«Der Kunde ist König», das gilt ganz besonders in der Hotellerie und in der Gastronomie. Der Gast soll sich wohlfühlen. Tut er das nicht, wird umgehend eine schlechte Bewertung auf Google oder Tripadvisor hinterlassen und eine schlechte Erfahrung mit Freunden auf Social Media geteilt. Wenig überraschend also, wenn jeder Hotelier und jede Gastronomin den Gästen etwas bieten will. Was der Gast sieht, das muss in Top-zustand sein. Was der Gast nicht sieht, hat keine Priorität. Das kann fatale Folgen haben. Küchen, Heizung, Gebäudetechnik oder Wasserversorgung sind für den Gast verborgen. Und relativ betrachtet verursachen Energie-, Strom- und Wasserversorgung nicht die hohen Kosten. Aber es sind Kosten, die oftmals sehr stark gesenkt werden können – durch Effizienzmassnahmen oder Ersatzinvestitionen.
Know-how, Garantie und Finanzierung
Nun haben Hoteliers selten die Zeit oder das Knowhow, sich um diese Themen zu kümmern. Und bisweilen werden Investitionen in die sichtbaren Bereiche eines Betriebs vorgezogen. Aber es gibt intelligente Lösungen: Ein moderner Energiesparvertrag (Energiespar-Contracting ESC) bietet integrales Know-how, Projektplanung und -umsetzung, eine Energiespargarantie und falls notwendig auch eine Finanzierungslösung.
Das Prinzip ist ganz einfach: Der Hotelbesitzer schliesst einen Vertrag mit einem Energiedienstleister, einer so genannten ESCO (Energy Services Company), ab. Diese garantiert, dass mit der Umsetzung verschiedener Massnahmen eine bestimmte Energie-, Strom- oder Wassermenge pro Jahr eingespart wird.
«Nach Ablauf des Einsparvertrags kommt die gesamte Einsparung der Besitzerin der Liegenschaft zugute.»
Als Entschädigung erhält der Dienstleister jährlich einen Anteil an den eingesparten Energiekosten (siehe Grafik unten links). Damit wird sein Aufwand finanziert. Übernimmt der Dienstleister die Finanzierung des Projekts, so werden Amortisation und Kapitalkosten ebenfalls über die Einsparung finanziert. Das ist vor allem dann sinnvoll, wenn ein grosses Einsparpotenzial besteht. Nach Ablauf des Einsparvertrags kommt die gesamte Einsparung der Besitzerin der Liegenschaft zugute.
In der Praxis erprobt
Das Konferenzhotel Starling in Genf ist ein Beispiel eines solchen Projektes. 2012 konnten dank Energiespar-Contracting zahlreiche Effizienzmassnahmen in den Bereichen Heizung, Kühlung und Beleuchtung umgesetzt werden. Seither spart man viel Energie und Geld – sogar wesentlich mehr als die vorgesehenen 126’000 Franken pro Jahr. Dank besserer Leistung und zusätzlichen Massnahmen werden jährlich 270’000 Franken gespart. Die Investitionssumme belief sich auf insgesamt 535’000 Franken und wurde von den Services industriels de Genève SIG als ESCO finanziert. Der Einsparvertrag lief über vier Jahre. In dieser Zeit amortisierten die Vertragspartner die getätigte Investition komplett. Die Einsparung an Energiekosten teilten sich die SIG und Starling.
Dasselbe Prinzip hat Siemens als ESCO zusammen mit dem Hotel CrownePlaza in Genf angewendet. 750’000 Franken hat der Finanzierungspartner von Siemens investiert. Damit konnten 24 Ventilatoren der Lüftungsanlagen ersetzt und die Automatisierung ausgebaut werden. Die Beleuchtung ersetzte man in verschiedenen Räumen und man optimierte die Wärmeverteilung. Zudem hat der Dienstleister ein modernes System zur Kontrolle des Energieverbrauchs installiert. Denn um jährlich Bilanz zu ziehen, muss man den tatsächlichen Verbrauch kennen. Siemens hat gegenüber dem Hotel garantiert, dass 85’418 Franken pro Jahr eingespart werden. Die Vertragspartner haben eine Laufzeit von acht Jahren vereinbart.
