Herr Jean-Richard, welche Bedeutung hat Instagram im Foodbereich?
Food ist neben Mode, Fitness, Reisen und Design einer der grössten Renner auf Instagram. Mit dem Thema ist man auf der Plattform genau am richtigen Ort. Instagram ist sehr visuell und alles, was besonders ästhetisch ist, lässt sich gut darstellen. Das beste Beispiel dafür ist @buzzfeedtasty mit seinen Rezeptvideos, die gluschtig machen und inspirieren. Den Foodies eröffnet sich mit Instagram die ganze Welt des Kochens. Als Gastronom kann man sich daher nicht nur weltweit Inspiration für neue Rezepte einholen, sondern hat auch viele Möglichkeiten, sich mit tollem Content zu präsentieren und so Kunden zu finden.
Also sollte man als Gastronom auf Instagram präsent sein?
Absolut. Erstens gibt es Möglichkeiten, gezielt Leute aus der Region mit Werbung anzusprechen. Zweitens kann man mit einem eigenen Profil das Restaurant visuell präsentieren, das Ambiente und die Spezialitäten hervorheben. Auch der Alltag lässt sich mit der Storyfunktion dokumentieren. Es gibt viele schöne Beispiele, wie sich Köche selber bei der Arbeit filmen und einen Blick hinter die Kulissen, die Hektik und den Lärm zeigen. Das gibt den Mitarbeitenden ein Gesicht und macht das Gästeerlebnis persönlicher. Nusret Gokce, ein türkischer Koch, wurde berühmt mit Instagram-Videos, in denen er Steaks salzt. Salt Bae – so sein Übername – ist heute ein Meme und hat über 18 Millionen Follower. Das grenzt schon an Personenkult.
«Social Media gibt den Mitarbeitenden ein Gesicht.»
Apropos Personenkult. Das bedeutet, Influencer-marketing ist wichtiger geworden?
Und wie! In den Malediven zum Beispiel bieten einige Hotels seit 2016 einen Instagram-Butler an. Dieser begleitet die Gäste zu den besten Spots und fotografiert sie. Die professionellen Fotos von den traumhaften Ferien kommen dann natürlich auf Instagram. Das ist die beste Weiterempfehlung, die man sich wünschen kann, denn Menschen sind authentischer und glaubhafter als Unternehmen. Es muss aber nicht immer der Millioneninfluencer sein, auch Microinfluencer sind extrem wichtig. Deren Bewertungen auf Tripadvisor, yelp oder auf Blogs tragen alle zur Schwarmmeinung bei, wie ein Restaurant online wahrgenommen wird. Deshalb sollte man die Kommentare jeweils beantworten und Feedback ernst nehmen. Man darf seine Gäste auch ruhig darum bitten, ihre Meinung auf den Plattformen zu teilen, und ihnen dafür als Dankeschön etwas Kleines servieren. So ein Nehmen und Geben kommt immer gut an.
Was sollte man bei einem Restaurantprofil beachten?
Zuallererst muss man die Plattform verstehen und wissen, wie und wo potenzielle Kunden sie nutzen. Wo erreiche ich die Leute? Wenn ich das weiss, kann ich meine Posts darauf ausrichten und die Inhalte passend produzieren. Optisch dürfen natürlich nur die besten Fotos und Videos drauf. Da sollte man auch in gutes Equipment investieren, wenn man die Möglichkeit hat. Es lohnt sich, einen professionellen Fotografen um Hilfe zu bitten oder die Talente im eigenen Team zu fördern. Ist jemand besonders kommunikativ und witzig? Dann setze ich ihn als Moderator der Videos ein. Kann jemand texten und hat ein gutes Gespür für Farben? Perfekt, um den Account zu managen!
Braucht man denn professionelles Equipment?
Gute, professionelle Aufnahmen sind sicher wichtig, aber auch mit dem Smartphone kann man heute unglaublich viel machen – solange man weiss, wie es geht. Es gibt online zum Glück hunderte von Workshops und Tutorials. Etwa zu Storytelling, hilfreichen Apps und und und.
Es ist aber nicht mehr so leicht, Reichweite zu gewinnen. Was braucht es neben guten Inhalten noch?
Tatsächlich ist es seit ungefähr zwei Jahren nicht mehr so einfach, wenn man neu einsteigt. Die Anzahl der Profile ist gestiegen und das Interaktionsverhalten hat sich verändert. Wichtig ist, immer aus Sicht der Kundschaft zu denken und die Inhalte richtig zu streuen – also auch mit lokalen Hashtags ohne viel Streuverlust. Ein Hashtag wie #instafood hat zwar eine enorme Reichweite, ist aber sehr global und bringt mir als Zürcher Restaurant weniger Gäste ein als #zürich. Um zu überprüfen, welche Hashtag-strategie, welche Paid-Posts und welcher Content gut laufen, sollte man unbedingt einen Business-Account einrichten.
«Beim Kochen oder bei Social Media: Die letzte Meile muss man selber rennen.»
Gastronomen haben chronisch wenig Zeit – wie lässt sich der Aufwand für einen eigenen Social-Media-Auftritt kleinhalten?
Effizienz ist natürlich immer wichtig, aber wenn man gut sein will, muss man Zeit und Aufwand investieren. Das ist beim Kochen ja nicht anders. Es hilft sicherlich, wenn man sich im Voraus überlegt, wie man sein Unternehmen auf Instagram präsentieren möchte, und dafür Serien plant. So kann man spontaner etwas Passendes filmen und muss nicht ständig nach neuen Themen suchen. Als Überbrückung sind auch Storys praktisch, die einen Einblick in den Alltag geben. Es gibt jedoch auch für Social Media keine einfache Lösung zum Erfolg, die letzte Meile muss man selber rennen. Oder um es gastronomischer zu erklären: Deine Instagram-Galerie musst du so gestalten wie einen schön angerichteten Teller.
Hadrien Jean-Richard |
Der 42-jährige Familienvater aus Zürich ist leidenschaftlicher Dokumentarfotograf, Social Media Manager und Dozent an der Text Akademie Zürich. Er betreut die Social-Media-Auftritte von mehreren Unternehmen von A bis Z – von der Strategie über die Planung und Contenterstellung bis hin zum Community Management und Reporting. |