscht, versuchen wir mittels Zisternen Regenwasser zu speichern. Zudem sind Bewässerungsanlagen von Vorteil, damit können wir das Wasser punktuell und exakt dosiert abgeben.

Vor welchen Herausforderungen stehen Gastronomiebetriebe in dieser Hinsicht?

Bei sonnigem Wetter verweilen die Gäste gerne draussen. Da dürfen die schattenspendenden Pflanzen nicht fehlen. Kein Sonnenschirm generiert einen so angenehmen und kühlen Schatten wie eine Pflanze. Zudem können bei engen Raumverhältnissen vertikale Begrünungen Lebensraum für Kleintiere bieten und zugleich die Temperatur etwas regulieren. Natürlich sind diese auch schön zu betrachten.

Was empfehlen Sie einem Restaurant- oder Hotelbetrieb, der seinen Aussenbereich nachhaltig gestalten oder umgestalten möchte?

Die Verwendung von mehr Grünstrukturen, sprich: Bäume, die eine ausladende Kronenform haben. Zudem soll ein Spezialist Vorschläge für die Pflanzung von stress- und trockenheitstoleranten Pflanzen machen. Und gerade in solchen Anlangen ist der fachmännische Unterhalt für die Langlebigkeit der Anlage sehr wichtig.

Praktisch, funktional
und langlebig

Der Winter steht vor der Tür. Jetzt an Gartenmöbel zu denken, sei nicht etwa seltsam, sondern sehr
klug, sagen die Experten von Hunn Gartenmöbel. Eine neue Aussenmöblierung bedeutet
eine grössere Investition – entsprechend empfiehlt sich eine seriöse Evaluation ohne Zeitdruck.

 

Klar, Outdoormöbel haben ihre Hochsaison im Sommer. Doch vermehrt werden sie das ganze Jahr hindurch genutzt. «Deshalb sollte man auf eine hohe Qualität, Wetterfestigkeit und Wintertauglichkeit achten», empfiehlt Sandro Di Giovanni, Geschäftsleiter der Hunn Gartenmöbel AG in Bremgarten (AG). Und weil Gartenmöbel im Gastrobereich generell stärker beansprucht werden als zu Hause im Garten, würden sich Qualitätsunterschiede deutlicher zeigen. «Eine gute Verarbeitung und hochwertige Materialien gewährleisten, dass Gartenmöbel bei stetiger Nutzung witterungsbeständig bleiben und damit langlebig sind. Mit minimalem Pflegeaufwand sehen Profi-Gartenmöbel trotz Wind und Wetter jahrelang wunderbar aus.»

Nachhaltigkeit zahlt sich aus
Langlebigkeit bedeutet nicht zuletzt auch Nachhaltigkeit. Denn durch den längeren Einsatz werden Ressourcen und das Klima geschont. «Dazu kommt, dass viele Materialien unserer Möbel recyclebar sind», sagt Timon Kobel, Leiter Marketing & Kommunikation bei Hunn. «Beispielsweise Schnurgeflechte oder Polyrattan. Natürliche Materialien wie Holz stammen aus legaler Produktion.» Hunn garantiere ausserdem für faire Arbeitsbedingungen bei allen Produzenten: «Wir pflegen eine freundschaftliche Beziehung und besuchen sie regelmässig.»

Genau jetzt an Gartenmöbel zu denken lohne sich, weil die Aussenmöblierung nicht nur wohl überlegt, sondern auch sorgfältig konzipiert sein soll. «Es reicht längst nicht mehr aus, einfach Stühle und Tische vor die Tür zu stellen», so Sandro Di Giovanni. «Grundlage für ein Konzept ist, dass Gastronominnen und Gastronomen die Bedürfnisse ihrer Gäste kennen. » Zudem sollte man sich Gedanken über die Nutzung im Alltag machen. Hier stellen sich Fragen wie: Werden die Möbel häufig umgstellt oder gar täglich auf- und abgebaut? Und weil Outdoormöbel das Image eines Betriebs mitprägen, sollten sie perfekt passen – etwa bezüglich Stil, Material und Farbe.

«So machen Gartenmöbel über viele Jahre hinweg Freude und tragen zum Umsatzwachstum des Betriebs bei», erklärt Sandro Di Giovanni. «Es geht also um viel. Entsprechend lohnt sich eine professionelle Beratung.» Zudem empfiehlt er, auch die Meinung des Servicepersonals und von Stammkundinnen und -kunden einzuholen.

Ropegeflecht bleibt im Trend
Und wohin geht die Reise bezüglich Trends? «Ropegeflecht- Möbel sind weiterhin im Trend», sagt Timon Kobel. «Das handgeknüpfte, luftige Rope verleiht Gartenmöbeln Leichtigkeit und Eleganz.» Hunn setze dabei ausschliessich auf Rope aus einer italienischen Polyolefin-Faser. «Dieses Material ist recyclebar, UV-resistent und widerstandsfähig gegen Schimmel, Feuchtigkeit, Chlor und Lebensmittelflecken.» Zudem seien Rope-Gartenmöbel auch ohne zusätzliche Kissenauflage bequem – aus Gästesicht ist der Komfort eine der wichtigsten Anforderungen an Gartenmöbel.

INTERVIEW MIT DEN EXPERTEN SANDRO DI GIOVANNI UND TIMON KOBEL

Wie können Gastronomiebetriebe ihren Aussenbereich nachhaltig möblieren?

Sandro Di Giovanni: Es reicht nicht, einfach Stühle und Tische vor die Tür zu stellen. Es braucht ein Konzept. Gartenmöbel tragen zum positiven Image des Unternehmens bei. Sie sollen über viele Jahre hinweg Freude bereiten und zum Umsatzwachstum beitragen. Es lohnt sich deshalb, auf professionelle Beratung zu setzen. Ein wichtiger Aspekt ist auch der After-Sales-Service. Ersatzteillieferungen und Nachbestellungen sollten auch einige Jahre nach dem Kauf noch möglich sein. Qualität und Langlebigkeit sind auch bezüglich Nachhaltigkeit wichtig.

Welche Gartenmöbel sind für die Gastronomie geeignet?

Timon Kobel: Gastronomiemobiliar soll nicht nur schön, sondern vor allem auch praktisch und funktional sein. Bei der Auswahl sollte man die spezifischen Anforderungen berücksichtigen. Müssen Gartenmöbel zum Beispiel oft umgestellt oder täglich aufund abgebaut werden, eigenen sich leicht kombinierbare und klappbare Gartenmöbel.

Auf welche Gartenmöbeltrends dürfen wir uns 2023 freuen?

Sandro Di Giovanni:
Ropegeflecht- Möbel in diversen Farbvarianten sind weiterhin im Trend. Das handgeknüpfte, luftige Rope verleiht Gartenmöbeln Leichtigkeit und Eleganz.