Black Sheep Foodliner​​​​​​​
Gastronomie Tobias Fischer 18.10.2018

Das schwarze Schaf auf der Überholspur

Viele Foodtrucks sehen cool aus, bieten kulinarisch aber zu wenig, findet der Thurgauer Sternekoch Christian Kuchler.
Mit seinem Foodliner Black Sheep will er es besser machen.

«Essen soll eine Reise durch das Reich der Sinne sein, die einen bleibenden Eindruck hinterlässt». Das ist das Credo in der Taverne zum Schäfli in Wigoltingen (TG), einem renommierten Haus mit zwei Michelin-Sternen und 18 Gault-Millau-Punkten. Die Reise wird hier durchaus auch wörtlich genommen: Schon die ­Eltern des heutigen Chefs Christian Kuchler – Wolfgang und Marlis Kuchler-­Weber – verliessen die Küche im traditionellen Riegelhaus regelmässig, um bei Kundinnen und Kunden zuhause zu kochen. Christian Kuchler zieht nun seit März im grösseren und moderneren Stil los, mit dem Foodtruck unter dem Label «BLACK SHEEP by christian kuchler».

Inspiration in Singapur und Kopenhagen

Dass Christian Kuchler nun «das rollende Genusserlebnis» anbietet, hat seinen Ursprung in zwei Beobachtungen. Die eine war ­positiv und im Ausland: In Singapur und Kopenhagen war er begeistert von den Streetfood-Angeboten, von Foodtrucks und Foodständen. Die zweite Beobachtung war negativ und in der Schweiz: «Hier sehen viele Foodtrucks cool aus, sie werden aber von Hobbyköchen betrieben», sagt er. Sein Interesse war auf jeden Fall da, der Foodtruck bald auch – «er wurde mir vor zwei Jahren angeboten». Doch für einen Betrieb auf dem angestrebten hohen Niveau braucht es selbstverständlich mehr als einen Truck und einen Chef.

Rollende Küche, laufende Anpassungen

Christian Kuchler benötigte ein Konzept, ein Menü, einen Platz für den Truck und vor allem auch Platz im Truck. «Wir kochen zu zweit oder zu dritt, dann ist es schon sehr eng», sagt Kuchler. Deshalb habe er alles, was er nicht brauche, aus der rollenden Küche rausgenommen. Ein Prozess, der immer noch andauert. «Die Fritteuse zum Beispiel, die habe ich noch nie gebraucht. Also kommt die weg und ich nutze den Platz für anderes.» Wie die Kücheneinrichtung werde auch das Angebot immer wieder angepasst. Nach zahlreichen erfolgreichen Einsätzen – vom 30. Geburtstag über Banken- und Versicherungsevents bis zu Personalausflügen und Messen – stellt der Thurgauer Koch fest: «Unser Angebot ist zu gross! Bis jetzt wollte noch niemand die Flammkuchen oder die Nachos, die wir auf der Black-Sheep-Karte haben. Wir werden die Karte überdenken und kürzen, wenn der Truck Winterpause macht.»

Vom Erfolg überrascht

Zu den Hits auf der Karte gehören unter anderem Clubsandwiches, raffinierte Hot Dogs und Burger. Zum Beispiel der Kahuna Burger, der im Film Pulp Fiction vorkommt, oder der Burger The Black Sheep mit Black Angus Patties, Spiegelei, Speck und Saucen. «Unsere Burger sind aufwendig, da brauche ich Profis im Foodtruck», erklärt Kuchler, «sonst sind wir gleich weit wie die anderen.» Und gutes Personal für die zahlreichen Einsätze zu finden, sei das Schwierigste. «Ich hatte nicht mit diesem Erfolg und mit so vielen Aufträgen gerechnet: Alleine im September war der Foodtruck zwölf Mal im Einsatz.» Also brauche er, der daheim im Restaurant mit nur zwei Köchen zusammenarbeitet, für den Truck zusätzliche und eben gute Köche. «Mein damaliger Lehrmeister und mein Berufsschullehrer haben mir schon geholfen, Kollegen von früheren Stationen … Wer dabei ist, hat Spass!»

Improvisieren in Privatküchen

Der Spass darf bei Christian Kuchler nicht zu kurz kommen, sei es beim Kochen, beim Ausprobieren von Neuem und beim Improvisieren. So kocht auch er sehr gerne in Privatküchen, wie früher schon seine Eltern. Nur mit dem Unterschied, dass das heute «Homecooking» heisst. Und natürlich, sagt Kuchler schmunzelnd, habe er ein paar weitere Ideen für die Zukunft. «Aber für den Moment habe ich mit dem Restaurant, dem Foodtruck und dem Homecooking genug zu tun.»

Weitere Informationen erhalten Sie hier:

Taverne zum Schäfli, Black Sheep Foodliner

Tobias Fischer

Autor: Tobias Fischer