Viele Vorteile
Für Besitzerinnen von Liegenschaften ist dieses Modell aus verschiedenen Gründen äusserst attraktiv:
- Betriebs- und Energiekosten sinken langfristig
- Energieeinsparungen sind vertraglich garantiert
- Viele Risiken übernimmt der Energiedienstleister
- Hoteliers sparen Zeit und können sich auf das Kerngeschäft konzentrieren
- Know-how bringt der Energiedienstleister mit
- Transaktionskosten sinken erheblich
Der Energiedienstleister auf der anderen Seite gewinnt langjährige Kundenbeziehungen. Spart er mehr Energie ein als ursprünglich berechnet, wird er normalerweise am Erfolg beteiligt (Bonus). Wird das Energiesparziel nicht erreicht, bezahlt der Dienstleister die Differenz (Malus) – allerdings nur, wenn er auch wirklich für die schlechte Performance verantwortlich ist. Effekte durch beispielsweise warme Winter oder Nutzungsänderungen in der Liegenschaft können nicht dem Dienstleister angelastet werden. Das Energiespar-Contracting ist also eine Win-Win-Situation für Hoteliers und Dienstleister. Das liegt vor allem daran, dass der Dienstleister ein eigenes Interesse hat, möglichst viel Energie zu sparen. Der Hotelier kann sich auf einen einzigen Dienstleister verlassen und muss nicht mehr selbst verschiedene Techniker und Installateure koordinieren. Das übernimmt die ESCO, genauso wie die Schulung des technischen Personals, falls dies notwendig wird.
«Das Energiespar-Contracting ist eine Win-Win-Situation für Hoteliers und Dienstleister.»
Kein Komfortverlust
In der Hotellerie und Gastronomie steht der Komfort für den Gast im Zentrum. Ängste, dass durch Energieeffizienz der Komfort leidet, sind unberechtigt. Die Praxis zeigt, dass oft schon die Überprüfung von Anlageneinstellungen oder der Ersatz von einzelnen Komponenten viel bringt. Der Gast merkt davon nichts. Ein Energiespar-Contracting heisst auch nicht immer, grosse Ersatzinvestitionen vorzunehmen – selbst wenn diese nach Ablauf der Lebensdauer von Anlagen sowieso notwendig sind. So genannte Betriebsoptimierungen helfen kurz- und mittelfristig ebenfalls, Kosten zu sparen. Wichtig ist, dass man einen Betrieb, ein Gebäude ganzheitlich betrachtet und eine sorgfältige Analyse des vorhandenen Energiesparpotenzials und des anstehenden Sanierungsbedarfs durchführt. Das macht normalerweise ein dafür ausgebildeter Experte. Danach wird schnell klar, welche Art von Energiesparvertrag die beste Lösung für jeden einzelnen Fall ist.
swissesco als Anlaufstelle
Energiesparverträge dieser Art sind nichts Neues. Bereits seit den frühen 1990er-Jahren sind sie in den USA beliebt, später führten sie auch in Europa zu ersten Erfolgen. Die Nachbarländer der Schweiz sind allerdings in der Entwicklung des Marktes weiter als die Branche hierzulande. Deshalb haben sich zehn Energiedienstleister 2015 im Verband swissesco vereint – mit dem Ziel, dem Energiespar-Contracting in der Schweiz zum Durchbruch zu verhelfen. Mittlerweile ist der Verband auf über 40 Mitglieder angewachsen. Swissesco ist ein Fachverband, der Grundlagen schafft, Austausch ermöglicht und sich für neue Geschäftsmodelle einsetzt, die auf Basis von Einsparverträgen die Energieeffizienz erhöhen. Er vereint Akteure aus verschiedenen Bereichen, um dem interdisziplinären Charakter von Energiespar-Contracting gerecht zu werden: Energieversorger, Ingenieurberater, Facility Manager, Technologieanbieter, Installateure, Finanzierer sowie Universitäten und Fachhochschulen. 2017 ist swissesco eine Partnerschaft mit Hotelleriesuisse eingegangen und hat eine Kurzbroschüre entwickelt, die auf die Bedürfnisse der Hotellerie zugeschnitten ist.
Bundesamt für Energie an Bord
Der Verband swissesco arbeitet seit seiner Gründung eng mit dem Bundesamt für Energie (BFE) zusammen. Energieeffizienz im Gebäudebereich ist zudem ein wichtiger Pfeiler der 2017 vom Stimmvolk genehmigten Energiestrategie 2050 des Bundes. Zusammen mit dem BFE hat swissesco 2016 einen Leitfaden für die Umsetzung von Energiesparprojekten entwickelt. Dieser ist auf der Website von swissesco frei verfügbar und erklärt Schritt für Schritt, wie Projekte geplant und umgesetzt werden und wie Energieeinsparungen gemessen und verifiziert werden. Swissesco bietet zudem Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Partnern für die Umsetzung von Projekten und informiert Interessierte, auch Hotel- und Gastrobetriebe, wie sie vorgehen sollten. Der Erfolg, gemessen an der Einsparung von Energiekosten, ist hier buchstäblich garantiert.
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