Beverage 04.01.2018

Durchzogene Bilanz für die Getränkebranche

Der Verband Schweizerischer Mineralquellen und Soft-Drink-Produzenten (SMS) lud heute zu seiner Jahrespressekonferenz ein.

Erfreulich und bedingt durch den heissen Sommer 2015 wuchs der Mineralwasserkonsum im letzten Jahr um 4.7% auf 964‘900‘000 Liter (Vorjahr 921‘400‘000 Liter). Dies entspricht einem Pro-Kopf-Konsum von rund 115 Litern. Der Konsum von Erfrischungsgetränken nahm leicht um 1.5% von 594‘300‘000 Liter auf 603‘400‘000 Liter zu. Der Pro-Kopf-Verbrauch beträgt hier wie im Vorjahr rund 72 Liter. Nicht nur das Wetter hat einen grossen Einfluss auf die Mineralwasser- und Erfrischungsgetränkebranche, sondern auch die politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen. Frankenschock, Einkaufstourismus, Margendruck und rückläufige Tourismuszahlen führen dazu, dass die Branche gleichzeitig innovativ aber auch noch effizienter arbeiten muss, um profitabel zu bleiben und die Arbeitsplätze in der Schweiz sichern zu können.

Statistik Mineralwasser
Im Kalenderjahr 2015 hat der Mineralwasser-Gesamtmarkt ein Wachstum von 4.7% auf 964‘900‘000 Liter (Vorjahr 921‘400‘000 Liter) verzeichnet. Die Inlandproduktion steigerte sich um 2.3% von 565‘800‘000 Liter auf 578‘800‘000 Liter. Die Exporte wuchsen von 7‘600‘000 Liter auf 7‘900‘000 Liter, was einer Zunahme von 3.9% entspricht. Die Importe nahmen von 363‘200‘000 Liter um 8.5% auf 394‘000‘000 Liter zu.

Die Importe machen einen Anteil von nahezu 41 Prozent der gesamten Mineralwasserverkäufe aus. Mineralwässer aus Italien mit 47.8%, Frankreich mit 41.6% und Deutschland mit 9.7% machen 99.1% aller Importe aus. Mehrheitlich stammen diese Mineralwässer aus Quellen ganz in der Nähe der Schweiz.

Der provisorisch berechnete Pro-Kopf-Konsum dürfte sich auf rund 115 Liter belaufen. Damit ist Natürliches Mineralwasser das beliebteste (kalte) Getränk in der Schweiz.

Statistik Erfrischungsgetränke
Der Gesamtverkauf der Erfrischungsgetränke nahm im Vergleich zu 2014 leicht um 1.5% von 594‘300‘000 Liter auf 603‘400‘000 Liter zu. Die Inlandproduktion ging hingegen um 1.9% von 515‘400‘000 Liter auf 505‘800‘000 Liter zurück. Auch die Exporte verringerten sich von 42‘100‘000 Liter auf 35‘300‘000 Liter, was einer Abnahme von 16.2% entspricht. Die Importe wuchsen von 121‘000‘000 Liter um 9.8% auf 132‘900‘000 Liter und machten 22% der gesamten Erfrischungsgetränkeverkäufe aus.

Die Importe stammen mehrheitlich aus Deutschland (33.4%), Italien (26.8%), Frankreich (12.4%), Tschechische Republik (7.4%), Österreich (4.7%), Polen (3.9%) und Portugal (3.9%). Der starke Anstieg der Importe ist aufgrund der Euroschwäche und dem damit einhergehenden Einkaufstourismus beziehungsweise den Parallelimporten durch Schweizer Detailhändler zu erklären.

Politische Herausforderungen
Nach wie vor hält die Swissness-Diskussion die Lebensmittelbranche auf Trab. Der Bundesrat hat das Verordnungsrecht zur Swissness-Vorlage im letzten September genehmigt. Die neue Swissness-Gesetzgebung und insbesondere die Verordnung über die Verwendung von schweizerischen Herkunftsangaben für Lebensmittel (HasLV) lassen für unsere Branche aber weiterhin etliche Fragen unbeantwortet. Der Gesetzgeber bestimmt zwar in Art. 3 HasLV, dass das Wasser in die Swissness-Berechnung einbezogen werden darf, wenn es für ein Getränk wesensbestimmend ist und nicht der Verdünnung dient, doch zeigt sich nun im Einzelfall, dass es Unschärfen gibt. Hier bemüht sich der SMS, um eine klare Auslegung der Rechtslage.

