Business-Praxis Tobias Fischer 31.08.2020

Cause we care: Gemeinsam für den Klimaschutz

Bei der Initiative von myclimate verdoppeln Tourismusbetriebe den freiwilligen Beitrag des Gastes und fördern damit auch eigene Nachhaltigkeitsprojekte.

Im Zürcher Fünfsternehotel Dolder Grand ist die Nachhaltigkeit fester Bestandteil der Unternehmenskultur. Das kann man auf der Website nicht nur lesen, sondern auch gleich aktiv unterstützen. Denn bei der Zimmerbuchung erscheint ein zusätz­licher Betrag von vier Franken pro Übernachtung. Mit dem Hinweis darauf, dass dies ein Beitrag für eine klimaneutrale Übernachtung ist – er ist freiwillig und lässt sich mit einem Klick von der Rechnung nehmen. Es ist der Beitrag für Cause We Care, eine Initiative der Schweizer Klimaschutzstiftung myclimate, welche die Idee der CO²-Kompensation schon im Flugverkehr zum Fliegen brachte.

Gast und Gastgeber spannen zusammen

Bei Cause We Care können Unternehmen aus allen Sparten des Schweizer Tourismus mitmachen. Und so funktionierts: Bezahlt eine Kundin oder ein Kunde den freiwilligen Beitrag zur CO²-Kompensation der jeweiligen Leistung, investiert das Unternehmen seinerseits den gleichen Beitrag in den Klimaschutz. Gast und Gastgeber setzen sich gemeinsam fürs Klima ein – das ist das «We» von Cause We Care. Eine wei­tere Besonderheit: Die Beiträge kommen nicht nur von zwei Seiten, sie fliessen auch auf zwei Seiten. Mit der Hälfte der Beiträge unterstützen die beteiligten Touris­musunternehmen ausgewählte myclimate-Projekte im Ausland, die andere Hälfte fliesst in einen eigenen Klimafonds. So fördert das Dolder Grand einerseits ein Projekt zur Herstellung und Verbreitung effizienter und klimafreundlicher Kocher in Madagaskar. Anderer­seits steht das Geld aus dem eigenen Klimafonds für energetische Massnahmen im Hotel zur Verfügung. «Eines der grösseren Projekte in diesem Jahr ist sicher die Umstellung auf LED-Beleuchtung im ganzen Haus», sagt Stefan Aerni, Quality Manager der Dolder Hotel AG.

«Es ist keine Spende. Man bezahlt für eine Dienstleistung, nämlich Klimaneutralität.»

Stefan Aerni
Quality Manager
Dolder Hotel AG

Weitere Effizienzmassnahmen, die das Dolder Grand mit Geld aus dem Klimafonds finanzieren könnte, betreffen die Lüftung, Kälteanlagen und die Wasseraufbereitung im Badbereich. Stichwort Bad: Während der freiwillige Klimaschutzbeitrag bei Übernachtungsbuchungen standardmässig aufgeführt wird (Opt-out), hat sich das Dolder Grand im Spa- wie auch im Eventbereich für das Opt-in-Prinzip entschieden. «Da wird der Kunde proaktiv angefragt», so Stefan Aerni. Dass es dabei noch einiges zu erklären gibt, liegt auf der Hand. Zum einen ist das Dolder Grand erst seit Anfang Jahr bei Cause We Care dabei, zum anderen startete das Programm auch erst dann richtig – nach einer zweijährigen Pilotphase. «Es ist wichtig, dass unsere Mitarbeitenden mit Gastkontakt gut erklären können, dass nicht nur der Gast, sondern auch der ­Betrieb einen Beitrag leistet. Und welche Projekte damit unterstützt werden», sagt Stefan Aerni. Die Rückmeldungen der Gäste seien gut bis sehr gut, nur einzelne hätten gesagt, sie wollten «nichts spenden». «Hier ­waren natürlich weitere Erklärungen nötig», betont Aerni. «Denn es ist keine Spende. Man bezahlt für eine Dienstleistung, nämlich Klimaneutralität.»
 

Als Marke etablieren

Dass je länger, je weniger Erklärungen nötig sind, das wünscht man sich selbstverständlich auch bei myclimate. Mediensprecher Kai Landwehr: «Unser Ziel ist, Cause We Care schweizweit im Tourismus- und Eventbereich zu etablieren – als Programm, das die Gäste kennen. Und als Marke, auf die sie bei der Planung ihrer Reisen und Freizeitaktivitäten bewusst achten.»

