Arbeitsort mit Wow-Effekt: Berghotels, wie hier das Romantik Hotel Muottas Muragl im Oberengadin, eröffnen grossartige Perspektiven.
Hotellerie Benjamin Schmid 24.03.2023

Gipfelhotel mit Bergpanorama: Mehr Natur geht nicht

Das Riffelalp Resort, das Romantik Hotel Muottas Muragl und das Alpinhotel Grimsel Hospiz – sie alle haben etwas gemeinsam: Sie sind Gipfelhotels der Extraklasse mit erstklassiger Panoramaaussicht. Nachhaltigkeit wird grossgeschrieben.

Wenn das Matterhorn früh morgens von goldigen Sonnenstrahlen geflutet wird, herrscht im Riffelalp Resort auf 2222 Metern über Meer bereits betriebsames Treiben. Vom Personalhaus «Bella Vista» schreiten die Mitarbeitenden der Frühschicht zur Arbeit. Während die Gornergrat Bahn die ersten Urlaubsgäste durch Arven- und Lärchenwälder in die Höhe transportiert, beginnt der Arbeitstag für Direktionsassistentin Christine Kalbermatten mit einer rund 4 Kilometer langen Wanderung von Zermatt hinauf zur Riffelalp (VS) und dem gleichnamigen Fünf-Sterne-Hotel. «Oft laufe ich zur Arbeit, um die Natur und die Bewegung zu geniessen», sagt Christine Kalbermatten. Die 44-jährige Deutsche arbeitet seit November 2000, mit einer 6-jährigen Pause zwischen 2014 und 2020, im Berghotel. Das Riffelalp Resort sei nicht einfach ein, sondern das Gipfelhotel und vereine berufliche Ansprüche mit Professionalität und einem wunderbaren Arbeitsort.

Mitarbeitende finden und langfristig binden

«Dadurch, dass die Riffelalp renommiert ist und wir Personalunterkünfte mit wöchentlicher Zimmerreinigung, Vergünstigungen in auserwählten Hotels und fairen Arbeitsbedingungen betreffend Überstunden anbieten, ist es für uns nicht sehr schwierig, tolle Mitarbeitende zu finden und langfristig zu binden», sagt Christine Kalbermatten. Grundsätzlich werden Vollzeitstellen angeboten und die Mitarbeitenden arbeiten entweder am Morgen frühestens ab 6.45 Uhr oder am Abend bis spätestens 23.30 Uhr. Was beim Personal ebenfalls gut ankomme, seien die vielfältigen Freizeitaktivitäten wie Biken, Wandern und Klettern im Sommer oder Skifahren und Snowboarden, Eislaufen und -klettern im Winter. Und: Sie können direkt vor der Haustüre durchgeführt werden.

«Oft laufe ich zur Arbeit,
um die Natur und die
Bewegung zu geniessen.»

Christine Kalbermatten
Direktionsassistentin Riffelalp Resort

Von der Natur abhängig

«Nachhaltigkeit ist gerade auf der Riffelalp wichtig, da wir in der Natur und von ihr abhängig sind», sagt Christine Kalbermatten. «Urlaubsgäste kommen, um die Natur zu geniessen, und wir als Hotel kennen unsere Verantwortung und bringen beides in Einklang. » Einerseits werde auf eine natürliche, traditionelle Bauweise geachtet, Elektrofahrzeuge und Elektroskidoos eingesetzt sowie heimische Gartenpflege betrieben. Andererseits lokal eingekauft und produziert, regelmässig Maschinen auf deren Ökoverträglichkeit geprüft und gegebenenfalls ersetzt, sowie Abfälle vermieden und streng getrennt. Darüber hinaus sei man bestrebt, Plastik zu vermeiden und die CO²-Emissionen zu eliminieren. «Wir unternehmen viel, damit die Riffelalp weiterhin der schönste Ort der Welt bleibt», sagt Christine Kalbermatten.

