Das Grandhotel Giessbach erhebt sich wie ein Märchenschloss aus der Belle Époque. Es besticht mit seinem atemberaubenden Ausblick auf den Brienzersee und den 14 Kaskaden des Giessbachs. Besonders schön ist die Anfahrt zum Grandhotel Giessbach per Schiff und anschliessender Fahrt in der ältesten Standseilbahn Europas. Neben der
«Nachhaltigkeit ist in
unserem genetischen Code.»
Bergstation liegt das Hotel, das vom Giessbachpark umsäumt wird und Hortensien, Dahlien und Astilben beherbergt. Doch nicht nur im Park blüht es, sondern auch im Gemüse- und Kräutergarten. Hier gedeihen auf rund 1000 Quadratmetern unter anderem Ananassalbei, Teefenchel und Tomaten, wie die Sorte Berner Rose. Unzählige Pflanzen wirken als Blickfänger, der Duft der Kräuter liegt in der Luft, und Besucherinnen und Besucher erkennen sofort, dass hier Nachhaltigkeit grossgeschrieben wird.
Mensch und Natur stehen im Zentrum
Eingebettet in Berge, Wälder und den Brienzersee liegt das Grandhotel Giessbach wie ein Bijou im Berner
Oberland. Nicht erst seitdem nachhaltiges Reisen salonfähig wurde, kümmern sich die Angestellten des Hotels liebevoll um die Natur- und Parkanlage. «Nachhaltigkeit ist in unserem genetischen Code», sagt Gastgeber und Direktor Mark von Weissenfluh. «Natur-, Tier- und Heimatschutz sind unglaublich
«Die Natur ist ein Wunder,
man muss nur
die Augen öffnen.»
schön in die Realität umgesetzt worden.» Einerseits wird der Strom fürs Hotel aus Wasserkraft gewonnen, andererseits verarbeitet die Küche des Restaurants «Le Tapis Rouge» saisonale Früchte, Gemüse und Kräuter aus dem eigenen Garten. Die Standseilbahn wird ebenso sorgfältig gewartet und saniert wie das Hotel. Ab Herbst 2022 wird das um 1857 als Pensionshaus erstellte und später als Kurhaus betriebene Gebäude, das heute als Unterkunft für die Angestellten genutzt wird, zum Kurhaus Giessbach Teamhotel umgebaut. Mit der Renovierung wird zugleich die Kegelbahn von 1909 originalgetreu nachgebaut und der 170 Quadratmeter grosse Kursaal soll dereinst als funktionaler Trainingsraum sowohl für Gäste als auch für Mitarbeitende und Mitglieder regionaler Vereine dienen. Weil dem Team um Mark von Weissenfluh auch die soziale Nachhaltigkeit wichtig ist, ermöglicht es Menschen dank vielfältiger Berufe und Ausbildungen den Wiedereinstieg in den Berufsalltag. «Wir sind ein leidenschaftliches Team, das den Menschen, der Natur und der gesamten Domäne Sorge trägt», resümiert Mark von Weissenfluh.
Grösstenteils ProSpecieRara-Sorten
Der historische Gemüsegarten wird bereits auf Plänen von 1897 erwähnt. Seit 2020 originalgetreu wiederhergerichtet, wird er vom Gartenteam mit viel Liebe und Herzblut gehegt und gepflegt. «Wir verfolgen das Konzept: vom Garten direkt auf den Teller», sagt Birgit Siemens, die gemeinsam mit Hélène Forrer die Leitung der Gartenanlagen und der Floristik innehat. Mit dieser Vorgehensweise entfallen Transportwege ebenso wie Verpackungsmaterialien, dafür ermöglicht sie dem Restaurant «Le Tapis Rouge» eine nachhaltige Selbstversorgung. Damit das Biogemüse und die ProSpecieRara-Sorten ihren Geschmack entfalten und gut gedeihen können, sei es wichtig, mit natürlichen Mitteln zu arbeiten, um Beikraut und unwillkommene Tiere fernzuhalten. «Wir arbeiten nicht nur in der Natur, sondern auch mit der Natur», erklärt Birgit Siemens. Einerseits spiele der Mondkalender bei den Aussaaten und Pflanzungen eine entscheidende Rolle, andererseits würden bei Schädlingsbefall Nützlinge verwendet. So kommen bei Blattlausbefall einheimische Siebenpunkt-Marienkäfer- Larven oder biologische Mittel wie Brennnesseljauche zum Zug. Hauptsächlich werden Gemüse und Kräuter geerntet, darunter auch viele Wildkräuter. Mittlerweile gibt es aber auch etwas Obst und Beeren. «Jede Blüte ist ein Farbtupfer, ist Seelennahrung für uns und erfreut uns jeden Tag mit ihrem Dasein», sagt Birgit Siemens und Hélène Forrer ergänzt: «Die Natur ist ein Wunder, man muss nur die Augen öffnen.»