Aktuell beteiligen sich rund 60 Unternehmen an der Initiative, darunter Hotelketten, Destinationen, Veranstalter und, als Partner der ersten Stunde, die Schweizer Jugendherbergen. In den Jugis wurde die Idee der Beitragsverdoppelung durch den Gastgeber geboren.
 

«Unser Ziel ist, Cause We Care schweizweit im Tourismus- und Eventbereich zu etablieren.»

Kai Landwehr
Mediensprecher
Stiftung myclimate

Die Schweizer Jugendherbergen und myclimate, seit über zehn Jahren Partner, hätten sich gemeinsam überlegt, wie man die CO²-Emissionen einer einzelnen Übernachtung bewerten und kompe­nsieren kann, erzählt Kai Landwehr. «Da der CO²-Fussabdruck bei einer einzelnen Übernachtung nicht sonderlich gross ist, kamen wir auf die Idee, dass der Gastgeber den Betrag verdoppelt und dass ein Teil davon für lokale Klimaschutzmassnahmen eingesetzt wird.» Für ein eigenes Klimaschutzprojekt könnte ein Tourismusbetrieb auch einfach selbst einen Klimabeitrag einführen. «Stimmt», sagt Kai Landwehr, «doch die Beteiligung an Cause We Care bringt ihm verschiedene Vorteile. Etwa die extern zertifizierte und nachgewiesene Kompensation im Ausland mit myclimate. Damit kann man dem Gast die Wirkung klar zeigen.» Ein weiterer Pluspunkt sei die Beratung. «Wir prüfen, ob die Ideen, die ein Unternehmen für den lokalen Klimafonds hat, auch wirklich den gewünschten ­Effekt fürs Klima haben. Gemeinsam entwickeln wir dann die Massnahmen.» Gerade die lokalen Projekte würden die Idee der Klimaneutralität für den Gast fassbar machen, sagt Kai Landwehr. So können auch Gäste der Kartause Ittingen eins zu eins sehen, was aus ihrem Klimabeitrag wird.

 

Geld für langfristige Projekte

Die Kartause Ittingen, ein ehemaliges Kloster in der Nähe der Thurgauer Hauptstadt Frauenfeld, bietet 68 Hotelzimmer sowie diverse Veranstaltungsräume und führt einen eigenen Gutsbetrieb. «Die Kartause hat die Nachhaltigkeit in der DNA, deshalb passt Cause We Care bestens zu uns», sagt Hoteldirektor Valentin Bot. «Cause We Care erleichtert die Kommunikation gegenüber dem Gast. Als Label macht es unser Engagement sichtbar.» Und sichtbar ist eben auch, wohin die zwei Franken fliessen, die der Gast pro Zimmer und Nacht zahlen kann. Oder das eine Prozent, das als freiwilliger Zuschlag auf den Preis für Seminare, Hochzeiten, Bankette und andere Veranstaltungen erhoben wird, um diese klimaneutral zu machen – eben: immer mit Verdoppelung durch den Gastgeber. Beim aktuellen Hauptprojekt, das aus dem Klimafonds finanziert wird, geht es darum, auf einem Teil der historischen Dächer Regenwasser zu sammeln, um damit den Garten zu bewässern. Bisher brauchte man Leitungswasser dafür. Dieses Projekt zeige einen der grossen Vorteile von Cause We Care, sagt Valentin Bot: «Damit kann man Projekte realisieren, die sonst einen schweren Stand hätten, weil sie sich erst nach einigen Jahren bezahlt machen.»

«Cause We Care macht unser Engagement sichtbar.»

Valentin Bot
Hoteldirektor
Kartause Ittingen

Um Wasser geht es übrigens auch beim myclimate-­Projekt, das die Kartause Ittingen im Ausland unterstützt: In Uganda werden Schulen und Haushalte mit Technologien für die Trinkwasserreinigung ausgestattet. Damit muss das Wasser nicht mehr abgekocht werden, und das schont die Wälder und das Klima. Ein Projekt, das weit, weit ausserhalb der alten Thurgauer Klostermauern realisiert wird, sich aber trotzdem anschaulich erklären lässt. Für Valentin Bot ist klar: «Dank myclimate kann sich der Gast darauf verlassen, dass das Geld auch wirklich dort ankommt.»

 

 

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Autor: Tobias Fischer