Einer der schönsten Arbeitsplätze

Anne-Pierre Ackermann, Gastgeberin im Romantik Hotel Muottas Muragl (GR), ist ebenfalls überzeugt, an einem der schönsten Orte zu arbeiten. «So eine Aussicht gibt es nur einmal auf der Welt», sagt Anne-Pierre Ackermann. Jeden Morgen, wenn sie vom Tal mit der Standseilbahn die gut 700 Höhenmeter überwindet und sich mit jedem zurückgelegten Meter der Blick über die Oberengadiner Seenplatte ausweitet, fühle sie sich privilegiert. «Es gibt nichts Schöneres, als nach der ‹Magic Hour› hoch über dem Oberengadin beim Mountain Dining in unserem Panoramarestaurant die internationale und einheimische Kundschaft zu bedienen», sagt die 42-jährige Engadinerin, die seit 2012 auf dem knapp 2500 Meter hohen Ausflugsberg arbeitet.

Fachkräftemangel ist zu spüren

«Seit Corona ist schweizweit ein Fachkräftemangel spürbar», sagt Anne-Pierre Ackermann. Während Stellen im Bereich Office, Service und Bar noch einfach abgedeckt werden können, sind das Besetzen von Rezeption, Betriebsassistenz, Restaurantleitung sowie die Rekrutierung von qualifizierten Chefs de Partie in der Küche deutlich schwieriger geworden. Mitarbeitende müssen belastbar und flexibel sein, gut ins Team passen und mit der Höhenlage klarkommen. Nicht nur die Stimmung und Aussicht vom Hotel sind einmalig, sondern auch das Team lebt untereinander einen guten und kollegialen Umgang: «Uns ist die Führung mit einer flachen Hierarchie wichtig», sagt die Gastgeberin. Dieser positive Team-Spirit und die verschiedenen Benefits im multikulturellen Unternehmen mit mehr als 450 Mitarbeitenden aus über 12 Nationen führen dazu, dass die Engadin St. Moritz Mountains AG als eine attraktive Arbeitgeberin bekannt ist.

Das erste Plusenergie-Hotel der Alpen

«Der nachhaltige, verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen ist die Grundlage für unsere tägliche Arbeit », sagt die Gastgeberin. 

Denn die eindrückliche Natur bilde sowohl die Basis für das Angebot als auch für das Bergerlebnis. «2010 wurde unser Betrieb zum ersten Plusenergie-Hotel der Alpen ernannt», sagt Anne-Pierre Ackermann. Mit der Renovierung 2010 wurde die Fläche verdoppelt und gleichzeitig der Energiebedarf um 64 Prozent reduziert. 56 Quadratmeter Röhrenkollektoren in den Scheiben der Fenster des Sockelgeschosses liefern die nötige Energie für das Warmwasser. 16 Erdsonden versorgen das Gebäude mit Erdwärme. Zusätzlich sorgt entlang der Bahntrasse eine Photovoltaikanlage für die benötigte elektrische Energie. Die Abwärme von Kühlanlagen, die Wärmerückgewinnung aus der Abluft sowie aus der Abwärme des Maschinenraums sind weitere ergänzende Massnahmen, welche aus dem neuen Gebäude einen nachhaltigen und umweltfreundlichen Betrieb machen. «In der Jahresbilanz produziert der Betrieb sogar mehr Energie als das Gebäude benötigt», resümiert Anne-Pierre Ackermann.

Das entlegenste 4-Sterne-Hotel der Schweiz

Wer im Winter einige Tage im Alpinhotel Grimsel Hospiz im Berner Oberland geniessen möchte, erlebt eine abenteuerliche Anreise. Die geführte Tour ist nur bei gutem Wetter möglich, starker Schneefall könnte die Anreise verunmöglichen. Zunächst geht es mit dem reservierten Postauto vom Hauptsitz der Kraftwerke Oberhasli AG (KWO) in Innertkirchen zu den Kraftwerken Handeck und von dort mit der Luftseilbahn bis zur Gerstenegg. Von da geht es durch das Kraftwerks-Labyrinth der KWO unterirdisch mit dem Bus weiter. Bevor man das Hotel auf knapp 2000 Meter über Meer erreicht, steht nochmals eine kurze Luftseilbahnfahrt mit der Hospizbahn an. Nicht nur den Gästen, sondern auch den Mitarbeitenden, die nicht im Hotel übernachten, wird gutes Schuhwerk, angemessene Winterbekleidung und leichtes Gepäck empfohlen.

