Weltgesundheitstag, Internationaler Tag der Demokratie, Tag der Menschenrechte: Mit der Festlegung von internationalen Tagen wollen die Vereinten Nationen die Aufmerksamkeit von Menschen auf der ganzen Welt auf ein bestimmtes Thema lenken, sie informieren und mobilisieren. Im Dezember 2016 gab die UNO-Vollversammlung auch der nachhaltigen Gastronomie ihren eigenen Tag. Doch diese Botschaft ist bis heute nicht in der Schweiz angekommen.
Mit ihren internationalen Tagen lädt die UNO Staaten, Organsiationen und Gruppen dazu ein, Aktionen zum Thema des Tages durchzuführen. Sie sieht es laut ihrer Website als «Sprungbrett für aufsehenerregende Aktionen». An sich eine gute Idee, finden Branchenvertreter, die wir am Rande der Veranstaltung Fokus Food Save dazu befragt haben.
MIRKO BURRI
Gründer und Küchenchef, «Mein Küchenchef»
«Tag der nachhaltigen Gastronomie? Tönt interessant. Ich habe zwar noch nie davon gehört, fände es aber super, um etwas Spezielles zu machen und den Gästen zu zeigen, was die Gastronomie im Bereich Nachhaltigkeit tut. Die wichtigste Botschaft wäre, warum gutes Essen etwas kostet. Denn viele Gastronomen wollen nachhaltig sein, schaffen es aber nicht, weil sie die Preise für nachhaltiges Essen nicht an die Gäste weitergeben können. Ein Tagesmenü würde dann eben 25 statt 16 Franken kosten. Das ist die Schwierigkeit, das müsste diskutiert werden – an einem solchen Tag, aber dann auf jeden Fall auch darüber hinaus, denn ein Tag alleine bringt nichts.»
SONJA SEIFFERT
Fachspezialistin Nachhaltige Entwicklung, Hotelleriesuisse
«Ich höre jetzt zum ersten Mal von diesem Tag. Das wäre eine Gelegenheit, um für ein Thema zu sensibilisieren, aber Nachhaltigkeit in der Gastronomie braucht mehr als einen Tag. Die Betriebe sollten Nachhaltigkeit als Grundphilosophie in der Strategie verankern und langfristig und täglich etwas dafür tun. Wir als Verband sind langfristig am Thema dran und haben es strategisch verankert.»
FLORIAN JENZER
Geschäftsführer Restaurant Freibank, Bern
«Ich wusste nicht, dass es diesen Tag gibt. Grundsätzlich ist es immer eine gute Idee, über Nachhaltigkeit in der Gastronomie zu sprechen. Ob es genau am 18.
Juni sein muss, bleibe dahingestellt. Das Wichtigste bei Aktionen zu diesem Tag wäre, dass die breite Bevölkerung etwas vom Thema mitbekommt. Man müsste Möglichkeiten finden, die Leute direkt auf der Strasse auf das Thema Nachhaltigkeit anzusprechen und sie dafür zu sensibilisieren. Ich könnte mir ein Mitmachen durchaus vorstellen.»
ALEXANDER PABST
Foodways Consulting AG
«Tag der nachhaltigen Gastronomie? Das sagt mir überhaupt nichts, obwohl ich 13 Jahre in der Gastronomie gearbeitet habe und mich noch heute mit Lebensmitteln
beschäftige. Ich finde, die Schweiz sollte auf jeden Fall mitmachen. Potenzial gibt es reichlich, ich sehe die Hebel etwa bei der Menügestaltung und der Reduktion von Abfällen. Aufklärung, Sensibilisierung und Austausch unter den Betrieben benötigen Zeit bis Änderungen sichtbar werden.»
FRANZ HOFER
Geschäftsführer Ökonomische Gemeinnützige Gesellschaft Bern (OGG), Vizepräsident foodwaste.ch
«Auch wenn ich noch nie vom Tag der nachhaltigen Gastronomie gehört habe: Das finde ich eine gute Sache! Gerade im Bereich Food Waste gibt es in der Gastronomie
durchaus Handlungsbedarf. Ich arbeite nicht im Gastrobereich, aber aus unserer Erfahrung im Bereich Privathaushalte weiss ich, dass die Vermeidung von Food Waste mit Lust verbunden sein muss. Wir hatten ein cooles Buchprojekt mit Mirko Burri. Wenn die Botschaft auf positive Art und ohne erhobenen Mahnfinger transportiert wird, dann kommt es gut.»