Bodenschonende Anbaumethode
Wer auf alte Sorten setzt, kennt die Vorteile der Vierfelderwirtschaft. Sie ist eine bodenschonende Anbaumethode, die auch in Giessbach praktiziert wird. Da jede Gemüsepflanze unterschiedliche Ansprüche an den Boden und seine Umgebung hat, ist es für grosse Gärten sinnvoll, in vier Feldern Gemüse anzubauen. Im ersten Jahr ist das erste Beet das für Starkzehrer, das Beet daneben ist das für Mittelzehrer, das dritte Beet ist für Schwachzehrer und das letzte Beet bestücken Gartenfreunde mit einer Gründüngung, wodurch sich der Boden regeneriert. Im darauffolgenden Jahr rutschen die Zuständigkeiten immer ein Beet weiter. «So ist gewährleistet, dass für die entsprechende Pflanzengruppe immer genügend Nährstoffe je nach Beet vorhanden sind», führen die Gärtnerinnen aus. Weil Monokulturen den Boden auslaugen und seine Fruchtbarkeit senken, wird Methoden wie der Mischkultur und der Vierfelderwirtschaft in Zukunft noch grössere Bedeutung beigemessen. Birgit
«Wir arbeiten nicht nur
in der Natur, sondern
auch mit der Natur.»
Siemens und Hélène Forrer setzen auf Handarbeit: Statt Schnecken zu vergiften, werden sie frühmorgens gesammelt, und statt den Boden umzugraben, wird er tiefgründig gelockert. Die Gärtnerinnen bringen Mulch aus abgemähtem Gras oder Laub aus, weil der Boden dadurch besser Wasser speichern kann und der Wasserverbrauch reduziert wird. Eine der wichtigsten Rollen im Garten spielen die Insekten, denn sie sind für die Bestäubung zuständig. «Ohne Insekten würde das ganze System zusammenbrechen», sagt Hélène Forrer. Sie seien deshalb sehr glücklich darüber, dass im Naturpark Giessbach viele verschiedene Schmetterlinge, Bienen und Spinnen leben.
Im Einklang mit der Natur
Die beiden Gärtnerinnen tauschen sich nicht nur untereinander immer wieder aus, sondern auch mit den Gästen und Besucherinnen und Besucher des Naturparks. «So werden wir auf neue Methoden und alte Weisheiten aufmerksam oder lernen ganz neue Herangehensweisen kennen», sagt Birgit Siemens. «Wir tragen Sorge zur Natur. Jede Pflanze und jedes Insekt hat eine bestimmte Aufgabe im Ökosystem.» Besonders als Gärtnerin sei es wichtig, dass man durch Beobachtung von der Natur lerne, um gewisse Vorgänge nachvollziehen zu können. Darüber hinaus lernen sie bei Weiterbildungen stetig Neues dazu. Nicht zuletzt um die gelernte Theorie in die Praxis umzusetzen, hat die Giessbach-Gärtnerei zwei Gewächshäuser: ein Warm- und ein Kalthaus. Während das Warmhaus vorwiegend im Frühjahr genutzt wird, um Setzlinge biologisch nach dem Mondkalender zu ziehen, werden im Kalthaus kälteresistentere Pflanzen überwintert und im Sommer Tomaten und Basilikum kultiviert. Im Warmhaus herrscht ein tropisches Klima, welches von wärmeliebenden Pflanzen wie Paprika bevorzugt wird. Nach dem Warmhaus kommen die Setzlinge in das Kalthaus und danach in die Frühbeetkästen, wo sie auf das Leben im Gemüsegarten vorbereitet werden, sich also an Sonneneinstrahlung, Temperatur etc. gewöhnen können. Dank der Gewächshäuser könne man auch mal etwas ausprobieren und speditiv auf Veränderungen reagieren. Äussere Einfl üsse wie Tiere, Wetter und Klima können ihre Pläne jederzeit durchkreuzen. «Das ist normal, wenn man im Einklang mit der Natur arbeitet und ärgert uns deshalb nicht. Aus jeder Erfahrung ziehen wir unsere Lehren und passen unsere Arbeit entsprechend an», sagt Hélène Forrer.