Eine andere politische Baustelle, die die Lebensmittelbranche insgesamt in Atem hält, ist das Projekt LARGO. Im Juni 2015 eröffnete der Bund das Anhörungsverfahren zu diesem Projekt, mit dem das schweizerische Verordnungsrecht im Bereich der Lebensmittel an das europäische angepasst werden soll. Über 2‘000 Seiten zu 27 Verordnungen mussten analysiert und verglichen werden. Klar ist, dass ein solch grosses Unterfangen auch viele Fragen und Unsicherheiten aufkommen lässt. Bundesbern ist somit gefordert, gerade hier nicht den bekannt-berüchtigten Swiss Finish einzuführen. Ziel muss es sein, technische Handelshemmnisse ab- und nicht neu aufzubauen!

Die World Health Organisation (WHO) hat im April 2015 in ihrem Kampf gegen Übergewicht die Empfehlung herausgegeben, den Konsum von Zucker auf unter fünf Prozent der täglichen Energieaufnahme zu reduzieren. Und in Europa werden die Forderungen nach neuen „Steuern“ auf Lebensmitteln wie unlängst die Pläne für eine Zuckersteuer auf Erfrischungsgetränken in Grossbritannien immer wieder laut.

Tatsache ist, dass Erfrischungsgetränke in Europa weniger als 3% der durchschnittlichen täglichen Kalorienzufuhr ausmachen. Übergewicht und starkes Übergewicht (Adipositas) sind neben genetischen und soziodemographischen Faktoren zur Hauptsache auf eine unausgewogene Ernährung und auf zu geringe körperliche Betätigung zurückzuführen. Die Bekämpfung von Übergewicht kann somit nur mit einem ganzheitlichen Ansatz erfolgen. Eine Besteuerung von zuckerhaltigen Erfrischungsgetränken bringt daher nichts. Es hat sich auch immer wieder gezeigt, dass solche diskriminierenden Vorstösse nicht nur die finanzielle Last der Konsumenten erhöhen, sondern vor allem auch einkommensschwächere Haushalte belasten, ohne die öffentliche Gesundheit zu verbessern noch die Übergewichtsraten zu reduzieren.

Die Mitglieder des SMS bieten eine breite Auswahl an kalorienreduzierten bzw. kalorienfreien Getränken an. Sie deklarieren offen und transparent den Energiegehalt ihrer Getränke. Sie sprechen sich gegen eine Bevormundung des Konsumenten aus und setzen vielmehr auf Eigenverantwortung. Der Konsument soll die Wahlfreiheit haben.

Anforderungsreiches Wirtschaftsumfeld
Der Frankenschock und die damit einhergehende Zunahme des Einkaufstourismus und der Parallelimporte führen dazu, dass die Branche gleichzeitig innovativ aber auch noch effizienter arbeiten muss, um profitabel bleiben und die Arbeitsplätze in der Schweiz sichern zu können. Der noch höhere Margendruck aus dem Detailhandel, die rückläufigen Hotellerie- und Gastronomiezahlen mit dem Ausbleiben der Touristen aus dem europäischen Raum aufgrund des schwachen Euros sind weitere Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt.

Mineralquellen helfen in Notlagen
Die Mitglieder des SMS verabschiedeten 2015 eine Absichtserklärung, in der sie sich bereit erklären, in Notlagen schnell und unbürokratisch Mineralwasser zu liefern. Eine Ortschaft mit verunreinigtem Leitungswasser – wie unlängst in Le Locle geschehen – soll den nächstgelegenen Abfüller von Natürlichem Mineralwasser um Hilfe bitten können, worauf dieser Wasser in Sixpacks à 1,5 Liter Flaschen liefert. Es geht dabei um die Versorgung der Bevölkerung in den ersten 3 Tagen nach einem Versorgungsunterbruch. Grundsätzlich würde hier die Selbstversorgung zum Tragen kommen, da aber grosse Teile der Bevölkerung nicht mehr über einen genügenden Notvorrat für diesen Zeitraum verfügen, wurde das Bundesamt für Wirtschaftliche Landesversorgung aktiv und initiierte die Zusammenarbeit mit dem SMS.

www.mineralwasser.chund www.erfrischungsgetraenke.ch

VON:
KA BOOM Media