«Wir schätzen die
Abgelegenheit, Ruhe
und Atmosphäre in
den Bergen.»

Marianne Meier
Geschäftsführung Grimselhotels

Die anspruchsvollste Saison bisher

Seit 2019 haben Marianne und Markus Meier die Geschäftsleitung der Grimselhotels inne. «Schon früher war die Suche nach geeignetem Personal schwierig », sagt Marianne Meier. Oft habe man Mitarbeitende per Mund zu Mund Werbung gefunden. «Aber den Sommer 2022 werden wir nicht vergessen. Es war die schwierigste Saison unserer Karriere.» Vor allem im Service und für die Rezeption fanden sie kaum Personal - und dies trotz Jahresstellen in einem Sterne-Hotel wie das Hotel- und Naturresort Handeck mit 15 Gault-Millau-Punkte Restaurant und speziellen Benefits: «Unsere Mitarbeitenden können die Bergbahnen der Grimselwelt gratis benutzen, profitieren von verschiedenen Rabatten, Vergünstigungen und Ermässigungen», informiert die 54-jährige Geschäftsleiterin.

Einmalige Atmosphäre inmitten der Natur

«Wir schätzen die Abgelegenheit, Ruhe und Atmosphäre in den Bergen», sagt Marianne Meier. Gemeinsam mit Partnern aus der Region habe man das Regio Netzwerk Oberer Brienzersee gegründet, um den regionalen Wirtschaftskreisläufen mehr Gewicht zu geben. «Viele Gäste kommen wegen der Natur», sagt die Geschäftsführerin, «deshalb ist es in unserem Interesse, ihr Sorge zu tragen.» Die Gäste werden darauf aufmerksam gemacht, dass sie sich in einem Naturschutzgebiet bewegen und entsprechende Richtlinien beherzigen müssen. Mit der Wärme, die die Rechner einer Firma abgeben, werden in der Handeck die Pools geheizt. Abklärungen zu Solaranlagen seien im Gange. Es werde in LED-Sparlampen ebenso investiert wie in die Installation neuer Fenster und die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte. Trotz herausfordernder Zeiten fühlt sich das Ehepaar Meier sehr wohl in der einzigartigen Grimselwelt: «Täglich verzaubert uns die einmalige Stimmung inmitten der Natur.»

Die Gäste den Sternen näherbringen

Gipfelhotels haben gemäss Vinzenz van den Berg, Leiter Unternehmenskommunikation bei HotellerieSuisse, eine einmalige Positionierungsmöglichkeit: «Sie bringen die Gäste den Sternen näher und bieten ihnen die Möglichkeit, oberhalb der Baumgrenze mit einem atemberaubenden Panorama aufzuwachen», sagt er. Während die Erreichbarkeit und die fehlende Flexibilität die Suche nach Mitarbeitenden erschweren können, sprächen die Natur sowie die Planbarkeit der Arbeitseinsätze für eine Anstellung in Gipfelhotels. Wegen der besonderen Lage ist die Ressourceneffizienz in Gipfelhotels von hoher Relevanz, da aufgrund der Verfügbarkeit auch die Preise höher sein dürften. Sicherlich ist der Bedarf an Heizwärme höher als im Branchendurchschnitt und der Fokus auf effiziente Gebäudehüllen und Geräte sowie Installationen ergibt deshalb einen Sinn. «Bezüglich Umwelt und Natur spielt Biodiversität und der schonende Umgang mit den vorhandenen Ressourcen eine wichtige Rolle», sagt Vinzenz van den Berg, «nicht zuletzt, weil die Natur einen Unique Selling Point (USP) der Gipfelhotels darstellt.» So können auch im Bereich Abfalltrennung hohe Standards gesetzt und punkto Lebensmittelbeschaffung der Fokus auf lokale und saisonale Produkte gelegt werden.

Vinzenz van den Berg, Leiter Unternehmenskommunikation bei HotellerieSuisse