Auf der Wunschliste der Köche
Seit 2015 gibt es im GiessbachNaturpark eine Hortensien- und
eine Astilbensammlung von ProSpecieRara, welche man an der Nordwestseite des Hotels bestaunen kann. Mittlerweile wurden die Samm lungen um Dahlien erweitert. «Wir fokussieren uns auch bei der Gemüse, Fruchtund Obstauswahl mehrheitlich auf die ProSpecieRaraSorten», sagt Birgit Siemens. Der Kräutergarten wurde 2019 erweitert, damit möglichst viele Kräuter von der Wunschliste der Köche angebaut werden können. Durch die grosse Vielfalt entdecken auch die Gäste immer wieder Neues und werden geschmacklich inspiriert. «Bei uns im Kräutergarten befinden sich einige Perlen», sagt Hélène Forrer. Ananassalbei beispielsweise ist vielseitig einsetzbar, sei es im Kräutersalat, als Tee oder auf dem Dessert. Teefenchel erfreue nicht nur die «Rüebliraupe», sondern auch die Köche, denn er gibt dem Fischgericht das gewisse Etwas. Brennnesseln wiederum sind für viele Insekten ein wichtiger Nahrungslieferant, finden aber auch in der Küche kreative und gesunde Verwendung. «Auch bei den Tomaten kultivieren wir alte Sorten wie Berner Rose, Baselbieter Röteli oder birnenförmige Gelbe», informiert Birgit Siemens.
Jedes Gericht hat eine Geschichte
Die Gäste des Grandhotels Giessbach haben mit dem Parkrestaurant und dem Restaurant «Le Tapis Rouge» die Qual der Wahl. Beide Restaurants verwenden saisonale und biologische Produkte – wenn immer möglich aus dem eigenen Garten. Das führt dazu, dass die Speisekarte vielfältiger ist, dafür öfter gewechselt wird, da sie den Rhythmus der Natur und des Erntezyklus wiedergibt. «Gerichte oder zumindest Zutaten daraus wechseln wöchentlich, teils täglich», sagt Executive Küchenchef Lukas Stalder, «aber wir haben das Glück, aus einem grossen Kräuter- und Gemüsegarten direkt vor der Haustüre aussuchen und ernten zu dürfen, was wir tagesaktuell brauchen.» Essbare Wildpflanzen
«Was für andere Hummer,
Kaviar und Ähnliches ist,
sind bei uns mit Liebe und
Leidenschaft gehegte
Gemüse und Kräuter.»
sorgen für kulinarische Überraschungen und geniessbare Blüten sprechen nicht nur den Gaumen, sondern auch das Auge an. «Im ‹Le Tapis Rouge› versuchen wir Produkte wie Brot, Käse, Öle und so wei ter selbst herzustellen», sagt der Executive Küchenchef. Alles, was aus dem Garten kommt und übrig bleibt, versuchen sie zu konservieren. Viele Gäste sind vom Ansatz «Vom Garten auf den Teller» begeistert und tauschen sich mit den Mitarbeitenden aus. Dabei erzählt das Küchen- und Servicepersonal zu jedem Gericht eine Geschichte, bei der es auf die Gewinnung, Herstellung und Verarbeitung eingeht. «Die eigenen Produkte sind unsere wahren Luxusgüter», sagt Lukas Stalder. «Was für andere Hummer, Kaviar und Ähnliches ist, sind bei uns mit Liebe und Leidenschaft gehegte Gemüse und Kräuter.»
GRANDHOTEL GIESSBACH | |
Zimmer: | 75 Zimmer, wobei in jedem Zimmer komplett unterschiedliche Möbelausstattungen stehen, da sie alle aus den Jahren vom Spendenaufruf 1984 bis heute stammen. |
Mitarbeitende: | Rund 90 Mitarbeitende, inklusive Teams Giessbachbahn, Gartenhäuser, Floristik und Gemüsegarten sowie Infrastruktur und Park. |
Kunstaustellung: | Seit 1989 einzigartige und permanente Kunstausstellung des Kunstmuseums Bern, die für alle Gäste zugänglich ist – mit Kunstwerken von Rappard, Giron, Buri, Castan und Vielen mehr. |
Giessbach-Nostalgie-Pass: | Wer den Aufenthalt direkt beim Hotel bucht, kommt automatisch in den Genuss des Giessbach- Nostalgie-Passes. Er beinhaltet: unlimitierte Schifffahrt auf dem Brienzersee, freier Eintritt ins Freilichtmuseum Ballenberg, gratis Nachmittagsfahrten auf das Brienzer Rothorn, kostenfreie Führung und Zutritt zur Schule für Holzbildhauerei in Brienz und freie Fahrt mit der Giessbach Standseilbahn. |